Bałłaban, Karol (1866–1946), Ophthalmologe und Offizier

Bałłaban Karol, Ophthalmologe und Offizier. Geb. Lemberg, Galizien (L’viv, UA), 1. 4. 1866; gest. Proszowice (PL), 16. 8. 1946. Sohn des wohlhabenden Kaufmanns und Dr. iur. Karol Bałłaban und von Anna Bałłaban, geb. Pach, Vater u. a. des Ophthalmologen Karol Bałłaban (geb. 1891; gest. Katynʼ, UdSSR / RUS, 1940; ermordet), des Offiziers Gustaw Bałłaban (gest. Edinburgh, GB, 1963), der Unternehmer Marian Bałłaban und Adam Bałłaban (gest. Klęczany, PL, 1934); ab 1890 verheiratet mit Augusta Bałłaban, geb. Ehrbar. – Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte B. 1884–90 Medizin an der Universität Graz; 1890 Dr. med. Zunächst arbeitete er als Assistent an der ophthalmologischen Abteilung bei Michael Borysiekiewicz und spezialisierte sich auf Augenchirurgie. Während seines Studiums diente er ab 1887 als Militärarzt 2., dann 1. Klasse im Garnisonsspital Nr. 7; 1914 wurde er in das Garnisonsspital Nr. 14 nach Lemberg versetzt. Während des 1. Weltkriegs fungierte er auch als Kommandant der Reservespitäler Nr. 2 in Prag und Nr. 3 in Lemberg. 1918 versah er Dienst in der polnischen Armee und arbeitete in einem Bezirkskrankenhaus in Lemberg; 1919 Major, 1920 Oberst. 1923 wurde B. als Brigadegeneral pensioniert und arbeitete in der Folge in seiner Privatpraxis, wo er auch kostenlos mittellose Patienten betreute. B. selbst war wohlhabend; er besaß u. a. Ölquellen in Borysław, eine Erdölraffinerie in Klęczany nahe Nowy Sącz sowie einige Häuser in Lemberg, wobei das von den Architekten Alfred Zachariewicz und Joseph Sosnowski in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Zygmunt Kurczyński um 1908–10 errichtete heute noch zu den Touristenattraktionen der Stadt zählt. 1940 wurde B. während der sowjetischen Okkupation Lembergs zusammen mit General Władysław Anders verhaftet, jedoch aufgrund seines sozialen Engagements 1941 wieder aus dem Gefängnis entlassen. Danach tauchte er in Lemberg unter, ehe er mit seinem Sohn Marian zunächst nach Radziemice bei Kazimierza Wielka und später nach Proszowice übersiedelte. B. befasste sich mit der Anatomie des Auges, mit Neuro-Ophthalmologie sowie mit der Behandlung von Augenerkrankungen und -verletzungen, darunter Formen von Halbseitenblindheit, Veränderungen des Glaskörpers, Ursachen und Behandlung der Zentralvenenthrombose, wobei er erkannte, dass das Fehlen eines spontanen Venenpulses einen Hinweis auf einen Gefäßverschluss bedeutet, sowie mit der traumatischen Iridodialyse. Ebenso galt sein Interesse der Theorie und Praxis von subkonjunktivalen Injektionen. Er entwickelte das sogenannte Cyklochrom, ein Instrument zur Gesichtsfeldmessung mit Hilfe eines raschen Farbwechsels, und ließ einen solchen Apparat in Wien bei dem Mechaniker Alois Schwarz konstruieren. B. fungierte als Mitredakteur der Zeitschrift „Postęp okulistyczny“ und war Mitarbeiter des „Lwowski tygodnik lekarski“. Kaiserlicher Rat B., der General →Władysław Sikorski zu seinen Freunden zählte, war Träger des Komturkreuzes des Ordens Polonia Restituta. 1935 wurde er Mitglied des Gesundheitsamts (Rady Zdrowia) in Lemberg, weiters war er Mitglied der Lemberger Ärztekammer (Lwowska Izba Lekarska) sowie Mitbegründer der Kreditgesellschaft Miejskie Towarzystwo Kredytowe dla Małopolski. 1908–37 fungierte er als Präsident des Turnerverbands Polskie Towarzystwo Gimnastyczne „Sokół“ in Lemberg und war darüber hinaus Ehrenmitglied diverser nationaler und internationaler Gesellschaften, darunter der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft in Heidelberg.

Weitere W.: Cornu cutanaeum palpebrae, in: Centralblatt für praktische Augenheilkunde 22, 1898; Cyklochrom, ebd.; Doświadczenia na polu nowoczesnej okulistyki na podstawie 12000 przypadków własnej obserwacji, 1901; Intraokulares Sarkom, in: A. von Graefe’s Archiv für Ophthalmologie 63, 1906; Zur Entstehung der Netzhautabspaltung bei intraokularem Aderhautsarkom, ebd. 95, 1918; Wskazówki do rozpoznawania i leczenia najważniejszych chorób ocznych, 1919; zahlreiche Beiträge in Przegląd Lekarski und Postęp okulistyczny.
L.: W. H. Melanowski, Dzieje Okulistyki, 1972, S. 383; P. Stawecki, Słownik biograficzny generalów wojska polskiego 1918–1939, 1994; H. P. Kosk, Generalicja polska 1, 1998 (mit Bild); Słownik biograficzny. Lekarzy i farmaceutów ofiar drugiej wojny światowej 2, 1999; G. Rąkowski, Przewodnik po zachodniej Ukrainie 4, 2008, S. 156; A. Grzybowski, Polski dorobek naukowy XIX wieku w zakresie badań anatomii, fizjologii oraz patologii siatkówki, 2010, S. 263f.; ders. u. a., in: Klinika Oczna 115, 2013, S. 253ff. (mit Bild); UA, Graz, Steiermark.
(M. Nadraga)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)