Barber, Ida; geb. Punitzer, Ps. Ivan Baranow (1842–1931), Schriftstellerin, Journalistin und Funktionärin

Barber Ida, geb. Punitzer, Ps. Ivan Baranow, Schriftstellerin, Journalistin und Funktionärin. Geb. Berlin, Preußen (D), 12. oder 19. 7. oder 1. 8. 1842; gest. Wien, 5. 10. 1931; mos. Tochter des Schneidermeisters Hirsch (Hermann) Punitzer, der vermutlich aus Lissa (Provinz Posen) eingewandert war, und von Henriette Punitzer, geb. Bucky, Mutter des Kaufmanns Bernhard Barber (geb. Leipzig, Sachsen / D, 26. 1. 1874; gest. Ghetto Litzmannstadt, Deutsches Reich/PL, 13. 5. 1942), des Bauunternehmers Sigmund Barber (geb. Leipzig, 12. 7. 1875; gest. Wien, 4. oder 9. 10. 1955), der mit der Konzertsängerin Raja (Recha, Raissa) Barber-Waldberg, geb. Karp (geb. Wien, 31. 1. 1872; gest. 9. 7. 1934), verheiratet war, und des Architekten und Wiener Stadtbaumeisters Arnold Barber (geb. Leipzig, 12. 3. 1879; gest. IL, 1949); ab 1872 mit dem Kaufmann Max Barber (geb. Wien, 22. 8. 1835; gest. ebd., 23. 1. 1913) verheiratet. – Nach ihrer Ausbildung war B. zunächst Lehrerin und dann an der Berliner höheren Töchterschule Ausbildnerin. Um 1872 begann ihre schriftstellerische Tätigkeit mit Artikeln in „Die Gartenlaube“ und der „Vossischen Zeitung“. Nach ihrer Heirat übersiedelte sie mit ihrem Mann nach Leipzig. Dort gründete sie im Frühjahr 1877 den Leipziger Hausfrauen-Verein nach Vorbild von Lina Morgensterns Berliner Hausfrauenverein (1873). Bereits im Herbst zählte der Leipziger Verein über 1.500 Mitglieder. Nach Uneinigkeiten und dem Vorwurf, ihr Mann sei im Verein „geschäftlich involviert“, wurde B. als Präsidentin abgesetzt, in der folgenden Generalversammlung jedoch wieder in ihr Amt gewählt. In Leipzig erschien auch ihr erster Roman „Gebrochene Herzen“ (1878). Zwischen Herbst 1879 und Frühjahr 1880 übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Wien, wo sie ihre journalistische Tätigkeit fortsetzte. Auf Empfehlung von →Emil Franzos veröffentlichte die „Neue Freie Presse“ bereits 1880 ihren Artikel „Ferien-Colonien“. 1881–82 erschienen in der „Neuen Illustrirten Zeitung“ vier Artikel von ihr. Besonders aktiv war B. als Modejournalistin: Ab 1880 schrieb sie regelmäßig Modeartikel für „Die Presse“, die „Neue Freie Presse“, das „Wiener Salonblatt“ (1884–89) und „Sport und Salon“ (1900–18). 1881 übernahm sie die Rubrik „Trachten der Zeit“ in der Zeitschrift „Vom Fels zum Meer“. 1910–11 war sie für die monatliche Beilage „Für unsere Frauen“ in der Prager zionistischen Wochenschrift „Selbstwehr“ redaktionell verantwortlich. B. soll unter dem Ps. Ivan Baranow auch Autorin eines 1881 in Breslau publizierten Romans mit dem Titel „Russische Mysterien“ sein, was sich jedoch nicht nachweisen lässt. 1882 erschien die Novellensammlung „Lebensbilder“. Ab 1890 ist in ihrem schriftstellerischen Schaffen eine Hinwendung zum Judentum feststellbar („Genrebilder aus dem jüdischen Familienleben“, 1895; „Glaubenskämpfe. Drei Erzählungen“, 1900). Zuletzt veröffentlichte sie 1919 den Roman „Die rechte Liebe war es nicht“. B.s soziales Engagement war vielseitig: Sie unterstützte das Kinderhilfswerk Ferien-Colonien, hatte 1882 den Wiener Studentenunterstützungsverein sowie den Wiener Bazar mitbegründet. Für →Bert(h)a Freifrau von Suttners Zeitschrift „Die Waffen nieder“ verfasste sie einen Artikel sowie einen Leserbrief. Mit →Julie Thenen gründete sie 1885 den Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, zu dessen Gründungsmitgliedern Marie von Augustin (Ps. von Turnberg), Ada Christen (→Christiane von Breden), →Wilhelmine (Minna) Kautsky, Maximiliane von Weißenthurn, →Maria Janitschek, Anna Forstenheim (→Anna Hirschler), →Marie Freifrau Ebner von Eschenbach, Betty Paoli (→Babette Elisabeth Glück) und Ellen Key gehörten. Während des 1. Weltkriegs sammelte sie in Wien mit ihrer Schwiegertochter für Kriegsflüchtige aus Galizien mit der sogenannten Brockensammlung für jüdische Arme.

Weitere W.: Ihr Schwiegersohn, 1896; Die national-ökonomische Stellung der Frau, in: Ethische Kultur. Monatsblatt für ethisch-soziale Neugestaltung 10, 1902, H. 36.
L.: NFP, 9. 10. 1931; Brümmer; Kosel; Wininger; Lexikon deutscher Frauen der Feder 1, ed. S. Pataky, 1898; Kürschners Deutscher Literatur-Kalender …, 36, 1914; 125 Jahre Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen 1885–2010, ed. H. Helnwein, 2010, S. 14f.; M. Baumgartner, Der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien (1885–1938), 2015, S. 38ff., 215ff.; DÖW, Opferdatenbank (online, Zugriff 21. 3. 2016); IKG, WStLA, beide Wien.
(R. Müller)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)