Bachinger, Franz (1892–1938), Politiker und Landwirt

Bachinger Franz, Politiker und Landwirt. Geb. Unterbergham bei Gaspoltshofen (Oberösterreich), 31. 10. 1892; gest. ebd., 7. 7. 1938. Bäuerlicher Herkunft. – B., der nur die Volksschule besucht hatte, ergriff den Beruf eines Landwirts und übernahm 1918, nachdem er im 1. Weltkrieg in Südtirol und Rumänien im Einsatz gewesen war, den elterlichen Hof. Bereits im selben Jahr wurde er Obmann des örtlichen Bauernrats, 1919 Buch- und Kassenführer (später Aufsichtsrat) der Spar- und Vorschusskasse Gaspoltshofen sowie Gemeinderat, dann auch Ortsgruppenobmann der dortigen Deutschen Freiheits- und Ordnungspartei. 1921 gründete er die Elektrogenossenschaft Hörbach. Er galt als engagierter Verfechter von Ortskrankenkassen und rief selbst die landwirtschaftliche Gemeindekrankenkasse Gaspoltshofen ins Leben. Auf regionalpolitischer Ebene übernahm er den Aufbau der Landbundjugend in Oberösterreich und gründete um 1927 zahlreiche Ortsgruppen des Junglandbunds. 1930 Mitbegründer des Reichsverbands der österreichischen Bauernwehren, warb B. 1931 in einer Artikelserie in der „Bauern-Zeitung“ für die Bildung einer agrarischen Front aus Landbund und Bauernbund. Auf überregionaler Ebene engagierte er sich ab 1927 als Obmann des Österreichischen Junglandbundes, als Landesparteiobmannstellvertreter des Landbunds Oberösterreich sowie als Obmann des Landwirtschaftlichen Pressvereins. Bis 1929 gehörte B. der Heimwehr an und war deren Bezirksführer im Gerichtsbezirk Haag am Hausruck, ab 1930 fungierte er als Schriftführer des Reichsverbands der österreichischen Bauernwehren, ab 1931 als Obmann des Landbunds Oberösterreich. Im Februar 1932 wurde er als Minister für Öffentliche Sicherheit in die österreichische Bundesregierung berufen, scheiterte jedoch an der angestrebten Entwaffnung der Wehrverbände. Von Mai desselben bis zum Mai des Folgejahres war er Bundesminister für Innere Verwaltung und engagierte sich u. a. für die Ordnung des Bausparwesens, danach bis September 1933 Staatssekretär für Forstwesen und Holzbewirtschaftung im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft. Als Reaktion auf die Probleme beim Holzexport gründete er in dieser Stellung den Österreichischen Holzwirtschaftsrat und propagierte das Heizen mit Holz. 1933 war B. Gründer und Obmann der Landhilfe, in deren Rahmen Freiwillige für gemeinnützige Arbeiten eingesetzt wurden, 1934 musste er die Liquidation des Landbunds übernehmen. Im August 1934 im Gefolge des Juli-Putsches, offenbar aufgrund seiner Annäherung an nationalsozialistische Kreise, verhaftet, war er bis Mai 1935 inhaftiert und bis Dezember in Wien konfiniert. Danach übte B., der 1933 mit dem Großen Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet worden war, keine politischen Funktionen mehr aus.

L.: H. H. Strobl, Der Landbundpolitiker F. B. (1892–1938), phil. Diss. Wien, 1966; H. Slapnicka, Oberösterreich – Die politische Führungsschicht 1918–1938, 1976 (m. L.); C. E. Kirschberger, Der Landbund für Österreich und die Persönlichkeiten F. B. und V. Schumy, phil. DA Wien, 1986; H. Wagner, F. B. und seine Zeit, phil. Diss. Innsbruck, 1990; ders., F. B. (1892–1938), in: Oberösterreicher 8, red. G. Marckhgott – H. Slapnicka, 1994, S. 105–119 (m. B.); Österreichisches Personenlexikon, ed. I. Ackerl – F. Weissensteiner, 1992; A. Haas, Die vergessene Bauernpartei. Der Steirische Landbund und sein Einfluß auf die österreichische Politik 1918–1934, 2000, s. Reg.; E. Lebensaft – Ch. Mentschl, Feudalherren – Bauern – Funktionäre. Österreichs Agrarelite im 20. Jahrhundert, 2003.
(E. Lebensaft – Ch. Mentschl)  
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)