Amann, Paul; bis 1906 Paul Amschelberg, Ps. Polybe Newman (1884–1958), Schriftsteller und Übersetzer

Amann Paul, bis 1906 Paul Amschelberg, Ps. Polybe Newman, Schriftsteller und Übersetzer. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 6. 3. 1884; gest. Bridgeport, CT (USA), 24. 2. 1958; mos. Sohn des Beamten Moritz Amschelberg und von Gabriele Amschelberg, geb. Freund (geb. 3. 1. 1854; gest. KZ Theresienstadt, 13. 7. 1942); verwandt mit →Leopold Kompert; 1909 Heirat mit Marta Amann, geb. Popper (gest. 3. 9. 1920); ab 1924 verheiratet mit Dora Amann, geb. Iranyi (geb. 4. 9. 1894). – A., der bis zu seinem 14. Lebensjahr in Prag und danach in Saaz (Žatec) lebte, studierte 1903–04 sowie 1905–07 Germanistik und Romanistik an der Universität Prag, 1904–05 an der Universität Wien; 1907 Dr. phil. in Prag mit einer Dissertation über „Leopold Komperts literarische Anfänge“ (veröffentlicht als Heft 5 der „Prager Deutschen Studien“, 1907, reprographischer Nachdruck 1975). In Prag gehörte A. der zionistischen Studentenverbindung Bar Kochba an und war befreundet mit dem Philosophen Hugo S. Bergman(n), dem späteren Rektor der Hebräischen Universität in Jerusalem. 1907–08 Supplent in Reichenberg (Liberec), wirkte er 1909–10 als Gymnasialprofessor für Deutsch und Französisch in Jägerndorf (Krnov) sowie 1910–11 in Proßnitz (Prostějov). Ab 1911 lebte er in Wien, wo er bis 1922 an einer Realschule in Wien 2 und danach bis 1938 an der Goethe-Realschule in Wien 13 unterrichtete. Obwohl Pazifist, nahm er als Offizier (zuletzt Oberleutnant) am 1. Weltkrieg teil und wurde mehrfach verwundet. Er zählte zu den Mitarbeitern der von Martin Buber herausgegebenen Zeitschrift „Der Jude“, in der er u. a. 1919 den Artikel „Westjüdische Dynamik“ über die Assimilationsproblematik veröffentlichte. A. war mit Stefan Zweig, →Richard Beer-Hofmann, Felix Braun und Käthe Braun-Prager befreundet. Seine Korrespondenz mit dem von ihm bewunderten Thomas Mann wurde 1959 publiziert. A. übersetzte Werke von Jean-Richard Bloch, Guy de Maupassant, Henry de Montherlant, Maurice Maeterlinck und Romain Rolland (mit dem ihn auch eine langjährige Freundschaft verband) ins Deutsche sowie Werke von Stefan Zweig ins Französische. Im Februar 1939 flüchtete A. nach Frankreich, lebte zunächst in Paris, war aber von September bis Oktober in La Chaume interniert. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1940 floh er nach Montpellier, wo er von der American Guild for German Cultural Freedom und von Varian Frys Emergency Rescue Committee unterstützt wurde. Im September 1941 gelang ihm die Emigration in die USA. Dort war er zunächst als Arbeiter in einer Papierfabrik tätig. 1943–44 unterrichtete er als Sprachlehrer am Kenyon College (Gambier, OH), bevor er 1946–48 Assistant Professor am Mohawk College (Utica, NY) war und 1949–52 in derselben Funktion am Champlain College (Plattsburgh, NY) wirkte. A., ab 1934 Studienrat, wurde 1937 für seine Verdienste um die französische Literatur zum Offizier der Académie Française in Paris ernannt. Sein Nachlass befindet sich im Leo Baeck Institute in New York, die Korrespondenz mit Thomas Mann in der Stadtbibliothek Lübeck.

Weitere W. (s. auch Heuer; Spalek): Tradition und Weltkrise, 1934; Kristall meiner Zeit. Verschonte Verse 1914–1955, 1956; etc.
L.: Bolbecher–Kaiser; Hall–Renner; Hdb. der Emigration 2; Th. Mann, Briefe an P. A. 1915–1952, ed. H. Wegener, 1959; Z. Altmann, Die mildere Zone Österreichs. Th. Mann und P. A., in: Bulletin des Leo Baeck Instituts (Jerusalem) 3, 1960, Nr. 9–12, S. 151–154; Lexikon deutsch-jüdischer Autoren 1, red. R. Heuer, 1992 (m. W.); Deutsche Intellektuelle im Exil, red. W. Berthold u. a., Frankfurt am Main 1993, S. 378, 431, 438 (Kat.); Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933, 4/1, ed. J. Spalek u. a., 1994, S. 49–51 (m. W.); R. Gangl, P. A. – Leben und Werk. Ein Leben in zwei Welten, phil. DA Wien, 1995 (m. B.); R. Streibel, „ ... dass unser Kontakt sich nie wieder ganz lösen möge ...“ Th. Mann und der österreichische Schriftsteller und Übersetzer P. A., in: Zwischenwelt 25, 2008, Nr. 3/4, S. 38–41 (m. B.); UA, Wien; UA, Praha, CZ.
(E. Adunka)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)