Bach, Theodor Karl (1858–1938), Architekt

Bach Theodor Karl, Architekt. Geb. Wien, 17. 11. 1858; gest. Praha, Tschechoslowakei (CZ), 18. 1. 1938; evang. Sohn eines Handelsagenten und späteren Direktors einer Schuhfabrik, Neffe des Architekten →Carl Schumann. – B. studierte 1877–83 an der TH Wien (u. a. bei →Heinrich Frh. von Ferstel und →Karl König) und war hier 1882–84 auch als Assistent für Hochbau tätig; gleichzeitig absolvierte er Praxisjahre in den Ateliers von Max Theuer und König. 1884–1908 fungierte B. als Chefarchitekt und stellvertretender Baudirektor der Wiener Baugesellschaft und realisierte in dieser Funktion eine Vielzahl an Projekten. Parallel dazu errichtete er in privater Tätigkeit (ca. 1890–1904 in einer Bürogemeinschaft mit →Leopold Simony) zahlreiche Bauten in Wien, Salzburg, Padua und Bukarest. Der Schwerpunkt seines Schaffens lag im Bereich des Wohnbaus, wobei er sich zumeist des gängigen barock-klassizistischen Formenvokabulars bediente (u. a. „Casa Piccola“, 1896–1902, Wien 6, gemeinsam mit Schumann); teilweise ließ er auch secessionistische Elemente einfließen. Bei den Volkswohnungen und Wohlfahrtseinrichtungen der Kaiser Franz Joseph-Jubiläums-Stiftung (Wien 16) nahm B. – gemeinsam mit Simony – in der funktionalen Konzeption bereits viele Errungenschaften der späteren Gemeindebauten des „Roten Wien“ vorweg. Zu seinen Hauptwerken zählt die Luther-Kirche in Wien 18 (1896–98, gemeinsam mit →Ludwig Schöne), die er im neogotischen Stil in Sichtziegelmauerwerk ausführte und damit den Vorbildern des katholischen Kirchenbaus im Wien der Jahrhundertwende folgte. 1908 wurde B. als Professor für Hochbau und technisches Zeichnen an die deutsche TH in Prag berufen; 1912/13 Rektor. Zahlreiche architekturtheoretische Abhandlungen über den Städtebau und das Wohnungswesen sowie über Baugesetzkunde, Kunstgeschichte und Volkskunde bezeugen seine vielfältigen Interessen. B. war Mitglied zahlreicher fachspezifischer Vereine, so ab 1889 des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins, ab 1893 der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), ab 1907 der Gesellschaft österreichischer Architekten, ab 1908 der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs. 1905 Baurat, um 1912 Oberbaurat, 1923 Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste in Wien und der Berliner Akademie, Dr. h. c. der TH Brünn.

Weitere W. (s. auch Architektenlexikon): Villa Richter, 1894 (Wien 13); Pfarrhof, Schule und Wohnhaus „Lutherhof“, 1894–96 (Wien 18); Studentenheim der Hochschule für Bodenkultur, 1904 (Wien 18); Amtsgebäude der Marine-Sektion des Kriegsministeriums, 1906 (Wien 3); etc. – Publ.: Die Anteilnahme der Wiener Bau-Gesellschaft an der baulichen Entwicklung Wiens, 1905; Wohnungsnot und ihre Bekämpfung, 1918; etc.
L.: AKL; Czeike; Die Wr. Ringstraße 7; Lex. böhm. Länder; ÖKL; Thieme–Becker; Vollmer; Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts 2, red. P. Kortz, 1906, s. Reg.; Mitteilungen des Sudetendeutschen Archivs 93, 1988, S. 6; G. Dragostinoff, Studien zu den Wiener Bauten des Architekten Th. B., phil. DA Wien, 2001; H. Weihsmann, In Wien erbaut, 2005 (s. Karl Theodor B.); Biografický slovník českých zemí 2, 2005; Architektenlexikon Wien 1880–1945, http://www.architektenlexikon.at/de/14.htm (m. W. u. L., nur online, Zugriff 7. 6. 2010).
(I. Scheidl)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)