Antoine, Franz de Paula d. J. (1815–1886), Hofgartendirektor

Antoine Franz de Paula d. J., Hofgartendirektor. Geb. Wien, 23. 2. 1815; gest. ebd., 11. 3. 1886; röm.-kath. Sohn von →Franz de Paula Antoine d. Ä., verheiratet mit Maria Josefa Antoine, geb. Wöss (geb. Wien, 9. 5. 1824; gest. ebd., 13. 1. 1896). – A. wurde von seinem Vater zum Gärtner ausgebildet. 1827–33 studierte er Landschaftszeichnen an der Akademie der bildenden Künste in Wien und besuchte gleichzeitig botanische Lehrkurse am Botanischen Garten, u. a. bei →Joseph Franz Frh. von Jacquin. 1833 ernannte man ihn zum Hofgärtner-Adjunkten im Wiener Hofburggarten, wo ihm die Pflege und Inventarisierung der umfangreichen Pflanzenbestände oblag. 1836–38 wurde A. vom Kaiserhaus eine gärtnerische Bildungsreise durch Deutschland, Frankreich, England, die Niederlande und Belgien finanziert. 1838–41 arbeitete er wieder im Hofburggarten, 1841 wurde er Hofgärtner im kaiserlichen Schloss Hetzendorf, dessen Garten er im englischen Landschaftsstil umgestaltete. Gleichzeitig verfasste er das Werk „Die Coniferen“, das er 1840 veröffentlichte und für das er selbst botanische Illustrationen anfertigte. Ab 1847 war er Hofgärtner im Hofburggarten. 1850 übertrug man ihm die Gestaltung des Platzes vor der Hofburg (heute Heldenplatz) und 1884 die gärtnerische Verbindung der Volksgartengruppe zum geplanten zweiten Hofburgtrakt. Als Gärtner international bekannt wurde A. mit seinem Werk „Der Wintergarten in der Kaiserlichen Königlichen Hofburg zu Wien“, 1852. Für das Prachtwerk, von dem er Exemplare auch an den preußischen und den bayerischen Hof gesandt hatte, wurde er von beiden Königshäusern ausgezeichnet. Ab 1861 bekleidete er die renommierte Stellung des ersten kaiserlichen Hofgärtners. Von Erzherzog →Ferdinand Maximilian, dem späteren Kaiser von Mexiko, an dessen Projekt „Neu-Maxing“ bei Wien A. beteiligt war, wurde er 1864 zum Ritter des mexikanischen Guadeloupe-Ordens ernannt. 1865 zum Hofgartendirektor berufen, hatte er die Aufsicht über sämtliche kaiserliche Gärten inne. 1871 wurde er Mitglied der Royal Horticultural Society in London und 1875 der russischen Gartenbaugesellschaft. Aufgrund seines besonderen Engagements im Rahmen der Wiener Weltausstellung 1873 und wegen der Dekorierung des Redoutensaals aus Anlass der Vermählung der Erzherzogin Gisela mit Leopold Prinz von Bayern wurde ihm das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen. Ferner erhielt er die Fortschrittsmedaille der Wiener Weltausstellung. Als Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien erwarb er sich als Amateurphotograph große Anerkennung, indem er überwiegend großformatige Pflanzenstudien anfertigte. Seine Photographien zeigen jedoch auch Stillleben und Ansichten von Wien, die er auf drei Ausstellungen in Paris (1867) und in Wien (1864 und 1873) präsentierte. 1861 war er Mitbegründer der Photographischen Gesellschaft.

Weitere W. (s. auch Stafleu): Die Coniferen nach Lambert, Loudon und anderen frei bearbeitet, 1840; Die Cupressinee-Gattungen. Arceuthos, Juniperus und Sabina, 1857; Ueber die Methode, Pflanzen photographisch darzustellen und zu vergrößern, in: Zeitschrift für Fotografie und Stereoskopie 5, 1862; Photographische Blätter aus dem Wintergarten des k. k. Hofburggartens in Wien, um 1875.
L.: AKL; Czeike; Fuchs, Erg.Bd.; Renner, Nachlässe; Stafleu; Geschichte der Fotografie in Österreich 2, ed. O. Hochreiter – T. Starl, Bad Ischl 1983, S. 98 (Kat., m. B.); J. Martz, Der Burggarten an der Hofburg zu Wien. Die Geschichte des kaiserlichen Privatgartens von den Anfängen bis heute, techn. DA München, 1996, S. 40–42; ders., Über die Geschichte und Bedeutung der Gärtnerfamilie A., in: Historische Gärten 7, 2001, H. 1, S. 8–12; Geschichte der bildenden Kunst in Österreich 5, ed. G. Frodl, 2002, s. Reg.; F. Weigl, Sie hatten den grünen Daumen …, 2005, S. 55 (m. B.); Stadtparks in der österreichischen Monarchie 1765–1918, ed. G. Hajós, 2007, S. 59, 87; FotoBibl. Biobibliografie zur Fotografie in Österreich 1839–1945, http://fotobiobibliografie.albertina.at/d/fotobibl/einstieg.html (nur online, Zugriff 25. 5. 2010); Naturhistorisches Museum, Wien; Lindley Library, London, GB.
(J. Martz)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)