Benesch, Fritz (Friedrich); Ps. Fritz Ebenwald (1868–1949), Photograph, Alpinist und Fachschriftsteller

Benesch Fritz (Friedrich), Ps. Fritz Ebenwald, Photograph, Alpinist und Fachschriftsteller. Geb. Misslitz, Mähren (Miroslav, CZ), 12. 4. 1868; gest. Wien, 29. 6. 1949; röm.-kath. Sohn von Franz Benesch (1832–1904), Ingenieur bei den Böhmischen Kommerzialbahnen, und Aloisia Benesch (1848–1918); ab 1901 verheiratet mit Leopoldine Benesch. – B. studierte nach der Matura am Stiftsgymnasium Seitenstetten 1888–90 an der philosophischen Fakultät der Universität Wien Chemie, Mathematik und Geometrie bzw. belegte er 1896/97 Vorlesungen aus Geologie und Geographie, 1890–91 und 1892–94 war er Hörer an der juridischen Fakultät und setzte sein Jusstudium 1894 an der Universität Graz fort; dort 1898 Dr. iur. 1896 ging er als Praktikant an die Universitätsbibliothek Wien, 1899 Adjunkt, 1900 provisorischer, 1902 definitiver Amanuensis. 1902 wechselte er als Bahnsekretär ins Eisenbahn-Ministerium und wirkte dort v. a. im Bereich Reisepropaganda und Fremdenverkehr; 1919 trat er freiwillig in den Ruhestand. In den 1920er-Jahren eröffnete er einen Photobetrieb in Wien und fungierte 1929–40 als literarischer und künstlerischer Berater der Österreichischen Tabakregie. B., der 1890 zu photographieren begann, arbeitete zunächst mit dem Format 9x12, dann mit einer 18x24 Goldmann-Plattenkamera, schließlich mit einer Zeiss-Ika-Kamera 9x12. Er fertigte Panoramen und Autochrome, photographierte zu allen Jahreszeiten, vorwiegend in den österreichischen Alpen sowie den Dolomiten und immer wieder an den bevorzugten Zielen der Wiener Touristen: Rax, Schneeberg und Semmering. Seine alpinen Ansichten umfassen Einzelmassive, Bergketten und Gletscher, wobei häufig kleine Dörfer, Gehöfte und Almhütten, gelegentlich auch Bergwanderer mit ins Bild kommen. In den Aufnahmen sind zumeist Vorder- und Hintergrund gleichermaßen scharf aufgezeichnet. Obwohl seine Photographien einer entschieden dokumentarischen Ausrichtung folgen, gelangen ihm nicht nur ausgewogene, sondern auch formschöne Kompositionen. Daneben betätigte sich B. – fallweise unter Pseudonym – als Autor von Texten und Illustrationen, die er ab den 1890er-Jahren in Büchern und Fachzeitschriften, in geringem Maße auch in Ausstellungen veröffentlichte. Die meisten Artikel und Bilder erschienen in den Publikationen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins sowie des Österreichischen Touristenklubs, aber auch in Publikumszeitschriften wie „Ueber Land und Meer“, „Illustrirte Welt“, „Westermanns Monatshefte“ sowie in Photofachjournalen. In seinen Monographien über alpine Gebiete schilderte er nicht nur die Landschaft, sondern behandelte auch die geologischen Besonderheiten und die Lebensbedingungen der Bewohner. Außerdem verfasste er Ratschläge für Bergsteiger sowie Anleitungen zum Photographieren im Hochgebirge. Weiters geht auf ihn die erste ziffernmäßige Schwierigkeitsbewertung für Klettersteige, die sogenannte Benesch-Skala (1894), zurück. Diese berücksichtigte klettertechnische Anforderungen, Länge, Ausgesetztheit, Brüchigkeit des Felsens, Steinschlaggefahr etc. B. war vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum 2. Weltkrieg der bedeutendste Chronist alpiner Landschaften in Österreich, die dadurch zugleich für die Fremdenverkehrswerbung erschlossen wurden.

Weitere W.: Special-Führer auf die Raxalpe, 1894, 7. Aufl. 1922; Special-Führer auf den Schneeberg, 1897, 4. Aufl. 1920; Bergfahrten in den Grödner Dolomiten, 1899; Verkehrsbuch österreichischer Eisenbahnen, 8 Bde., 1910; Der Semmering und seine Berge, 1913; Die neue Dolomitenstrasse Bozen – Cortina – Toblach …, 1913 (gem. m. Th. Christomannos, 3. Aufl. 1925); Führer auf die Schneealpe, 1925; 150 Jahre Österreichische Tabakregie. 1784–1934, 1934; Zauber der Bergheimat, (1935); Das Oetscherland, 1942; Gewalten der Berge, 1943. – Bildveröffentlichungen in Z. DÖAV, Österreichische Touristenzeitung, Zeitschrift des Deutschen Alpenvereins etc.
L.: AKL; Czeike; NDB; Der Lichtbildner, 1935, S. 180f. (mit Bild); K. Kolar, in: Der Bergsteiger 37, 1970, S. 689f. (mit Bild); Alpinismus in Wien, ed. P. Sova, 1999, S. 255; T. Starl, Lexikon zur Fotografie in Österreich 1839 bis 1945, 2005; F. Kaiser, in: Berge im Kasten, München 2006, S. 74ff. (Kat., mit Bild); T. Starl, Bio-Bibliografie zur Fotografie in Österreich (nur online, Zugriff 20. 8. 2015); UA, Wien; UA, Graz, Steiermark.
(T. Starl)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)