Alt, Franz Seraph (1821–1914), Maler

Alt Franz Seraph, Maler. Geb. Alservorstadt, Niederösterreich (Wien), 16. oder 17. 8. 1821; gest. Wien, 13. 2. 1914; röm.-kath. Sohn von →Jakob Alt und Maria Anna Alt, geb. Schaller, Bruder von →Rudolf Ritter von Alt; unverheiratet. – A. war Schüler seines Vaters sowie 1836–44 der Wiener Akademie der bildenden Künste (Unterricht bei →Karl Gsellhofer, →Leopold Kupelwieser und →Johann Nepomuk Ender). Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Rudolf wurde er schon in der Werkstatt des Vaters zum Kolorieren von Stichen und Lithographien herangezogen. Ursprünglich widmete sich A. dem Porträtfach, wechselte dann aber in die Architektur- und Landschaftsmalerei und ist ab 1844 künstlerisch selbstständig fassbar. Belegt sind Studienreisen nach Italien und Tirol (in Begleitung seines Vaters) und mit Erzherzog →Ludwig Viktor (der viele seiner Werke erwarb) nach Spanien und Portugal (1856/57, 1867), darüber hinaus auch nach London, Paris, Sankt Petersburg und Moskau (1854, 1869) sowie nach Deutschland, Belgien, in die Niederlande und die Schweiz (1853). Eine frühe Arbeit ist ein 1846 für Kasimir Graf Esterházy de Galántha ausgeführtes Album mit Ansichten von Tarvis und Umgebung im Umfang von 40 Aquarellen. Dessen Kindern gab A. auch Zeichenunterricht, wie er überhaupt im österreichischen Hochadel bestens vernetzt war. Im Zuge der Revolution von 1848 flüchtete die gesamte Familie Alt nach Schloss Stiebar, wo A. viele Jahre seine ständige Sommerwohnung haben sollte. Die Umgebung von Gresten bildet deshalb mit über hundert Aquarellen einen wichtigen thematischen Schwerpunkt im Œuvre des Künstlers. Anlässlich der Wiener Weltausstellung 1873 wurde ihm die Medaille für Kunst zuerkannt. In diesem Jahr entstand auch der bekannte Zyklus „Wien – Einst und Jetzt“, eine Serie von zwölf Aquarellen zur Dokumentation der damals aktuellen großen Bauvorhaben der Ringstraße mit unterschiedlichen Blickpunkten (Vedute, Vogelschau und Fokus auf stadtbildliche Details), ein Geschenk des österreichischen Generalkonsuls Friedrich Ritter von Rosenberg an Kaiser →Franz Joseph (I.). 1887 ist eine weitere Reise A.s nach Italien nachweisbar. A.s stilistische Stärke besteht – ausgehend von frühen, dichter ausgeführten Gouachen – in einer Technik, die sich durch das Nebeneinandersetzen zahlreicher Farbpunkte mit dem bevorzugt eingesetzten spitzen Pinsel und eine dadurch bewirkte unglaublich starke Durchsichtigkeit im Farbauftrag auszeichnet. Auf dieser technischen Basis können die (vorwiegend kleinformatigen) Landschaften und Stadtansichten A.s, der darüber hinaus für umfangreichere Alben und Ansichtenwerke (z. B. „Album von Hernstein“, ed. →Moritz Alois von Becker, 1882; „Aus den Alpen. Ansichten aus der Alpenwelt …“, 1.-5. Lfg., 1879) Vorlagen lieferte, durch miniaturhafte Genauigkeit und Präzision, zugleich aber auch durch eine unübertroffene atmosphärische Leichtigkeit charakterisiert werden. Sie formulieren zusammen mit dem Œuvre seines Bruders Rudolf die Spitzenleistungen der topographisch ausgerichteten Aquarellmalerei in Österreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. A.s Werk ist aufgrund einer peniblen Selbstregistratur durch den Künstler quantitativ gut fassbar und erreichte 1906 die Anzahl von 2.700 Objekten, wobei von einem Gesamtumfang von ca. 3.500 Werken (vorwiegend Aquarelle und Bleistiftzeichnungen) auszugehen ist. 1869 wurde A. Mitglied der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), 1896 erfolgte sein freiwilliger Austritt.

Weitere W.: s. Schuppanz; Koschatzky.
L.: AZ, Deutsches Volksblatt, FB, WZ (auch Abendausg.), 14. 2. 1914; AKL; Czeike; Eisenberg 1; Fuchs, 19. Jh.; NDB; ÖKL; Thieme–Becker; Wurzbach; R. Feuchtmüller, F. A., Gresten 1955 (Kat.); H. Schöny, Wiener Künstler-Ahnen 2, 1975, S. 103; M. L. Schuppanz, F. A., phil. Diss. Wien, 1980 (mit W.); W. Koschatzky, Rudolf von A., 2. Aufl. 2001, passim (mit tw. W.); Die Malerfamilie A., Wien 2007 (Kat.); ABK, Alservorstadtpfarre, beide Wien.
(W. Telesko)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 15
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