Albert, František (Xaver) (1856–1923), Schriftsteller und Mediziner

Albert František (Xaver), Schriftsteller und Mediziner. Geb. Senftenberg, Böhmen (Žamberk, CZ), 29. 4. 1856; gest. Potštejn, Tschechoslowakei (CZ), 22. 7. 1923 (begraben: Kostelec nad Orlicí); röm.-kath. Aus einer großen bürgerlichen Familie stammend. Sohn des kulturell und politisch interessierten Uhrmachers Franz Albert, Bruder von →Eduard Albert, der u. a. als Übersetzer, Vermittler der tschechischen Literatur und Dichter wirkte, und der Schriftstellerin Terezie Albert, verheiratete Svatová (1858–1940); ab 1887 verheiratet. – A. besuchte die Gemeindeschule in seinem Geburtsort und verbrachte anschließend zwei Jahre in Hilbetten bei Wildenschwert, um die deutsche Sprache zu erlernen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Reichenau an der Kněžna (Matura 1877) begann er 1878 ein Studium der Medizin in Innsbruck, das er nach einem Semester in Wien 1882/83 wegen einer schweren Erkrankung erst 1884 abschloss (Dr. med.). Kurz wirkte er an der medizinischen Fakultät in Innsbruck und Prag, u. a. als Assistent von →Jan Bohumil Eiselt. Danach als praktischer Arzt in Wildenschwert tätig, übersiedelte er nach seiner Hochzeit 1887 nach Adlerkosteletz, wo er als herrschaftlicher Arzt bei den Grafen Kinsky zu Wchinitz und Tettau bis zu seinem Lebensende mit dem Ruf eines großen Philanthropen wirkte. Bereits von Jugend an hatte er sich den Naturwissenschaften, der Kunst und der Philosophie gewidmet und bemühte sich, diese in der Volksbildungsarbeit zu fördern. Daneben betätigte A. sich in der Politik, zuerst als Mitglied der Volks- bzw. Realistenpartei (Česká strana lidová, 1906–18 Česká strana pokroková), ab Anfang der 1920er-Jahre der Tschechoslowakischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und später der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei. Seine politischen Artikel, Kommentare sowie kurzen Skizzen über das kleinstädtische Alltagsleben oder die Natur und die Philosophie veröffentlichte er in „Besedy Času“, „Čas“, „Národní listy“, „Osvěta lidu“, „Rudé právo“ und in diversen Lokalblättern. Neben mehreren veröffentlichten Vorträgen (u. a. über Religion, Jan Amos Komenský, →Jan Evangelista Purkyně) publizierte er auch die Novelle „Skřítkové“ (1912) aus dem Altprager Milieu; im unvollendeten historischen Roman „Panský mušketýr“ (1921 in der Zeitung „Pochodeň“ in Fortsetzungen veröffentlicht) thematisierte er – wie in anderen Erzählungen – die soziale Lage des armen Bauerntums. Außerdem übersetzte A. einige belletristische und populärwissenschaftliche Werke aus dem Französischen (Charles De Coster, „Hrdinné, veselé i slavné příhody Thylberta Ulenspiegla a Lamma Goedzaka ve Flandřích i jinde, jak je vypravují“, als Fortsetzungsroman 1910 in „Národní listy“ erschienen, Neuaufl. 1933, 1949) und Englischen (Robert G. Ingersoll, „O bibli, bájích a zázracích“, 1924).

Weitere W.: (s. auch LČL; Píč, 1961): K odhalení pomníku J. A. Komenského v Kunvaldě, 1910; Dra F. A. Sebrané spisy životem, dějinami, přírodou, ed. J. Píč – B. Šmeral, 1924.
L.: Lidové noviny, Právo lidu, 24. 7. 1923; LČL (mit W.); Masaryk; F. Krejčí, in: Česká mysl 19, 1923, S. 318; J. Píč, in: Proletkult 2, 1923–24, S. 449ff.; J. Prošek, in: Panorama 11, 1933, S. 157 (mit Bild); J. Píč, in: F. A., Humanita, ed. J. Píč, 1961, S. 7 (mit W.); Slovník českých filozofů, ed. J. Gabriel, 1998 (mit Bild, online, Zugriff 24. 5. 2016); UA, Wien.
(V. Petrbok)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)