Apponyi von Nagyappony, Rudolf Graf (1812–1876), Diplomat

Apponyi von Nagyappony Rudolf Graf, Diplomat. Geb. Karlsruhe, Großherzogtum Baden (D), 1. 8. 1812; gest. Venedig (Venezia, I), 31. 5. 1876; röm.-kath. Enkel von Antal György Graf Apponyi von Nagyappony (geb. Pressburg, Ungarn / Bratislava, SK, 4. 12. 1755; gest. Wien, 17. 3. 1817), Bücher- und Kunstsammler, k. k. Kämmerer, 1790–1811 Obergespan des Komitats Tolna, 1774 in Wien Gründer der ersten Apponyi’schen Bibliothek, Sohn von →Antal Graf Apponyi von Nagyappony und dessen Frau Teréz Gräfin Apponyi von Nagyappony, geb. Gräfin Nogarola (geb. München, Bayern / D, 5. 2. 1790; gest. Pressburg, 19. 3. 1874), Neffe des k. k. Kämmerers György Graf Apponyi von Nagyappony (geb. Pressburg, 3. 7. 1780; gest. 3. 8. 1849), Bruder des k. k. Kämmerers Albert György Gyula Graf Apponyi von Nagyappony (geb. Florenz, Toskana / Firenze, I, 5. 7. 1816; gest. Wien, 7. 2. 1857), Vater von →Alexander Graf Apponyi von Nagyappony und Ilona Gräfin Apponyi von Nagyappony, verheiratete Borghese (geb. 15. 11. 1848; gest. Venedig, 29. 10. 1914); ab 1840 verheiratet mit Anna Gräfin Apponyi von Nagyappony, geb. von Benckendorff (geb. 11. 9. 1818; gest. Lengyel, H, 19. 11. 1900), Tochter des Generals, Polizeiministers und Chefs der zaristischen Geheimpolizei Alexander Graf von Benckendorff. – A., der von seinem Vater nach Paris mitgenommen und für die diplomatische Laufbahn erzogen und vorbereitet worden war, begann seine Karriere 1846 als Leiter der Gesandtschaft in Lissabon. 1847–49 Missionschef im Großherzogtum Baden, 1849–53 im Königreich Sardinien und 1853–56 im Königreich Bayern, fungierte er 1856–70 in London und ab 1871 bis zu seinem Tod in Paris als Botschafter. Der auf dem internationalen Parkett äußerst routiniert agierende A. musste auch Rückschläge verkraften: Weder während des Sardinischen Kriegs 1859 noch im Deutschen Krieg 1866 gelang es ihm, Großbritannien zur Unterstützung Österreichs zu bewegen. Bei der Pontuskonferenz 1871 in London konnte er die Interessen Österreich-Ungarns ebenfalls nicht durchsetzen. Dennoch galt A. als einer der letzten großen Diplomaten der alten Metternich’schen Schule. Während er von Mitgliedern des britischen Königshauses und zahlreichen Vertretern der englischen Hocharistokratie sowie u. a. von →Ernst Freiherr von Plener, →Ernst Freiherr von Plener, →Johann Bernhard Graf von Rechberg und Rothelöwen und Roger Freiherr von Aldenburg hoch geschätzt wurde, war A.s Beziehung zu seinem Londoner Nachfolger →Friedrich Ferdinand Graf Beust sowie zu Außenminister →Julius d. Ä. Graf Andrássy nicht konfliktfrei. 1830 k. k. wirklicher Kämmerer, 1854 wirklicher Geheimer Rat, 1861 Träger des Großkreuzes des Leopold-Ordens, war A. ab 1865 Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies und erhielt 1871 das Großkreuz des königlichen ungarischen Sankt Stephan-Ordens.

L.: M. Életr. Lex.; Pallas; Révai; ÚMÉL; Wurzbach; L. Jambrekovich, Emlékezés gróf A. Lajosnéról, 1932; P. Gulyás, Magyar írók élete és munkái 1, 1939; I. Diószegi, in: Annales Universitatis Scientiarum Budapestinensis de R. Eötvös Nominatae, Sectio historica 2, 1960, S. 125ff.; T. Frank, in: Az Országos Széchényi Könyvtár Évkönyve 1974–75, 1978, S. 481ff.; E. Matsch, Der Auswärtige Dienst von Österreich(-Ungarn) 1720–1920, 1986, s. Reg.; J. J. Gudenus, Magyar főnemességi adattár (nur online, Zugriff 11. 3. 2016); Archives Portal Europe (nur online, Zugriff 13. 3. 2016).
(Á. Z. Bernád)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)