Artmann, Emil Wilhelm (1871–1939), Architekt

Artmann Emil Wilhelm, Architekt. Geb. Rodaun, Niederösterreich (Wien), 26. 7. 1871; gest. Wien, 4. 11. 1939; röm.-kath. Sohn von →Ferdinand Artmann, Bruder des Malers Hans Artmann (geb. Rodaun, 14. 11. 1868; gest. Thalkirchen, Bayern / München, D, 11. 8. 1902; röm.-kath.), der 1883–85 an der Wiener Akademie der bildenden Künste, 1887–89 an der Kunstakademie in Düsseldorf studierte und vorwiegend Landschaften und Genre schuf; Onkel des Architekten Dipl. Ing. Paul Artmann (1909–2006). – Nach der Matura an der Staatsoberrealschule in Wien (1890) absolvierte A. 1891–96 ein Architekturstudium u. a. bei →Max Frh. von Ferstel, →Karl Mayreder und →Karl König an der TH Wien (1897 Diplom), wo er 1909 auch promovierte. 1897 trat er als Oberingenieur in das Hochbau-Departement des Ministerium des Innern ein und war hier u. a. für die Errichtung des Gymnasiums in Wien-Hietzing (1899–1900) und des Palastes der Statthalterei in Triest (1901–05) verantwortlich. 1906 als Prof. für Hochbau an die TH berufen, ab 1909 o. Prof. für Architektur und Bauingenieurwesen, 1920–21 Rektor; 1913–18 Mitglied der Kommission für die Abhaltung der zweiten Staatsprüfung aus dem Hochbaufach. Sein Interesse galt insbesondere den konstruktiv-formalen Regeln im Hochbau, die er in dem Werk „Die Fundierung im Hochbau“ (1906) detailliert abhandelte. Obwohl er sich an zahlreichen Wettbewerben beteiligte, war er nur einmal mit einem 2. Preis beim Wettbewerb um die Kaiser Franz Joseph-Jubiläumskirche 1898 (am heutigen Mexikoplatz, Wien 2) erfolgreich. In diesem Entwurf, einem überkuppelten Zentralraum in Formen der Renaissance, nahm er bereits paradigmatisch die in seiner späteren Publikation postulierte „proportionale Gliederung“ vorweg, die, bei einer stufenförmigen Steigerung, in drei Teilen erfolgen sollte. A. widmete sich vorzüglich seinem Lehrberuf und der Weiterbildung seiner Studenten. So führte er etwa 1918 Fortbildungskurse für in der Praxis stehende Ingenieure ein. Er war Mitglied zahlreicher fachspezifischer Vereine, so ab 1897 des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins, ab 1907 der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) und der Wiener Bauhütte sowie ab 1908 der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs.

Weitere W.: s. Architektenlexikon.
L.: AKL; ÖKL; Thieme–Becker; A. Lechner, Geschichte der TH in Wien (1815–1940), 1942, s. Reg.; G. Weissenbacher, In Hietzing gebaut 1, 1996, s. Reg., 2, 1998, S. 432 (m. B.); Das ungebaute Wien 1800–2000. Projekte für die Metropole, Wien 1999, S. 142–145, 514 (Kat.); I. Scheidl, Schöner Schein und Experiment. Katholischer Kirchenbau im Wien der Jahrhundertwende, 2003, s. Reg.; H. Weihsmann, In Wien erbaut, 2005; Architektenlexikon Wien 1880–1945, http://www.architektenlexikon.at/de/9.htm (m. W. u. L., nur online, Zugriff 7. 5. 2010); Kunstakademie, Düsseldorf, D (für Hans Artmann).
(I. Scheidl)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)