Berger, Franz (1853–1938), Baumeister

Berger Franz, Baumeister. Geb. Wien, 2. 4. 1853; gest. ebd., 26. 4. 1938; röm.-kath. Sohn des Flecksiedermeisters Anton Berger; in 1. Ehe ab 1883 mit Franziska Pöschko (1861–1910), in 2. Ehe mit Emma Hager, verwitwete Dolezal (1863–1930), verheiratet. – B. studierte nach Absolvierung des Staatsrealgymnasiums und des Einjährig-Freiwilligen-Jahrs (1872–73) bis 1876 an der TH Wien. Anschließend trat er in den Dienst der Niederösterreichischen Statthalterei und arbeitete dort in der Wasserbaufachabteilung sowie bei der Anlage des Winterhafens der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft in Fischamend. Nach weiteren Tätigkeiten in der Bauabteilung der Bezirkshauptmannschaft Horn (1878–81), wo er in der Reichsstraßenadministration eingesetzt und für die Errichtung diverser Hochbauten zuständig war, sowie in den Bezirkshauptmannschaften Wiener Neustadt und St. Pölten, kehrte er 1885 in die Niederösterreichische Statthalterei nach Wien zurück, wo ihm 1887 die Bauleitung des Kaiser Franz-Joseph-Spitals in Wien 10 übertragen wurde. 1894 wurde B. zum Vorstand der Bauabteilung für die Wiener Krankenanstalten ernannt. Als Spezialist für Wohlfahrtsbauten leitete er den Bau der Heilanstalt Alland sowie der Blindenanstalt in Wien. 1900–02 wurde nach seinen Plänen und in Zusammenarbeit mit ärztlichen Beratern sein Hauptwerk, das Kaiser Franz-Josephs-Regierungsjubiläums-Kinderspital (im Pavillonsystem), auf dem Gelände des Wilhelminenspitals errichtet, wobei er auch die Einrichtungsgegenstände (Lampen, Betten, Waschtische etc.) entwarf. 1905 wechselte er zum Landesbauamt des Erzherzogtums Österreich unter der Enns, wo die Projektierung und Ausführung der Landes-Pflegeanstalt Am Steinhof zu seinen Hauptaufgaben zählte. 1908 wurde B. zum Landes-Baudirektor bestellt und war auch in dieser Funktion für den Bau zahlreicher Wohlfahrtseinrichtungen verantwortlich. Besonderes Augenmerk legte B. bei allen seinen Vorhaben auf deren Ausstattung auf höchstem technischem und medizinischem Niveau unter Berücksichtigung der jeweiligen Arbeitsabläufe. Für diese Leistungen erhielt er mehrere Ehrungen und Auszeichnungen, so Oberingenieur (1879), Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone (1891) und wurde Ritter des Franz Joseph-Ordens (1898). Ab 1876 war er Mitglied des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins. Er wurde Mitglied im Kuratorium des Kronprinz Rudolf-Kinderspitals sowie des Kaiser Franz-Joseph-Ambulatoriums. Bisher wurden B.s Arbeiten in der Literatur oft fälschlich dem gleichnamigen Architekten →Franz Berger (geb. 1841) zugeschrieben.

Weitere W. (s. auch Architektenlexikon): Landwirtschaftlich chemische Bundesversuchsanstalt, 1893–1901 (Wien 2); 1. und 2. Universitäts-Frauenklinik, 1902–08 (Wien 9); Zentralkinderheim der Stadt Wien und Frauenklinik Semmelweis, 1908–10 (Wien 18); Ambulatorium des Kronprinz Rudolf-Kinderspitals, 1909–10 (Wien 3, später Mautner Markhof Kinderspital); etc. – Publ.: Die Bedürfnisse moderner Krankenanstalten, in: ZÖIAV 52, 1900; Die Neubauten beim k. k. Wilhelminenspital im 16. Gemeindebezirk, 1902; etc.
L.: F. Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert 3/1–2, 1990–95, s. Reg.; M. Keplinger, Die „Neuen Kliniken“ des Wiener Allgemeinen Krankenhauses, phil. Diss. Wien, 2010, passim (m. B.); Meister-Archiv. Gallerie von Zeitgenossen Deutschlands aus dem Gebiete der bildenden … Künste, ed. A. Mansch, o. J.; Architektenlexikon Wien 1770–1945, http://www.architektenlexikon.at (m. W. u. L., Zugriff 20. 1. 2012).
(P. Schumann)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)