Außerlechner, Gereon (Josef) (1904–1944), Ordensmann und Widerstandskämpfer

Außerlechner Gereon (Josef), OPraem, Ordensmann und Widerstandskämpfer. Geb. Kartitsch (Tirol), 4. 9. 1904; gest. KZ Dachau, Deutsches Reich (D), 13. 6. 1944 (umgekommen); röm.-kath. Bauernsohn. – A., dessen Vater im 1. Weltkrieg gefallen war, besuchte 1910–18 die Volksschule in Kartitsch und absolvierte 1919–20 die einjährige landwirtschaftliche Ackerbauschule Rotholz bei Jenbach. In den folgenden Jahren war er in Kartitsch und Sexten (Sesto) in der Landwirtschaft tätig. Nach dem Tod seiner Mutter bewirtschaftete er ab 1927 gemeinsam mit seinen Geschwistern den elterlichen Hof, den in der Folge sein älterer Bruder übernehmen sollte. 1928 trat er in das Prämonstratenser-Chorherrenstift Wilten als Laienbruder ein; 1932 legte er die ewige Profess ab. 1932–39 betreute er den Klostergarten und arbeitete daneben im Refektorium. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wurde das Stift Wilten im August 1939 an das Land Tirol zwangsverkauft. A. kehrte nach der Stiftsaufhebung wieder in seinen Geburtsort Kartitsch zurück und arbeitete in einem Gasthof als Hausdiener. Unterdessen wurden seine Ordensbrüder vom NS-Regime verfolgt und einige inhaftiert. Auch A., dessen antinationalsozialistische Haltung in Kartitsch bekannt war, trat offen gegen die nationalsozialistische Diktatur auf. Aufgrund seiner Weigerung, den Reichsarbeitsdienst anzutreten, wurde er im März 1943 ins Konzentrationslager Dachau verbracht, wo er mehr als ein Jahr später starb. Als Todesursache wurde Verbluten als Folge von Verletzung bei einem Fliegerangriff angegeben. Ein Mitinsasse bezeugte jedoch Folterungen.

L.: Bautz; H. Lentze, Studia Wiltinensia. Studien zur Geschichte des Stiftes Wilten, 1964, S. 209f., 276; Zeugen des Widerstandes. Eine Dokumentation über die Opfer des Nationalsozialismus in Nord-, Ost- und Südtirol von 1938 bis 1945, bearb. J. Holzner u. a., 1977, S. 10f. (m. L.); Widerstand und Verfolgung in Tirol 1934–1945, 2, 1984, S. 250, 332, 616; J. Gelmi, Kirchengeschichte Tirols, 1986, S. 256; M. Kofler, Osttirol im Dritten Reich: 1938–1945, 1996, S. 156, 176; F. N. Schomers, Abt H. Schuler und das Stift Wilten von 1922 bis 1949, theol. Diss. Innsbruck, 2000, S. 176f., 204, 287; F. Steinegger, Frater G. (J.) A. O.Praem., in: Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts 3, ed. J. Mikrut, 2000, S. 63–68; Materialiensammlung ÖBL, Wien.
(N. Kogler)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)