Angerhofer, Robert (1895–1987), Maler, Graphiker und Bildhauer

Angerhofer Robert, Maler, Graphiker und Bildhauer. Geb. Hinterstoder (Oberösterreich), 27. 4. 1895; gest. Linz (Oberösterreich), 11. 4. 1987 (begraben: Hinterstoder); röm.-kath. Sohn des Schuldirektors, Heimatforschers und Mundartdichters Josef Angerhofer (geb. Pfarrkirchen bei Bad Hall, Oberösterreich, 4. 2. 1860; gest. Hinterstoder, 13. 6. 1947) und von Mathilde Angerhofer, geb. Vogl (geb. Hinterstoder, 4. 2. 1867; gest. ebd., 21. 11. 1957); ab 1938 verheiratet mit Hertha Deissinger. – A. absolvierte 1914 das Staatsgymnasium in Wels mit der Kriegsmatura und diente anschließend bis 1918 an der Ost- bzw. Südfront. Ab Oktober 1918 studierte er an der Münchner Akademie der Bildenden Künste in der Zeichenschule bei Peter Halm, ab ca. 1919 wirkte er als freier Künstler und arbeitete daneben bis in die 1930er-Jahre im Winter als Skilehrer in Hinterstoder, wobei er an vielen nationalen Skiwettbewerben teilnahm. Als Aufarbeitung der traumatischen Kriegszeit entstanden Werke wie etwa „Toter Krieger im Stacheldraht“, um 1920 (Nordico, Stadtmuseum Linz). Schon in diesem frühen Gemälde fällt die harte Kontur, die gedämpfte Farbigkeit und die Modellierung durch Licht- und Schattenzonen auf, die einer neusachlichen Bildauffassung entsprechen. Neben einer Vielzahl von Landschaften beschäftigte er sich mit Themen des bäuerlichen Lebens, wobei sich seine Motive häufig auf seine Heimat, das Stodertal, beziehen. Die stillen, einsamen Schneelandschaften reduzieren Wiesen und Wälder auf eine artifizielle Ästhetik, bar jeglicher Komplexität, sie erscheinen romantisch und bieten sich dem Betrachter unberührt dar. Ähnliches gilt für das Figurenbild, welches sich nicht durch Farbenpracht und barocke Vielfalt, sondern durch überschaubare, nahezu asketische Einfachheit auszeichnet. Ein bewusst vereinfachter, an Naive Malerei erinnernder Bildaufbau, kontrastiert mit detailliert ausgeführten Bildteilen, fand in den 1930er-Jahren Eingang in seine Bildsprache. Gekoppelt mit den darin wiedergegebenen Protagonisten, wandelte sich der Realismus der geschilderten Situation zur Attitüde. Mit dem Erstarken des Nationalsozialismus passte er seinen der Neuen Sachlichkeit nahestehenden Malstil den neuen ideologischen Vorgaben an. A. war als einer der wenigen österreichischen Künstler 1937 in der Propagandaausstellung der NSDAP im Haus der Kunst in München vertreten („Weg durch den oberen Schlag“). Im Mai 1938 wurde er in die NSDAP aufgenommen, ab Ende des Jahres war er Mitglied der Reichskulturkammer. Werke wie „Der Heldentod“ (1937 Ankauf durch die Stadt Linz) oder „Alpenadler“, Letzteres im „Österreichischen Beobachter“, dem Propagandablatt der NSDAP, abgedruckt, bedienten die Ideologie der neuen politischen Machthaber. 1941 erhielt er den erstmals verliehenen Gaupreis für Malerei, verbunden mit einem Stipendium in den Ostkarpaten, welches er 1943 nutzte. 1944 stellte er im Geburtshaus von →Adolf Hitler in Braunau Werke aus, 1949 waren Bilder von ihm in den Städtischen Sammlungen Linz in der Ausstellung „Meister der Heimat“ zu sehen, die von der Presse als konservative Schau bezeichnet wurde. Im Spätwerk wandelte sich die Komposition zu einer flächigen Raumauffassung im Kontrast zum Volumen der Figuren, mit leicht verständlichen Bildinhalten. A., der mit seinem Werk der 1920er- und 1930er-Jahre einen wichtigen Beitrag zur Neuen Sachlichkeit in Österreich leistete, stellte ab 1921 im Oberösterreichischen Kunstverein in Linz sowie im Welser Kunstverein, 1957 im Wiener Künstlerhaus eine Kollektion von Bildern aus, 1969 war er mit seinen Arbeiten im Stadtmuseum in Linz im Rahmen der Ausstellung „Linz im Bild seit 1945“ zu sehen. A. war ab 1926 Mitglied des Oberösterreichischen Künstlerbunds MAERZ (u. a. Ausstellungen 1925/26, 1930–32) sowie ab 1928 der Traunviertler Künstlergilde und 1937–45 bzw. ab 1950 der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens bzw. Gesellschaft bildender Künstler Wiens, Künstlerhaus, an deren Ausstellungen er sich oftmals beteiligte.

Weitere W.: Hochalm; Abend am See; Familie am Waldesrand; Enzian am Fenster; Landarbeiterin; Landschaften aus dem Stodergebirge; Holzknechte.
L.: AKL; Fuchs, Geburtsjgg.; ÖKL; Vollmer; Die Künstlervereinigung MAERZ, 1913–73, Linz 1973, S. 29f. (Kat.); F. C. Lipp, R. A. Aquatecs, Ölbilder …, Linz 1977 (Kat.); H. Slapnicka, in: Kunstjahrbuch der Stadt Linz 1990/91, 1991, S. 129, 131, 138, 147; G. Spindler, in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines 147, 2002, S. 345ff.; Die Ordnung der Dinge. Neue Sachlichkeit in Oberösterreich, Linz 2005, S. 36ff., 138 (mit Bild) (Kat.); B. Kirchmayr, in: Kulturhauptstadt des Führers. Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich, ed. B. Kirchmayr, Linz 2008, S. 151ff. (Kat.); Klimt ist nicht das Ende, ed. A. Klee – St. Rollig, Wien – Brüssel 2018/19, s. Reg. (Kat.); Pfarre Hinterstoder (Innerstoder), Oberösterreich; ABK, München, D.
(A. Klee)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)