Adolph, Karl (1869–1931), Schriftsteller und Beamter

Adolph Karl, Schriftsteller und Beamter. Geb. Wien, 19. 5. 1869; gest. ebd., 22. 11. 1931; röm.-kath. Sohn eines Maler- und Anstreichergehilfen und eines Dienstmädchens. – A. wuchs in materieller Not auf. Durch seinen Cousin, der zum Studium in Wien bei A.s Familie einquartiert wurde, lernte er die Klassiker der Literatur kennen und begann selbst zu schreiben. Nach der Absolvierung der Bürgerschule ging er bei seinem Vater, der selbstständiger Malermeister geworden war, in die Lehre. Daneben besuchte er die Abendklasse der allgemeinen Zeichenschule unter Direktor →Joseph Eugen Hörwarter. Zwar brach er die Ausbildung zum Kunstmaler ab, doch knüpfte er dort Freundschaften, die für sein späteres Leben bestimmend werden sollten, wie die zu seinem Studienkollegen Franz Schuster, der bei einem gemeinsamen Aufenthalt in Weißkirchen im Banat für die erste Veröffentlichung von A.s Gedichten im Wochenblatt „Nera“ sorgte und den Druckereibesitzer Karl Schulze zum Druck von A.s Gedichten überredete: 1897 erschien der Band „Lyrisches“ mit Illustrationen von Schuster und →Josef Jungwirth. Da das Buch aber kein kommerzieller Erfolg wurde, ließ Schulze die Auflage einstampfen, sodass nur wenige Exemplare erhalten geblieben sind. A. führte nach einem Unfall des Vaters dessen Malerbetrieb bis zum Tod seiner Eltern. Durch das Parteiorgan „Die Freiheit“ begeisterte er sich früh für die Sozialdemokratie. Ein Freund, der Maler →Leo Kober, brachte ihn 1901 als Redakteur zum Witzblatt „Die Bombe“. Später schrieb A. für die humoristische Wochenschrift „Die Muskete“. Kober stellte auch den Kontakt zum Wiener Verlag her, der ein Werk von A. annehmen wollte. Daraufhin schrieb A. seinen Roman „Haus Nr. 37“ über verschiedene Typen in einem Wiener Vorstadthaus. Sogenannte kleine Leute waren auch seine späteren Romanfiguren und immer hatten sie reale Vorbilder. Auf Anraten des Redakteurs Willi Handl gestaltete A. nach der Fertigstellung seinen Roman, der 1908 erschien (2. Aufl. 1919), neu. Im Jahr darauf begann A.s Laufbahn als Kanzleigehilfe und Kuvertschreiber in der Verwaltung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) auf Protektion des damaligen Vizedirektors →Eduard Meder. Im selben Jahr wurde seine einaktige Posse „Am 1. Mai“ von der Volksbühne unter →Stefan Grossmann im Theater in der Josefstadt mit Erfolg aufgeführt. Zudem erhielt er für „Haus Nr. 37“ einen mit 1.000 Kronen dotierten Preis aus der Bauernfeld-Stiftung. Trotzdem war es A. nicht möglich, seinen Brotberuf zugunsten der Schriftstellerei aufzugeben. 1910 wurde er an das Kaiser-Franz-Josef-Spital versetzt. In dieser Zeit erlitt er eine Sehnerventzündung, die schließlich seine Entlassung zur Folge hatte. →Karl Seitz bewirkte jedoch seine Wiedereinstellung und wenig später wurde A. ans AKH zurückversetzt. Sein Roman „Schackerl“ (1912) wurde ein großer Erfolg, zwei Jahre später folgte der Roman „Töchter“ (2. Aufl. 1921), der von Joseph Sternberg gekürzt und ins Englische übersetzt wurde. Beide Werke erschienen als Vorabdruck in der „Arbeiter-Zeitung“, in der A. ab 1914 auch als Feuilletonist tätig war. In der Zeitung „Arbeiterwille“ wurde 1913 „Haus Nr. 37“ als Fortsetzungsroman abgedruckt. Während des 1. Weltkriegs behielt A. seinen Posten am AKH, wurde in der Folge zum Adjunkt befördert und trat in den Ruhestand. 1924 veröffentlichte er den Band „Von früher und heute“, eine Auswahl von Kurzgeschichten, die bereits im Feuilleton der „Arbeiter-Zeitung“ gedruckt worden waren. Dort erschienen ab 1925 auch in unregelmäßigen Fortsetzungen seine Memoiren „Aus meinen Lebenserinnerungen“. Nach seinem Tod wurden als Erinnerungsfeier seine Einakter „Alter Bürgerstolz“ und „Es gibt noch Wunder“ im Margaretener Volksbildungshaus unter Karl Kneidlinger aufgeführt und Auszüge aus seinem epischen Schaffen gelesen.

Weitere W.: Teilnachlass: Wienbibliothek im Rathaus.
L.: AZ, 9. 1. 1909, 19. 5. 1929, 23. 11. 1931; Brümmer; Czeike; Hall–Renner; Killy; Nagl–Zeidler–Castle 4, 1937, s. Reg. (mit Bild); NDB; E. Harrer, K. A., phil. Diss. Wien, 1948; M. Omasta, in: J. v. Sternberg. The Case of Lena Schith, ed. A. Horvath – M. Omasta, 2007, S. 267ff.
(R. Müller)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 8
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