Bayer, Johann Nepomuk (1802–1870), Botaniker und Beamter

Bayer Johann Nepomuk, Botaniker und Beamter. Geb. Großkrosse, Schlesien (Velká Kraš, CZ), 21. 3. 1802; gest. Steyr (Oberösterreich), 14. 2. 1870; röm.-kath. Sohn des Schuhmachers Anton Bayer und der Anna Maria Bayer, geb. Kuntze; ab 1834 verheiratet mit Katharina Bayer, geb. Mende (geb. 1814). – Nach dem Besuch des Gymnasiums im böhmischen Weißwasser absolvierte B. die philosophischen Studien in Olmütz und widmete sich in der Folge technischen und medizinischen Studien in Wien, erwarb jedoch keinen Abschluss. Zunächst als Privatsekretär bei Johann Heinrich von Geymüller d. J. in Bad Vöslau beschäftigt, wurde B. 1838 als Expeditor bei der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn angestellt und 1845 als Haupt-Expedits-Direktor der Nordbahn nach Prag versetzt. 1852 erfolgte mit der Ernennung zum Bahnamtsverwalter 1. Klasse an der k. k. Südöstlichen Staatsbahn die Versetzung nach Pest. Nach dem Erwerb der Südöstlichen Staatsbahn durch die Österreichisch-ungarische Staatseisenbahn-Gesellschaft 1855 wurde B. mit dem Titel eines General-Inspektors der Staatseisenbahn-Gesellschaft in Wien angestellt. 1864 in dieser Funktion pensioniert, übersiedelte er nach Steyr. Neben seinem Beruf als Bahnbeamter betätigte sich B. professionell als Botaniker und war ein guter Kenner der Flora der Monarchie. Sein besonderes Interesse galt, abgesehen von allgemein pflanzengeographischen Themen, wie beispielsweise „Über die Flora von Tscheitsch in Mähren“ (in: Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien 2, 1853), den Linden (Gattung Tilia). Hierzu legte er mit „Monographia Tiliae generis“ (in: Verhandlungen der kaiserlich-königlichen zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien 12, 1862) eine umfassende Bearbeitung in lateinischer Sprache vor. Für die Pflanzenwelt des Wiener Praters und der Brigittenau ist sein Buch „Praterflora“ (1869) bedeutsam, mit dem „Botanischen Excursionsbuch für das Erzherzogthum Oesterreich ob und unter der Enns“ legte er 1869 einen Bestimmungsschlüssel für die Pflanzengattungen und -arten Ober- und Niederösterreichs vor. B. war u. a. Gründungsmitglied des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins Lotos in Prag (1849) und erster Redakteur der gleichnamigen Vereinsschrift, ab 1851 Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien. Ihm zu Ehren wurde 1858 ein Schmetterlingsblütler Phaca bayeri, 1862 eine Kamille Matricaria bayeri und 1868 eine Brombeere Rubus bayeri benannt. Sein an Tilia- und Rubus-Sippen reiches Herbarium ging durch Kauf an den Botaniker →Jozef Pantocsek und befindet sich heute im Magyar Természettudományi Múzeum in Budapest.

Weitere W.: s. Maiwald; Futák – Domin.
L.: ADB; Moravia 4, 1841, S. 250; Verordnungsblatt für die Verwaltungszweige des österreichischen Handelsministeriums 1852/2, S. 574; A. Neilreich, in: Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien 5, 1855, S. 58; A. Kanitz, Geschichte der Botanik in Ungarn, 1863, S. 165f.; Österreichische botanische Zeitschrift 20, 1870, S. 91; Verhandlungen der kaiserlich-königlichen zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien 20, 1870, S. 13; Botanik und Zoologie in Österreich in den Jahren 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; V. Maiwald, Geschichte der Botanik in Böhmen, 1904, s. Reg. (mit W.); J. Futák – K. Domin, Bibliografia k flóre ČSR do r. 1952, 1960, S. 97 (mit W.); J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965; F. A. Stafleu – E. A. Mennega, Taxonomic literature Supplement 1, 1992; UA, Wien (mit Bild); Pfarre Gainfarn, Niederösterreich; Stadtpfarre Steyr, Oberösterreich; Pfarre Velká Kraš, CZ.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)