Auböck, Carl d. J. (1924–1993), Architekt und Designer

Auböck Carl d. J., Architekt und Designer. Geb. Wien, 6. 1. 1924; gest. ebd., 3. 2. 1993; röm.-kath. Enkel des Goldschmieds Karl Heinrich Auböck (1872–1925), der in Wien 7 einen Bronzewarenbetrieb gründete, Sohn von →Carl Auböck d. Ä. und der Bildhauerin und Textilkünstlerin Mara Auböck, geb. Uckunowa (1895–1987), Vater der Landschaftsarchitektin Maria Elisabeth Auböck und des Architekten und Designers Carl Maria Ferdinand Auböck; ab 1950 verheiratet mit der Textilkünstlerin Justine Auböck, geb. Krünes (1926–2004). – Nach Besuch der Realschule (Matura 1942) studierte A., nachdem er im Krieg schwer verwundet worden war, 1943–49 an der Technischen Hochschule Wien Architektur und besuchte 1947–50 die Gewerbliche Berufsschule für Uhrmacher und Juweliere (Gold- und Silberschmiede, Gürtler, Graveure, Ziseleure) in Wien 6. Um 1950 unterhielt er eine Ateliergemeinschaft mit dem Architekten Ferdinand Kitt und war Mitarbeiter von Erich Boltenstern. 1952 absolvierte er ein postgraduales Studium am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, 1954 die Ziviltechnikerprüfung. 1950–55 arbeitete er als Assistent bei Jaro Merinsky an der Technischen Hochschule Wien (Institut für Hochbau). Ab 1955 selbstständig, war A. vorwiegend mit der Einrichtung von Geschäftslokalen, die sich durch eine geradlinige Eleganz auszeichneten („India“ und „Ciro“, 1970, beide Wien 1) und Wohnbauten befasst. Insbesondere die Siedlung Veitingergasse (1953, mit Roland Rainer, Wien 13) und die Wohnhausanlage Wolfersberggasse (1968, mit Harry Glück, Wien 14) gelten mit ihren großzügigen Loggien und Dachterrassen als wegweisend. Auch seine Einfamilienhäuser (z. B. Haus Fillitz, 1967, Hinterbrühl) waren von einer funktionalistischen Orthogonalität geprägt. Darüber hinaus errichtete A. Kirchen (Pfarrkirche Möllersdorf, 1967), Kulturinstitute (Umbau Österreichisches Kulturinstitut, 1962, New York City) und Fabriksanlagen (Möbelfabrik Grabner, 1963, Felixdorf). A.s Œuvre war aber v. a. von seiner Tätigkeit als Designer geprägt. Bereits 1957 hatte er die in dritter Generation in Familienbesitz befindliche Werkstätte Auböck in Wien 7 übernommen, die hochwertige Möbel und Hausrat anfertigte. Ab 1977 lehrte er als o. Professor (1987 Institutsvorstand) Produktgestaltung – Metall an der Hochschule für angewandte Kunst. Der Schwerpunkt von A.s Schaffen verlagerte sich zunehmend auf das Gebiet des Industriedesigns, wobei seine Bandbreite von Mikroskopen, Taschenrechnern und Skiausrüstungen bis zu Leuchtkörpern und Möbeln reichte, deren puristische Funktionalität die damalige Alltagskultur prägte. Des Weiteren war er mit der Gestaltung zahlreicher Ausstellungen befasst und international als Konsulent (u. a. für die UNIDO) und Vortragender tätig. A. war Mitglied zahlreicher in- und ausländischer Organisationen: u. a. Präsident des International Council of Societies of Industrial Design (1973–75), Präsident des Collège des délégués der Union Internationale des Architectes (1981), Präsident des Österreichischen Instituts für Formgebung (1982), Mitglied der Académie d’architecture (ab 1984) und der Congrès internationaux d’architecture moderne (ab 1950). Für seine Arbeiten erhielt er zahlreiche Auszeichnungen (u. a. Goldmedaille bei der Triennale Mailand, 1954, und der Weltausstellung Brüssel, 1958), den Professorentitel (1969), Ehrenmitgliedschaft des American Institute of Architects (1971) sowie des Kansas City Art Institute (1982).

Weitere W. (s. auch Architektenlexikon): Haus Gallet, 1952 (Uniontown, Pennsylvania); Heim der Arbeiterkammer, 1959 (Wien 4); Wohnhausanlage Vorgartenstraße, 1962 (Wien 2); Österreichisches Kulturinstitut, 1962 (Paris); Siedlung am Doktorberg, 1969 (Kaltenleutgeben); zahlreiche Geschäftslokale, Inneneinrichtungen und Entwürfe für Gebrauchsgegenstände. – Publ.: Haus „H“, Muggendorf, in: Der Aufbau 16, 1961; Design für Überfluss, Design für Not. Die dritte Welt in uns, in: Design ist unsichtbar, ed. H. Gsöllpointner, 1981; Architektur und Design, in: Ziviltechniker & Wirtschaft. Gestalter der Umwelt, ed. E. Schlöss, 1983.
L.: WZ, 9. 2. 1993; Die Presse, 14. 3. 2009; AKL; Czeike; ÖKL; F. Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert 2–3/1–3, 1983–2010, s. Reg.; Kunst: Anspruch und Gegenstand, red. E. Patka, 1991, s. Reg.; Architektur im 20. Jahrhundert. Österreich, ed. A. Becker, Frankfurt am Main 1995, s. Reg. (Kat.); Geschichte der bildenden Kunst in Österreich 6. Das 20. Jahrhundert, ed. W. Schmied, 2002, s. Reg.; Die Kataloge der Werkstätte C. A. 1925–75, ed. C. Auböck, 2004; H. Weihsmann, In Wien erbaut, 2005 (mit Bild); Architektur in Österreich im 20. und 21. Jahrhundert, 2006, s. Reg.; C. A. 1924–1993. Architekt – Gestalten der modernen Welt, ed. M. Kuzmany, 2009; C. A. The Workshop, ed. C. Kois – B. Janusiak, 2012; Architektenlexikon Wien 1770–1945 (nur online, mit Bild und W., Zugriff 18. 3. 2017); Website Werkstätte Carl Auböck Wien (mit Bild, Zugriff 28. 3. 2017); Universität für angewandte Kunst, TU, beide Wien.
(U. Prokop)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)