Appel, Wilhelm Frh. von; Ps. Kikeriki, Kiek (1875–1911), Schriftsteller, Journalist und Beamter.

Appel Wilhelm Freiherr von, Ps. Kikeriki, Kiek, Schriftsteller, Journalist und Beamter. Geb. Wien, 11. 9. 1875; gest. ebd., 22. 11. 1911; röm.-kath. Sohn des Feldmarschallleutnants Josef Freiherr von Appel (geb. 15. 9. 1823; gest. Wien, 30. 9. 1888), Neffe von →Johann Nepomuk Freiherr von Appel, Vater der Lehrerin und Schriftstellerin Magdalena (Magda) Freiin von Appel, verheiratete Dichler-Appel (geb. Wien, 30. 4. 1906; gest. 14. 4. 1997, Bestattungsdatum); ab 1901 verheiratet mit einer Wiener Konzertpianistin aus der bekannten Bildhauerfamilie Schroth. – A. stammte aus einer aus den Niederlanden eingewanderten Familie, die im 16. Jahrhundert dem wohlhabenden Wiener Bürgertum angehörte und in der Monarchie großteils einen militärischen Hintergrund hatte. Nach dem Tod seiner Eltern 1888 kam A. unter die Vormundschaft seines Onkels. Nach der Matura an der Theresianischen Akademie und einem nicht abgeschlossenem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien (1893–97) entschied er sich bewusst gegen eine militärische Laufbahn, da er sich bereits seit frühester Jugend als Dichter verstanden hatte und literarisch tätig gewesen war, und für den Brotberuf als höherer Beamter und Sekretär in der Staatsbahndirektion. 1905 gründete A. „Die Muskete", die – ursprünglich als Witzblatt für Offizierskreise gedacht – bald zu einer breit rezipierten satirisch-humoristischen Wochenzeitschrift für alle Schichten wurde. Zahlreiche namhafte Schriftsteller wie →Franz Theodor Csokor, →Max Brod, →Alexander Roda oder →Egon Friedell sowie Maler und Zeichner wie Fritz Schönpflug oder Alexander Wilke waren unter den Mitarbeitern. A. selbst fungierte als Herausgeber sowie Chefredakteur und steuerte neben humoristisch-satirischen auch sozialkritische Artikel unter Pseudonym sowie Lyrik bei. Die meiste Bedeutung wird seinem lyrischen Werk beigemessen, von dem Teile posthum von Freunden herausgegeben wurden, wobei es am ehesten der Spätromantik zuzurechnen ist. In seinen Gedichten schildert A. geschichtliche Ereignisse in ihrem Entstehen und ihren Abläufen. Österreich und seine Heimatstadt Wien stehen dabei besonders im Zentrum. A. verfasste aber auch Dramen und Erzählungen, u. a. „Das Ende vom Lied“, eine Art österreichische Faust-Dichtung, oder „Ihr Lied“ und „Franzl“, die den Themenkreis Liebe, Treue und ihren Widerpart zum Inhalt hatten, allerdings zu seinen Lebzeiten weder veröffentlicht noch aufgeführt wurden.

Weitere W.: Gedichte, ed. R. Standenath, 1914; Der Musketier, 1976; ungedruckte Dramen: Gaius, (1891); Julius Apostata, (1893); Prometheus (1900); Merlin, (1900); Columbus; Maria Magdalena. – Teilnachlass: Wienbibliothek im Rathaus.
L.: Kosch; Die Muskete 13, 1911, S. 66 (mit B.); W. Freiherr von A., Der Musketier, ed. G. Dichler, 1976, S. 7ff.; F. Czeike, XIII. Hietzing, 1982, S. 50f.; M. G. Hall u. a., Die Muskete. Kultur- und Sozialgeschichte im Spiegel einer satirisch-humoristischen Zeitschrift 1905–41, 1983, passim; UA, Wien.
(K. Bergmann-Pfleger)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 27
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