Abeles, Otto (1879–1945), Schriftsteller, Journalist und Jurist

Abeles Otto, Schriftsteller, Journalist und Jurist. Geb. Rohatetz, Mähren (Rohatec, CZ), 1. 5. 1879; gest. Tröbnitz, sowjetische Besatzungszone, Deutschland (D), 25. 5. 1945; mos. Sohn von Siegmund Abeles und Rosa Abeles, geb. Schrager, Vater des Arztes Benjamin Abeles (geb. 1909). – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Brünn studierte A. ab 1898 Jus in Wien; 1905 Dr. jur. Danach war er bis 1928 als Jurist bei der Kaiser Ferdinands-Nordbahn beschäftigt. Gemeinsam mit Berthold Feiwel, Robert Stricker und Hermann Kadisch zählte A. zu den Begründern der zionistischen Studentenverbindung Veritas und der zionistischen Bewegung in Mähren. Zusammen mit →Ludwig Yomtov Bató gab er 1915–21 den „Jüdischen Nationalkalender“ heraus. 1919 war A. Mitbegründer, Kulturredakteur und Theaterkritiker der ersten zionistischen Tageszeitung „Wiener Morgenzeitung“, ab 1926 bis zur Einstellung der Zeitung 1927 gemeinsam mit →Leopold Plaschkes Herausgeber und Chefredakteur. A. publizierte u. a. in den Zeitschriften „Jüdische Volksstimme“, „Die Welt“, „Neue Welt“, „Neue jüdische Monatshefte“, „Menorah“, „Jüdische Rundschau“, „Selbstwehr“ sowie in der Tageszeitung „Neues Wiener Journal“. 1921 gehörte er dem Komitee für die Unterstützung des jüdischen Nationalmuseums in Palästina an. Ab 1928 war er als Delegierter des Keren Hajessod, des Spendenfonds für die jüdische Wiederaufnahme in Palästina, in mehreren europäischen Ländern tätig und leitete ab 1933 das niederländische Büro in Amsterdam. 1939 hielt er sich zu einem mehrwöchigen Besuch in Palästina auf, kehrte jedoch nach Amsterdam zurück. Nach der Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit aus „rassischen“ Gründen im Dezember 1940 wurde ihm im Mai 1941 auch sein Doktortitel durch die Universität Wien aberkannt. Im Mai 1944 wurde A. über das Durchgangslager Westerbork in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Er starb nach der Befreiung an den Folgen der KZ-Haft.

Weitere W. (s. auch Lexikon deutsch-jüdischer Autoren): Jüdische Flüchtlinge, 1918; Die Genesung, 1920; Besuch in Erez Israel, 1926; Zehn Jüdinnen, 1931; Begegnung mit Juden, 1936. – Ed.: H. Zuckermann, Gedichte, 1915. – Teilnachlass: Central Zionist Archives, Jerusalem, IL.
L.: Bolbecher–Kaiser; Hall–Renner; Lexikon deutsch-jüdischer Autoren 1, 1992; D. J. Mühl, Die „Wiener Morgenzeitung“ und R. Stricker, in: Zwischen Selbstbehauptung und Verfolgung. Deutsch-jüdische Zeitungen und Zeitschriften von der Aufklärung bis zum Nationalsozialismus, ed. M. Nagel, 2002, S. 265; Lexikon deutschmährischer Autoren, ed. I. Fiala-Fürst, 2002; „... eines akademischen Grades unwürdig“. Nichtigerklärung von Aberkennungen akademischer Grade zur Zeit des Nationalsozialismus an der Universität Wien, ed. H. Posch – F. Stadler, 2005, S. 65f.; UA, WStLA, beide Wien.
(E. Adunka)  
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)