Barth, Otto (1876–1916), Maler, Graphiker, Illustrator und Alpinist

Barth Otto, Maler, Graphiker, Illustrator und Alpinist. Geb. Wien, 3. 10. 1876; gest. ebd., 9. 8. 1916. Sohn des Gärtners Johann Barth und von Anna Barth, Bruder des Alpinisten Han(n)s Barth. – B. begann seine Ausbildung an der Akt- und Malschule Stephan in der Wienzeile bzw. an der Zeichenschule Schäffer in Wien-Margareten, 1892–96 studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei →Siegmund L’Allemand und →Franz Rumpler. B.s künstlerisches Œuvre thematisiert fast ausschließlich das Alpine. Als Mitglied des elitären Österreichischen Alpenklubs sowie des Österreichischen Winter-Sport-Clubs schuf er sowohl für den Alpenverein als auch für die Naturfreunde, die gänzlich verschiedene ideologische Ausrichtungen hatten, Werke mit einschlägigen Motiven. Seine Bergbilder mit feinen Farbstimmungen, teils mit lichtdurchfluteten Szenerien, waren zwischen 1905 und 1911 in Wien auf den Ausstellungen im Künstlerhaus und im Hagenbund häufig vertreten; seine Kunstdrucke und Schulwandtafeln in Form von Originallithographien waren äußerst beliebt. Nach seinen Vorlagen entstanden 1909 auch drei Fliesenbilder für die neue Halle des Salzburger Hauptbahnhofs und 1910 ein großes Wandbild (Helenental mit Weilburg) für das Hotel Herzoghof in Baden. Auf dem Gebiet der Plakatkunst war er – gemeinsam mit →Gustav Jahn – ein führender Vertreter des frühen malerischen Reiseplakats, vor allem für die Österreichischen Staatsbahnen. Ab 1912 zog er sich krankheitsbedingt zunehmend vom Kunstbetrieb zurück; eines seiner letzten Werke war eine Postkarte für das Kriegshilfskomitee bildender Künstler (1915). 1916 hielt er sich als Reserveoffizier in Waidhofen an der Ybbs auf und wurde aus Krankheitsgründen Ende Juni nach Wien transferiert, wo er wenige Wochen später verstarb. Seine Arbeiten befinden sich unter anderem in der Albertina, dem Museum für angewandte Kunst, der Österreichischen Galerie Belvedere, der Österreichischen Nationalbibliothek und der Wienbibliothek im Rathaus (alle Wien) sowie im Alpenvereinsmuseum in Innsbruck, im Südtiroler Landesmuseum in Bozen und im Alpinen Museum in München. B. war Mitglied der Künstlergruppe Phalanx (danach Jungbund), die sich später dem Hagenbund (dessen Mitglied er 1907–16 war) anschloss. Als Bergsteiger führte er mehrere Erstbesteigungen durch, meist mit seinem Malerkollegen und Freund Jahn, unter anderem 1901 die Begehung des nach ihnen benannten Malersteigs in der Preiner Wand (Rax).

Weitere W.: Aufbruch im Morgengrauen zum Fiescher Gletscher, um 1900; Großglockner und Pasterze, um 1900; Monte Rosa, um 1905; Nebelmeer, um 1905; Neuschnee, um 1905; Winterabend, um 1905; Zermatt, um 1905; Dolomiten im Frühling, um 1906; Die Geburt des Tages, Abend in den Dolomiten, Motiv aus Kolfuschg, Kolfuschg mit La Barella, alle um 1908; Aus der Sellagruppe, um 1908; Morgengebet der Kalser Bergführer auf dem Großglockner, um 1910; Abend in Mitterndorf, um 1911; Der letzte Gang, 1912; etc. – Plakate: Ehrenberger & Comp. Leihbibliothek, um 1900; Langkofel-Hütte, um 1905; Karawankenbahn, 1906; Wocheinerbahn, 1906; Krain, 1906; Sudeten, um 1908; 27. Ausstellung des Hagenbundes, 1908; Salzkammergut, 1910; Tauern-Express Paris-Triest, 1911; Winterausstellung, 1912; etc.
L.: Österreichs Illustrierte Zeitung, 23. 10. 1910, 23. 4. 1911; NFP, 12. 8. 1916; AKL; Czeike; Fuchs, 19. Jh.; Vollmer; Die Kunst 25, 1912, S. 449, 457; G. Schmidt, in: Österreichische Alpenzeitung 38, 1916, S. 129f.; Der Naturfreund 20, 1916, S. 197f. (m. B.); O. Mascha, Österreichische Plakatkunst, 1916, S. 76ff.; E. Mayer, in: Jahrbuch des ÖTK, 1930, S. 3ff.; J. Soyka, in: Z. DÖAV 62, 1931, S. 1ff. (m. B.); M. Pizzinini, Alt-Tirol im Plakat, 1983, S. 120f.; H. Zebhauser, Alpine Exlibris, 1985, S. 26, 30, 33, 65, 138ff.; Die verlorene Moderne, red. T. Natter, Schloss Halbturn 1993, S. 238 (Kat.); Alpinismus in Wien, ed. P. Sova, 1999, S. 254; Schnee von gestern, ed. Ch. Maryška, Wien 2004, S. 22, 24 (Kat.); Schnee. Rohstoff der Kunst, ed. T. Natter, Bregenz – Lech am Arlberg 2009, S. 69 (Kat.); Willkommen in Österreich, ed. Ch. Maryška – M. Pfundner, Wien 2012, S. 79, 87, 89, 242 (Kat.).
(Ch. Maryška)   
Zuletzt aktualisiert: 15.11.2014  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 3 (15.11.2014)