Altmütter, Georg (1787–1858), Technologe

Altmütter Georg, Technologe. Geb. Wien, 6. (24.) 10. 1787; gest. ebd., 2. 1. 1858; röm.-kath. Sohn des Bratschisten bei der Hofmusikkapelle Mat(t)hias Altmütter (geb. Bolderndorf ?, Niederösterreich, 11. 2. 1760; gest. Wien, 16. 9. 1821); ab 1831 mit Franziska Elisabeth Altmütter, geb. Fux (gest. vor 1857), verheiratet; ein Sohn. – A. inskribierte 1803 an der Universität Wien das Studium der Philosophie, wechselte 1805/06 nach Prag, wo er mit dem Jusstudium begann, das er nach seiner Rückkehr 1807 in Wien fortsetzte. Aus dieser Zeit stammt seine Bekanntschaft mit →Franz Grillparzer und →Joseph Schreyvogel. Bald wandte A. sich, seinen Neigungen folgend, dem Studium der Naturwissenschaften zu. Ab Dezember 1810 unterstützte er als „Kommissär“ →Johann Nep. Jassnüger an der Theresianischen Akademie bei dessen Versuchen zur Zuckergewinnung. Von April 1812 bis November 1815 war A. als Assistent der Physik am Theresianum und am physikalischen Kabinett beschäftigt, wo er auch Lehrerfahrung sammeln konnte. Anfang 1816 wechselte er als Assistent der Physik an das Wiener polytechnische Institut; Ende Juli wurde er dort zum Professor der Technologie ernannt. Zu seinen Aufgaben gehörte neben der Abhaltung von Vorlesungen die Pflege und der weitere Ausbau der Sammlungen des k. k. National-Fabriksprodukten-Kabinetts, die Beratung von Gewerbetreibenden in technischen Fragen und die Erstellung von Gutachten in vielfältigen technologischen und Privilegien-(Patent-)Angelegenheiten. Besondere Verdienste erwarb sich A. durch die Anlage einer umfangreichen systematischen Werkzeugsammlung, deren Überreste sich heute im Technischen Museum Wien befinden. Seine 1825 veröffentlichte „Beschreibung der Werkzeug-Sammlung des k. k. polytechnischen Institutes …“ (3. Auflage 1847) gilt als sein Hauptwerk. Darin wird erstmals der Versuch unternommen, die Mechanische Technologie (heute Fertigungstechnik) als eigene Disziplin zu betrachten. Darüber hinaus veröffentlichte A. zahlreiche technologische Abhandlungen in den „Jahrbüchern des Kaiserlichen Königlichen Polytechnischen Institutes in Wien“ (1819–39) sowie in →Johann Josef von Prechtls „Technologischer Encyklopädie“ (1830–52). Hier ist insbesondere auf seinen fast schon monographischen Artikel über „Stereotypie und Schriftgießerei“ zu verweisen. Auch eine Reihe von Erfindungen und technischen Verbesserungen geht auf A. zurück, u. a. die Verbesserung der Spielkartenfabrikation (1826), eine neue Guillochiermaschine (1826) und eine Anleitung zur Verfertigung der Erd- und Himmelsgloben (1829). 1835 gehörte er zu den Mitorganisatoren der ersten allgemeinen österreichischen Gewerbsprodukten-Ausstellung in Wien. Für seine dort präsentierte Guillochiermaschine wurde ihm eine Bronzemedaille zuerkannt. 1840 wurde A. zum Ehrenmitglied des Gewerbsvereins für das Königreich Hannover ernannt. Sein Assistent und bedeutendster Schüler war der Technologe und spätere Direktor der königlichen Polytechnischen Schule in Hannover →Karl Karmarsch. Ab 1854 zunehmend kränkelnd, ersuchte A. 1857 um seine Pensionierung, starb jedoch, bevor diese genehmigt wurde.

Weitere W.: s. Maresch – Janetschek.
L.: WZ, 28. 1. 1858; ADB; Czeike; Graeffer–Czikann; NDB; Wurzbach; 150 Jahre Technische Hochschule in Wien 2, ed. H. Sequenz, 1965, S. 17 (m. B.); G. Maresch – H. Janetschek, Werkzeuge aus der Biedermeierzeit. Die Werkzeug-Sammlung A., Wien 1980 (Kat., m. B. u. W.); H. O. Janetschek, in: ÖIAZ – Österreichische Ingenieur- und Architekten-Zeitschrift 135, 1990, S. 494ff. (m. B.); F. Grillparzer, Selbstbiographie, (2003), S. 48ff.; TU, UA, beide Wien.
(J. Mikoletzky)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 16f.
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A.s Guillochiermaschine von 1835