Adam, Karl (1821–1898), Politiker und Unternehmer

Adam Karl, Politiker und Unternehmer. Geb. Innsbruck (Tirol), 19. 1. 1821; gest. ebd., 14. 1. 1898. Sohn des um 1817 aus Mals im Südtiroler Vinschgau zugewanderten Spezereiwarenhändlers und Gründers der (heute noch als Marke erhaltenen) Adambrauerei Franz Josef Adam (gest. 30. 6. 1830) und dessen aus Silz stammender Frau Maria Elisabeth Adam, geb. Margreiter; ledig. – A. führte zuerst das väterliche Spezereigeschäft in Innsbruck, verkaufte dieses jedoch und wurde Gesellschafter der Messingfabrik Habtmanns Eidam im steirischen Frauenthal. Er gehörte über viele Jahre dem Innsbrucker Gemeinderat an und fungierte 1861–64 als erster konstitutioneller Bürgermeister der Stadt (liberale Partei). Der Rückzug von diesem Amt erfolgte aufgrund von Unstimmigkeiten innerhalb der eigenen Partei. A.s bedeutendste Verdienste liegen im Ausbau der städtischen Verwaltung, des Fürsorgewesens und der Infrastruktur (Verbesserungen im städtischen Steuerwesen, Armenordnung, Erweiterung des Spitals sowie des Friedhofs, Schulneubau im Stadtteil St. Nikolaus, Verhandlungen über den Erwerb des Gaswerks). Während seiner Amtszeit erfolgte die Gründung der medizinischen Fakultät an der Universität. Im Zusammenhang mit dem im April 1861 erlassenen Protestantenpatent lieferte sich der liberale A. polemische Auseinandersetzungen mit dem Obmann des Katholischen Volksvereins und Redakteur der „Tiroler Stimmen“ →Josef Greuter. 1852–78 Mitglied der Innsbrucker Handels- und Gewerbekammer, hatte er 1872–78 deren Vizepräsidentschaft inne. 1878–90 stand er der Innsbrucker Sparkasse vor, die in dieser Zeit stark ausgebaut wurde. 1866 wurde A. zum Kommandanten der Stadtmiliz ernannt. Er war weiters in der lokalen Freiwilligen Feuerwehr sehr engagiert (erster Kommandant, später Ehrenmitglied). Als bis ins fortgeschrittene Alter aktiver Turner war er auch Mitbegründer des Innsbrucker Rettungscorps. Zu Beginn der 1880er-Jahre setzte er sich maßgeblich für eine Erweiterung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum ein. 1863 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Klasse.

L.: Innsbrucker Nachrichten, 14. (mit Parte), 15., Neue Tiroler Stimmen, 15. 1. 1898; K. Fischnaler, Innsbrucker Chronik 1–5, 1929–34, s. Reg. (mit Bild); W. Eppacher, in: Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck 24, 1961, Nr. 6, S. 3f.; Innsbrucker Adressbuch 50, 1976, S. 19; J. Justic, in: Innsbruck – Die Landeshauptstadt informiert, Februar 2009, S. 20; Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, beide Innsbruck, Tirol.
(L. Morscher)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)