Abenthung (Abentung), Josef (1779–1860), Organist, Komponist, Lehrer und Freiheitskämpfer

Abenthung (Abentung) Josef, Organist, Komponist, Lehrer und Freiheitskämpfer. Geb. Götzens (Tirol), 19. 2. 1779; gest. ebd., 2. 8. 1860; röm.-kath. Sohn von Franz Abenthung, Bauer und Mesner (vermutlich auch Organist), und Elisabeth Abenthung, geb. Graßmayr. – A. erhielt Orgelunterricht beim Stamser Zisterzienser Zacharias Hirnsperger. Ab 1794 war er als Lehrer, Mesner und Organist in seiner Heimatgemeinde tätig. Ein vielfach kolportiertes Studium bei seinem Landsmann →Johann Bapt. Gänsbacher in Wien um 1810 ist unwahrscheinlich, denn dieser wurde erst 1824 als Domkapellmeister nach Wien berufen; vielleicht nahm A. Unterricht bei Gänsbacher, als dieser in Innsbruck tätig war (1814–24), doch wird er in Gänsbachers Autobiographie „Denkwürdigkeiten aus meinem Leben“ nicht erwähnt. A. gründete bereits 1793 in Götzens eine „türkische Musikbande“, aus der die noch bestehende Musikkapelle hervorging, der A. bis zu seinem Tod als Kapellmeister vorstand. Er komponierte für den Bedarf von Kirchenchor, Schule (Schulkantaten) und Musikkapelle Götzens über 500 Werke in unterschiedlichsten Besetzungen. A. vertrat den Ruralstil der Schullehrermusik seiner Zeit und nahm sich Komponisten wie Joseph Alois Holzmann, Alois Bauer und Gänsbacher zum Vorbild. Sein Renommee als Komponist und Musikpädagoge verbreitete sich über den gesamten Tiroler Raum. Sein umfangreicher musikalischer Nachlass, der im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum überliefert ist, zeugt von vielfältigen Kontakten mit Lehrer- und Organistenkollegen und von seinen breit gefächerten musikalischen Interessen. Schon zu Lebzeiten erhielt er den Beinamen „Götzner Mozart“. Bis 1853 unterwies er laut eigenen Angaben gemeinsam mit seinem Sohn 289 Zöglinge. Er betrieb Handel mit seinen eigenen Kompositionen, mit Musikalien allgemein, Instrumenten (bis hin zu „Wiener Flügeln“) sowie mit Obst und Flachs. Für Musiker bot er zahlreiche Handreichungen zum Verkauf an, darunter Grifftabellen, Erklärungen zu den Orgelregistern und sein „Pracktisches Handbuch für Cantor und Organisten“, eine bedeutende Quelle zur kirchenmusikalischen Praxis in Tiroler Dorfkirchen im frühen 19. Jahrhundert (handschriftliche Exemplare befinden sich im Nachlass im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum). A. initiierte die Errichtung einer neuen Orgel in der Götzner Pfarrkirche (gebaut von Joseph Reinisch, 1830/31). Als Hauptmann der Götzner Schützenkompanie erwarb er sich im Kampf gegen Bayern und Franzosen 1809 große Verdienste, wurde verwundet und später als Veteran geehrt. 1853 wurde ihm für seine Leistungen als Pädagoge das silberne Verdienstkreuz verliehen. Ersteinspielungen von Werken A.s erfolgten im Rahmen von CD-Produktionen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum und des Instituts für Tiroler Musikforschung.

Weitere W.: Messen, Requien, Litaneien, Offertorien und andere kirchenmusikalische Werke, Stücke für Blasmusik, Trompetenaufzüge, Orgelstücke. – Schriften: Beschreibung der gewöhnlichen Orgelregister (Mss., Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum).
L.: oeml; Volks- und Schützen-Zeitung 15, 1860, S. 577f.; E. Eigentler, in: Volksmusik, 1952, Nr. 4, S. 51; E. Eigentler, in: Land Tirol 3, 1952, Nr. 6, S. 5; Tiroler Bauernzeitung 52, 1959, Nr. 25, S. 5; E. Eigentler, in: Tiroler Nachrichten, 1960, Nr. 186, S. 5; A. Reichling, in: Die Orgel als sakrales Kunstwerk 3, ed. F. W. Riedel, 1995, S. 194f.; F. Gratl, in: Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum 86, 2006, S. 223ff.; F. Gratl, in: Jahrbuch des RISM-Österreich, ed. M. Jahn – K. Petermayr, 2010, S. 65ff.
(F. Gratl)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)