Baurnfeind (Bauernfeind), Moritz (1870–1947), Maler, Graphiker, Illustrator und Karikaturist

Baurnfeind (Bauernfeind) Moritz, Maler, Graphiker, Illustrator und Karikaturist. Geb. Wien, 17. 2. 1870; gest. Großvolderberg (Tirol), 7. 4. 1947; röm.-kath. Sohn des Kinderarztes und Malers Ferdinand Baurnfeind (geb. Hall / Hall in Tirol, Tirol, 29. 11. 1829; gest. Großvolderberg, 21. 10. 1895) und von Maria Anna Baurnfeind, geb. von Schwind (geb. München, Bayern/D, 3. 9. 1847; gest. Innsbruck, Tirol, 19. 7. 1924), der Tochter von →Moritz von Schwind, Bruder der Landschaftsmalerin und Illustratorin Lena Baurnfeind (geb. Wien, 31. 8. 1875; gest. Innsbruck, 29. 10. 1953); ab 1902 in 1. Ehe mit Leopoldine Kainz (geb. Wien, 21. 10. 1876; gest. Innsbruck, 8. 6. 1937), einer Verwandten von →Josef Kainz, ab 1941 in 2. Ehe mit Anna Karner (geb. St. Michael / St. Michael im Lungau, Salzburg, 9. 4. 1896; gest. Innsbruck, 19. 5. 1976) verheiratet. – B. verbrachte seine Jugend auf dem väterlichen Ansitz Baumgarten am Großvolderberg. Nach der Matura am Gymnasium in Hall studierte er 1891–92 kurzzeitig an der Akademie der bildenden Künste in Wien (u. a. Allgemeine Malerschule bei →Julius Victor Berger), absolvierte dann das Einjährig-Freiwilligen-Jahr und ging 1893–94 an die Akademie der Bildenden Künste nach Karlsruhe zu Robert Poetzelberger. B. wechselte 1895 an die Akademie der Bildenden Künste nach München zu Carl Ritter von Marr und dem Tier- und Landschaftsmaler Heinrich von Zügel, dessen zumeist in humoristischer Auffassung gehaltenen Tierdarstellungen B. stark beeinflussten. 1897–99 studierte er an der Pariser Academie Julian bei William Adolphe Bouguereau und Gabriel Ferrier. Ab 1900 wirkte B. in München als freischaffender Künstler, beteiligte sich als Mitglied der Münchner Künstlergenossenschaft bis 1914 regelmäßig an den Ausstellungen im Münchner Glaspalast, verbrachte die Sommermonate in Tirol und unternahm Studienreisen nach Italien (1909/10) sowie England (1913). Bekanntheit erlangte B. zunächst als Zeichner politischer Satiren u. a. in „Meggendorfers humoristischen Blättern“ und „Der Floh“. 1900–05 veröffentlichte er über 200 satirische Zeichnungen in „Der Scherer“ und „Simplicissimus“, 1909 eine Serie in der Leipziger „Illustrirten Zeitung“, wobei seine Zeichnungen durch exakte Konturen, die zum Teil aus wenigen, gezielt aneinandergesetzten Strichen bestanden, gekennzeichnet waren. Die Binnendarstellung erfolgte aus einem Wechsel von Einzellinien und Schraffuren. Dadurch erreichte er ein spannendes Zusammenspiel von flächiger und räumlicher Gestaltung. Menschliche Schwächen und politisches Geschehen brachte er in geistvoller und humoristischer Art ins Bild und setzte sich dadurch bald dem Vorwurf des Antiklerikalismus und der nationalistischen Gesinnung aus, sodass einiges der Zensur zum Opfer fiel. Von zeichnerischem Stil waren auch seine farbigen Illustrationen (Märchen, Sagen, allegorische Darstellungen), die in der Münchner „Jugend“ (1904–17), „Der Föhn“ (1909), „Velhagen und Klasings Monatshefte“ (1917), „Bergland“ (1925) und in der „Illustrierten Zeitung Leipzig“ (1927, 1929) erschienen, bei denen der Farbe eine eher flächenfüllende Funktion zukam. 1909 stellte er 45 Bilder (u. a. Zyklus „Die Chronica der drei Schwestern“) auf der Tiroler Jubiläumsausstellung aus. Bis zum Kriegsausbruch in München ansässig, meldete er sich als Freiwilliger zum Einsatz an die Front. Nach Kriegsende kehrte er nach Volders zurück. Von hohem heimatkundlichen Wert ist seine Dokumentation von 54 Höfen am Großvolderberg (Mappenwerk mit über 100 Blättern, 1931–36, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck). Seine Landschaften zeigen im Frühwerk impressionistische Lichtstimmungen, auf die realistisch wiedergegebene Naturausschnitte oder auch symbolistisch anmutende Landschaftsbilder folgten, später geprägt von einem eigentümlichen Kolorit. Neben Porträts waren es v. a. phantastische und mit stilisierten Figuren ausgestattete Genredarstellungen, die immer ins Burleske kippten und in einem kolorierten Konturenstil gemalt waren. B. zeigte seine Werke im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, in der Kunsthandlung Unterberger, den Gaukunstausstellungen 1940 („Glungezer“) und 1944 („Waldrast und Schloß Trautson“) (alle Innsbruck), im Meraner Künstlerbund, im Badischen Kunstverein (Karlsruhe, 1940), in Frankfurt am Main und Dresden. Zuletzt stellte er im Rahmen einer Innsbrucker Ausstellung 1940 seine Satiren in den Dienst politischer Propaganda („Politisches Bilderbuch der Systemzeit“). B. war ab 1906 Mitglied im Tiroler Künstlerbund sowie ab 1947 im neu gegründeten Künstlerbund Tyrol.

Weitere W.: Südliche Landschaft, um 1900; Die sieben Schwaben, 1901; Märchenzug, 1903; Frau Musika vertreibt den Griesgram, 1904; Die altehrwürdige Brücke, 1906; 27 Tuschzeichnungen (Märchenillustrationen als Sammelbildchen) für die Firma Julius Meinl, 1906/07; Narrenschiff, 1907.
L.: AKL; Fuchs, 19. Jh.; ÖKL; Thieme-Becker; Vollmer; Bergland 7, 1925, Nr. 12, S. 22 (Bild), 36f.; G. Hohenauer, M. B. 1870–1947, Innsbruck 1968 (Kat.); H. Quintern, in: Haller Lokalanzeiger 53, 1984, Nr. 51/52, S. 16ff. (mit Bild); E. Gürtler, in: 25 Jahre Heimatkunde- und Museumsverein Wattens-Volders, 1990, S. 44ff.; C. Kraus, Zwischen den Zeiten. Malerei und Graphik in Tirol 1918–45, 1999, S. 34, 248f.; Tirols Künstler 1927, ed. E. Hastaba, 2002; G. Pfaundler-Spat, Tirol-Lexikon, überarb. Aufl. 2005; S. Moser-Ernst – U. Marinelli, in: Tirol – München. Begegnungen von 1880 bis heute, ed. W. Meighörner, Innsbruck 2014, S. 96ff. (Kat.); ABK, Wien; ABK, Karlsruhe, D.
(U. Marinelli)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)