Berg, Armin (1883–1956), Kabarettist

Berg Armin, Kabarettist. Geb. Hussowitz, Mähren (Brno-Husovice, CZ), 9. 5. 1883; gest. Wien, 23. 11. 1956; mos. Hieß eigentlich Hermann Weinberger. Sohn des Kaufmanns Ignaz Weinberger und von Johanna Weinberger, geb. Bass. – Nach schauspielerischen Anfängen an verschiedenen Theatern in Böhmen und Mähren kam B. um 1900 nach Wien und begann, schon unter seinem Künstlernamen, an kleinen Bühnen als Komiker aufzutreten. 1908 wurde er von →Heinrich Eisenbach an das erfolgreiche Budapester Orpheum engagiert und dadurch einem größeren Publikum bekannt. 1914 begleitete er Eisenbach an dessen neues Ensemble Max und Moritz, das bis 1924 bestand. Danach wirkte B. am Theater der Komiker (1924/25, 1928–33) und – auch parallel – an weiteren bekannten Wiener Kabaretts und Varietés wie dem Simpl und dem Ronacher. Er spielte u. a. mit Armin Springer, →Fritz Grünbaum, Hans Moser und Gisela Werbezirk. B. trat außerdem in Revuen auf, übernahm einige Filmrollen (etwa in „Die Stadt ohne Juden“, 1924) und veröffentlichte Plattenaufnahmen seiner Lieder. Im Zeitraum von ca. 1910–36 gab er Bücher und Hefte mit von ihm vorgetragenem Kabarettmaterial heraus. Anfang der 1920er-Jahre leitete B. das „Vergnügungsetablissement“ Mascotte, 1937 eröffnete er die Armin Berg Bar. 1938 als Jude zur Flucht gezwungen, gelangte er Ende desselben Jahres über Prag und Paris nach New York und beteiligte sich am dortigen Exilkabarett. Mit großteils ebenfalls geflüchteten Interpretinnen und Interpreten brachte er deutschsprachige Programme. B.s Möglichkeiten waren im Gegensatz zur Zeit vor 1938 jedoch stark eingeschränkt. 1949 kehrte er nach Wien zurück, konnte aber nur für einige Monate im Simpl an frühere Erfolge anschließen und musste 1951 aus Mangel an Engagements ein weiteres Mal in die USA ziehen. Von 1954 bis zu seinem Tod lebte er wieder in Wien. B. war einer der erfolgreichsten Wiener Unterhaltungskabarettisten der 1920er- und 30er-Jahre. Er spielte in komischen Einaktern und brachte Soloprogramme. Besonders berühmt war er für seine Couplets (z. B. „Der Überzieher“, „Ich glaubʼ ich bin nicht ganz normal“) und seine spezielle Art des Vortrags. Das sogenannte „Jüdeln“ war ein wichtiger Bestandteil seines Stils, trat aber im Lauf seiner Karriere in den Hintergrund. B. verfasste kaum eigene Texte, arbeitete jedoch mit Autoren wie Louis Taufstein, Josef Armin und Otto Taussig über lange Zeit eng zusammen.

W.: Was A. B. erzählt. Die besten und neuesten Anekdoten, 1927; Es wird immer schöner! Das neue A. B.-Buch, 1936; A. B. Der Mann mit dem Überzieher. Couplets, Conférencen und Parodien aus dem Repertoire, ed. H. Veigl, 1990. – Nachlass: Handschriften-, Autografen- und Nachlass-Sammlung sowie Österreichisches Literaturarchiv, beide Österreichische Nationalbibliothek, Wien.
N.: F. Torberg, in: Neuer Kurier, 24. 11. 1956.
L.: Czeike; oeml; H. Veigl, Lachen im Keller. Von den Budapestern zum Wiener Werkel. Kabarett und Kleinkunst in Wien, 1986, s. Reg. (m. Karikaturen); Ch. Klösch – R. Thumser, „From Vienna“. Exilkabarett in New York 1938 bis 1950, 2002, s. Reg.; G. Wacks, Die Budapester Orpheumgesellschaft. Ein Varieté in Wien 1889–1919, 2002, s. Reg.; M. Kiegler-Griensteidl, „So wahr ich wirklich Berg heiße.“ Eine Lebensskizze des Wiener Kabarettisten A. B., in: Zwischenwelt 20, 2003, H. 1, S. 68–76 (m. B.); S. Usaty, „Ich glaubʼ ich bin nicht ganz normal“. Das Leben von A. B., 2009 (m. B.); Zeitungsausschnittsammlung, Österreichisches Theatermuseum, Wien.
(S. Usaty)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)