Alber, Gottlob (1846–1927), Architekt

Alber Gottlob, Architekt. Geb. Ludwigsburg, Württemberg (D), 6. 9. 1846; gest. Brno, Tschechoslowakei (CZ), 20. 3. 1927; evang. Verheiratet mit Rosa Alber. Über A.s Studium ist nichts bekannt. Seine Tätigkeit begann er im Bereich des Eisenbahnbaus: So beteiligte er sich in den 1870er-Jahren an der Errichtung der die Alpen querenden Gotthardbahn und der k. k. privilegierten Österreichischen Nordwestbahn. Vor 1880 ließ er sich dann im nordböhmischen Warnsdorf nieder. Bald danach platzierte er sich erfolgreich in mehreren Architekturwettbewerben: 1880 um die Mädchen-Bürgerschule in Reichenau (1. Preis, erbaut 1882), 1881 um das Rathaus in Wamberg (1. Preis, erbaut 1881) und die Turnhalle in Rumburg (geteilter 2. Preis). 1882 gewann er den 1. Preis für zwei weitere Wettbewerbsprojekte. Erstens für die Friedhofshalle in Rumburg, mit welcher allerdings der Prager Architekt Josef Benischek beauftragt wurde, der bereits die Turnhalle der Stadt projektiert hatte. Das zweite siegreiche Projekt – das monumentale Sparkassengebäude in Böhmisch Leipa mit einer kolossalen Säulenordnung – wurde 1883 verwirklicht. Die Stadt erteilte A. auch Aufträge für den Umbau des Rathauses (1884–86), den Bau der Friedhofshalle (1884) und des Stephanie-Aussichtsturms (1885) auf dem nahen Spitzberg. In Warnsdorf selbst erlangte A. jedoch nicht genügend Aufträge und so übersiedelte er mit seinem Büro schon zur Jahreswende 1884/85 nach Brünn. Im Herbst 1885 gründete er gemeinsam mit dem Baumeister Heinrich Schmid die Baufirma Schmid & Alber. Nach ihrer Auflösung 1893 eröffnete A. seine eigene Baukanzlei. Gemeinsam mit Schmid bzw. später auch allein entwarf und baute er eine Reihe von Mietshäusern in den neuen und sich rasch entwickelnden Brünner Stadtvierteln: So war er hier einer der Ersten, der Wohnungen mit moderner sanitärer Ausstattung ausführte. Anfang der 1890er-Jahre wurde er Stadtbaumeister. Zu seinen bedeutendsten späteren Aufträgen gehören die evangelischen Kirchen in Brünn (Bethlehem-Kirche, 1894–95) und Nimburg (1898). Sein Wettbewerbsprojekt für die Sparkasse im böhmischen Oberplan (1. Preis, 1894) wurde jedoch nicht realisiert. A., der ein sehr begabter Architekt war, verwendete gerne neue ungewöhnliche Formen, wobei seine Projekte dennoch nicht des monumentalen Reizes entbehren. Er arbeitete hauptsächlich im Neorenaissance-Stil, den er zugleich mit Formen des Barocks bereicherte. Nach 1900 wandte er sich dem aus dem floralem Jugendstil abgeleiteten Modernismus zu.

Weitere W.: s. Zatloukal.
L.: Tagesbote (Brünn), 24. 3. 1927; P. Zatloukal, Brněnská architektura 1815–1915, 2006, s. Reg. (mit W.); V. Laštovičková, Cizí dům? / Ein fremdes Haus? Architektura českých Němců 1848–91 / Die Architektur der Deutschböhmen 1848–91, 2015, s. Reg.
(V. Laštovičková)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)