Barth von Wehrenalp (Barth-Wehrenalp), Karl Edler (1857–1925), Techniker und Beamter

Barth von Wehrenalp Karl Edler (Barth-Wehrenalp), Techniker und Beamter. Geb. Wien, 10. 10. 1857; gest. ebd., 18. 12. 1925; röm.-kath. Sohn des 1882 nobilitierten Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Burghard Barth Edler von Wehrenalp (gest. Wien, 5. 2. 1894) und seiner Frau Amalie, geb. Zipperer von Arbach, Schwiegersohn von →Louis Adolf Gölsdorf, Schwager von →Karl Gölsdorf; verheiratet mit Louise, geb. Gölsdorf. – B. besuchte die Oberrealschule in Wien-Wieden und studierte ab 1875 Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule in Wien. 1878 nahm er als Leutnant der Reserve am Bosnien-Feldzug teil. Nach Ablegung der II. Staatsprüfung 1882 war B. bis 1884 am Bau der Galizischen Transversalbahn beteiligt, ebenso am Bau der Eisenbahnbrücke über die Save bei Brod. Er wechselte 1884 in das Wiener Stadtbauamt, wo er bis 1888 im Dienst stand, ehe er noch im selben Jahr als Bauadjunkt bei der technischen Abteilung der Post- und Telegraphenzentralleitung im Handelsministerium zu arbeiten begann; 1899 zum Oberbaurat, 1904 zum Vorstand dieser Abteilung ernannt, erreichte er deren Gleichstellung mit anderen Departements im Handelsministerium. Unter ihm kam es zur Etablierung als Zentralstelle des technischen Telegraphen- und Fernsprechdiensts. B. blieb bis zu seiner Pensionierung 1919 im Staatsdienst. In diese Phase fallen seine Verdienste auf dem Gebiet des österreichischen Telegraphen- und Fernsprechwesens. Zu Beginn seiner Tätigkeit im Handelsministerium war B. am Projekt zur Erweiterung des Wiener Rohrpostnetzes beteiligt. Als Oberbauleiter firmierte er bei der Verlegung und Rekonstruktion von Telegraphenkabeln im Arlbergtunnel. Als es 1893–95 zur staatlichen Übernahme der bis dahin privaten Telephonnetze kam, spielte B. in Wien bei der Modernisierung derselben eine zentrale Rolle. Bis 1900 erhielt die Stadt ein rundum erneuertes Telephonnetz mit zwei Zentralen. Dieses genügte den steigenden Bedürfnissen bald nicht mehr, sodass unter B. der Übergang zu einem amerikanischen Betriebssystem erfolgte, das auf die Automatisierung des Telephonnetzes abzielte. In diesem Zusammenhang hatte er 1903 eine Studienreise in die USA unternommen. Die Arbeiten an der Halbautomatisierung wurden durch den 1. Weltkrieg unterbrochen, jedoch 1925 abgeschlossen, sodass B. noch das Ende des handvermittelten Betriebs erlebte. In seinen Funktionen im Staatsdienst war B. zudem treibende Kraft beim Umbau der Wiener Telegraphenzentralstation, der Errichtung der Zentralapparatwerkstätte und des Zentraltelegraphendepots in Hirschstetten, der Errichtung des Telegraphenumschaltbetriebs und der Regulierung des österreichischen Telegraphenleitungsnetzes. Er war Chef des österreichischen Telegraphenbauwesens und gehörte auch nach seiner Pensionierung dem Verwaltungsrat der Telefonfabrik-Aktien-Gesellschaft an. Als langjähriges Mitglied des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins initiierte er 1894 die Fachgruppe Elektrotechnik, in deren Ausschuss er viele Jahre vertreten war. Darüber hinaus war er nichtständiges Mitglied des Patentamts. B. entfaltete eine rege Vortragstätigkeit, wovon Artikel in Fachzeitschriften zeugen. 1904 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Klasse sowie den Hofratstitel, 1908 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens und 1916 das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens mit dem Stern.

W.: Die neue Telephonanlage in Wien, in: ZÖIAV 51, 1899; Post-, Telegraphen- und Telephonwesen, in: Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts 1, red. P. Kortz, 1905 (unter Mitwirkung von E. Effenberger).
L.: Zeitschrift für Elektrotechnik 22, 1904, S. 182, 726; L. Kusminsky, in: Elektrotechnik und Maschinenbau 44, 1926, S. 130f. (mit Bild); ZÖIAV 79, 1927, S. 281f.; Ch. Kainz u. a., 100 Jahre Telephonie in Österreich, 1981, S. 37; Pfarre St. Leopold, Technische Universität, beide Wien.
(J. Pircher)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)