Andrlík František Josef, Ps. Jan Drlík, Jaroslav Lipovský, Róza Kratochvílová, Schriftsteller und Lehrer. Geb. Politschka, Böhmen (Polička, CZ), 21. 9. 1852; gest. Wildenschwert, Protektorat Böhmen und Mähren (Ústí nad Orlicí, CZ), 28. 11. 1939. Sohn eines Schneiders und Kaufmanns. – Nach dem Besuch der deutschsprachigen Gemeinde- und Realschule studierte A. 1868–71 an der tschechischen Lehrerbildungsanstalt in Königgrätz. Danach wirkte er als Unterlehrer in Weipersdorf und ab 1873 bis zu seiner Pensionierung 1912 als Lehrer an der Volksschule in Wildenschwert, wo er Deutsch, Tschechisch und Musik unterrichtete. Nach dem Ende der Balkankrise 1878 bereiste er die Halbinsel und machte danach die tschechische Öffentlichkeit v. a. mit bulgarischer Folklore und Literatur durch Beiträge in den Zeitschriften „Lumír“ und „Zlatá Praha“ beziehungsweise in der Zeitung „Pokrok“ bekannt. A., als Anhänger der Alttschechischen Partei und loyaler Schulmann Mitglied mehrerer Schul-, Kirchen- und Wohltätigkeitsvereine in Wildenschwert, edierte Kinder- und Jugendliteratur (u. a. „Bibliotéka pro dospělejší mládež“, 1888–1908), Kalender („Kapesní kalendář české mládeže na školní“, 1889–90; „Smíšek“, 1912–29; „Veselý agrárník“, 1912–18) und Zeitschriften („Přítel mládeže“, 1889; „Tribuna mládeže“, 1922–26). Er zählt zu den produktivsten Autoren und Kritikern von Kinder- und Jugendliteratur in den böhmischen Ländern. Mit seinem Schaffen wollte er einen Beitrag zur Förderung der christlichen Ethik und der Vaterlandsliebe leisten. Er adaptierte nach fremdsprachigen Vorlagen (u. a. von Edmondo de Amicis und Charles Dickens) Erzählungen und Romane, veröffentlichte Sammlungen von Biographien von Vorbildern für Jugendliche und Kinder („Dobrodinci lidstva“, 1898), Märchen („Poklad krásných pohádek“, 1913; „Světem žertovných pohádek“, 1926) und schrieb eine Biographie Kaiser →Franz Josephs I. („Padesát let na trůně“, 1898), die als Schullektüre verwendet wurde. In der Zeitschrift „Literární věstník, příloha Listů školské správy“ veröffentlichte A. 1887–88 Kritiken und Essays zur Kinder- und Jugendliteratur, wobei er auf die Verwendung einer jugendgerechten Sprache der Texte einging. Er ist auch Autor von Erzählungen für Erwachsene („O sousto chleba!“, 1900; „Náš venkov“, 1928), in denen er traditionelle Werte vertrat. Die Handlung einiger seiner Texte („Odkaz hajdukův“, 1888; „Kříž a půlměsíc“, 1890) ist auf dem Balkan angesiedelt.