Adler, Guido (1855-1941), Musikwissenschaftler

Adler Guido, Musikwissenschaftler. * Eibenschitz (Mähren), 1. 11. 1855; † Wien, 15. 2. 1941. Absolvierte 1868–74 das Konservatorium d. Ges. der Musikfreunde, wo ihn Anton Bruckner und O. Desoff in Komposition, W. Schenner und J. Dachs im Klavierspiel unterrichteten. Mit seinen Kollegen Artur Nikisch und Felix Mottl zu den besten Schülern des Konservatoriums zählend, wurde ihm die Ehre zuteil, Rich. Wagner und Franz Liszt in Huldigungsansprachen zu begrüßen. Zur Sicherung der Existenz begann er 1873 Jus zu stud., 1878 Dr.jur., und trat dann in das Wr. Handelsgericht ein. Neben seinem Dienst vertiefte er sich aber in das Studium aller musikalischen Probleme dieser bewegten Zeit; befaßte sich besonders mit der sich damals disziplinierenden exakten Musikwiss., 1880 Dr.phil., habil. 1882 an der Univ. Wien, 1885 ao. Prof. an der Univ. Prag, 1898–1927 als Nachfolger Hanslicks Ordinarius in Wien. Als Forscher methodisch bahnbrechend, Anreger, Begründer und Leiter unentbehrlich gewordener Publikationsreihen, Enzyklopädien u.a.m. Immer wachen künstlerischen Sinnes, voll gütigen Verständnisses für den Nachwuchs, schuf A. in seinem Musikwiss. Seminar jene glückliche Atmosphäre, in der sich eine große Zahl verschiedenstartiger Begabungen entfalten konnte. Seine Schüler wirken heute an akad. Lehrstühlen, an Konservatorien und in angesehenen künstlerischen Positionen über die ganze Welt verteilt.

W.: Die historischen Grundklassen der christlichabendländischen Musik, Diss. 1880; Studien zur Geschichte der Harmonie. Habil. Schrift, 1881; Umfang, Methode und Ziel der Musikwissenschaft, 1885; Wiederholung und Nachahmung in der Mehrstimmigkeit, 1886; Richard Wagner, 1904, 1923; Über Heterophonie, 1908; Der Stil in der Musik, 1911, 1929; Methode der Musikgeschichte, 1919; Handbuch der Musikgeschichte, 1924, 2. Aufl. 1930 (im 2. Bd. die erste Enzyklopädie der Musikwissenschaft unter Heranziehung versch. Spezialforscher veranstaltet); zahlreiche Abh. zur Vorbereitung und Herausgabe der „Denkmäler der Tonkunst in Österr.“ (seine wichtigste Lebensarbeit), 1894 ff; mehrere Nekrologe (Gustav Mahler, Joh. Strauß, Fr. Chrysander etc.).
L.: G.-Adler-Festschrift, 1930; Musik in Geschichte und Gegenwart 1; Musiklexika: Riemann; Einstein; Moser; Baker; Musica Sacra; Kürschner, 1931; NDB.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 6f.
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