Baum, Antonín (1830–1886), Architekt und Konservator

Baum Antonín, Architekt und Konservator. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 12. 5. 1830; gest. ebd., 2. 5. 1886. Nach dem Absolutorium am Prager Polytechnikum 1853 arbeitete B. als Zeichner beim Architekten →Ignaz Ullmann (Beteiligung am Bau der St. Cyrill und Method-Kirche im Prager Vorort Karolinenthal) und wirkte dort bis zum Ende von Ullmanns Tätigkeit 1873. Danach wurde B. zum technischen Direktor der Prager Vorortebaubank ernannt und widmete sich der neuen urbanistischen Planung von Smichow. 1874 ging er mit Bedřich Münzberger eine Ateliergemeinschaft als selbstständiger Architekt ein und realisierte mit diesem die meisten seiner Aufträge. Zu ihren wichtigsten Werken gehören die in reich dekorativen Formen ausgeführten Rathäuser in Königliche Weinberge (1876–77) und Karolinenthal (1885–86), wobei Letzteres ein ungewöhnliches Beispiel der Verwendung von Barockelementen darstellt. B.s selbstständige Arbeiten sind dagegen nüchterner ausgeführt, wobei die Tektonik des Baus verstärkt wird, wie bei seinem Hauptwerk, dem Mikš-Haus im Südflügel des Prager Altstädter Rathauses, das 1879–80 nach seinem Entwurf umgebaut wurde. Ähnlichen Charakter haben auch die letzten, 1886 fertiggestellten Werke: das zweite Gebäude des Náprstkovo muzeum in Prag und die Wohnhäuser Nr. 41 und Nr. 42 in Nymburk, worin Formen der Spätrenaissance und des Klassizismus verschmelzen. Im Sakralbau verwendete B. meistens den neoromanischen Stil, wobei er nicht zögerte, neue Elemente einzugliedern, wie z. B. bei der Kirche St. Wenzel in Nová Ves bei Kolín (1884). Mit Münzberger stattete B. auch viele Kirchen aus, v. a. mittelalterliche (St. Kastulus-Kirche in Prag, 1883) und neu erbaute neuromanische Kirchen (St. Martin in Mšeno, St. Wenzel in Veleliby, beide 1876–78); weiters widmeten sie sich der stilgerechten Erneuerung von Barockkirchen. Das Innere der Spanischen Synagoge in Prag dekorierten sie 1882 im maurischen Stil. Außerdem stellte B. die für die tschechische Geschichte bedeutenden romanischen Rotunden St. Martin auf dem Vyšehrad und St. Georg auf dem Berg Říp wieder her. In all seinen Entwürfen ist sichtbar, dass seine ziemlich ungewöhnlichen Formen im selbstständigen Studium historischer Bauten begründet sind. B. interessierte sich nicht nur für mittelalterliche Architektur, sondern erforschte auch alte Illuminationen. Er publizierte Aufsätze in Fachzeitschriften wie „Památky archeologické“, „Method“, „Časopis Musea království českého“ und „Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale“. Ebenso bereitete er ein Lexikon tschechischer Künstler vor, das er jedoch nicht mehr vollenden konnte. 1869 wurde er zum Supplenten für Geschichte der Architektur am tschechischen polytechnischen Institut in Prag, 1879 zum Konservator der k. k. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale in Böhmen ernannt. B. war aktives Mitglied des archäologischen Kollegiums am Museum des Königreiches Böhmen, der Christlichen Akademie (Křesťanská akademie), des Dombauvereins zur Fertigstellung des Veitsdoms und des Künstlervereins Umělecká beseda.

Weitere W.: s. Horyna; Encyklopedie architektů.
L.: Prager Tagblatt, 4. 5. 1886; AKL; BSČZ; Otto; Toman; Zlatá Praha 3, 1886, S. 376 (mit Bild); Humoristické listy 28, 1886, S. 171f. (mit Bild); Method 12, 1886, S. 59; K. Mádl, in: Památník na oslavu padesátiletého panovnického jubilea …, 1898, S. 74; A. V. Velflík, Dějiny technického učení v Praze 1, 1906–09, S. 607; M. Horyna, in: Dějiny českého výtvarného umění 1780–1890, 3/2, ed. T. Petrasová – H. Lorenzová, 2001, S. 158f. (mit W.); Th. Brückler – U. Nimeth, Personenlexikon zur Österreichischen Denkmalpflege, 2001; Encyklopedie architektů, stavitelů, zedníků a kameníků v Čechách, ed. P. Vlček, 2004 (mit W.).
(V. Laštovičková)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)