Atzwanger, Peter Paul (Peterpaul) (1888–1974), Photograph

Atzwanger Peter Paul (Peterpaul), Photograph. Geb. Tisis (Feldkirch, Vorarlberg), 15. 7. 1888; gest. Innsbruck (Tirol), 26. 12. 1974. Sohn eines Finanzbeamten, Bruder des Malers Hugo Atzwanger (geb. Feldkirch, 19. 2. 1883; gest. Bolzano/Bozen, I, 12. 6. 1960). – A., dessen Familie 1900 nach Brixen (Bressanone) übersiedelte, absolvierte nach Besuch des Gymnasiums ab 1904 eine vierjährige Ausbildung an der Fachschule für Steinbearbeitung in Laas (Lasa) und machte 1905 erste photographische Versuche mit Bergaufnahmen; 1909–10 besuchte er die Staatsgewerbeschule in Innsbruck. Nach dem Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger studierte A. 1911–13 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und trat anschließend in die Lichtbildnerschule von Heinrich Kühn in Innsbruck ein, war 1914 dessen Assistent, dann Lehrer und technischer Leiter der Schule. 1915 war er zunächst beim Kaiserjäger-Regiment an der Südfront eingesetzt und arbeitete danach als Röntgenphotograph im Krankenhaus Hall (in Tirol). 1919 Schüler von Nicola Perscheid in Berlin, wirkte er kurz in Hamburg und kehrte Ende 1919 nach Tirol zurück, wo er in Hall ein kleines Atelier eröffnete. Hier produzierte A. zahlreiche Edeldrucke, die der piktorialistischen Auffassung der Jahrhundertwende verpflichtet sind, und erhielt 1920 seine erste Einzelausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck; in den Folgejahren beteiligte er sich an mehreren Ausstellungen im In- und Ausland. 1928 wurde er Mitglied der Photographischen Gesellschaft in Wien, unterrichtete 1928–46 an der dortigen Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt und wurde 1941 Fachvorstand für Photographie und Reproduktionstechnik. Während zahlreicher Aufenthalte in Tirol entstand ein Großteil seiner Aufnahmen: Thema ist vorwiegend das Leben der Bauern und ihre Umwelt, die er in nüchternen, manchmal ein wenig pathetisch wirkenden Aufnahmen festhielt. A. zählt zu den bedeutenden Chronisten des ländlichen Lebens und der alpinen Landschaft in Österreich in der 1. Republik, seine Bilder wurden in den 1930er-Jahren häufig in österreichischen und deutschen Anthologien und Zeitschriften reproduziert. 1947 zog sich A. aus dem öffentlichen Leben nach Barwies in Tirol zurück; erst 1981 wurde er mit einer Ausstellung in Innsbruck wiederentdeckt.

W. (s. auch Hochreiter – Weiermair): Die Lichtbildnerei als Kunst, in: Der Bergsteiger 7, 1929; Bilder zu: K. Springenschmid, Bauern in den Bergen, 1936, 3. Aufl. (Wehrmachtsausgabe) 1944; ders., Die Bauernschule, 1939, 2. Aufl. 1943; etc.
L.: Der Bergsteiger 7, 1929, S. 355 (m. B.); Photographie als Kunst 1879–1979, Kunst als Photographie 1949–1979, 1, 1979, S. 192–195; P. P. A. (1888–1974). Photographien, ed. O. Hochreiter – P. Weiermair, 1981 (m. W.); Geschichte der Fotografie in Österreich 1–2, ed. O. Hochreiter – T. Starl, Bad Ischl 1983, s. Reg. (Kat.); G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lexikon, überarbeitete Aufl. 2005; FotoBibl. Biobibliografie zur Fotografie in Österreich, http://fotobiobibliografie.albertina.at/d/fotobibl/einstieg.html (nur online, Zugriff 25. 5. 2010).
(T. Starl)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)