Besser, Wilibald Swibert (1784–1842), Botaniker und Mediziner

Besser Wilibald Swibert, Botaniker und Mediziner. Geb. Innsbruck (Tirol), 7. 7. 1784; gest. Kremenez, Russland (Kremenec᾽, UA), 11. 10. 1842; röm.-kath. Sohn des Adjunkten der Oberlandesbaudirektion Gottlieb Samuel Besser (geb. ca. 1734; gest. Innsbruck, 16. 12. 1796) und der Maria Josepha Besser, geb. von Sausenhofer (geb. ca. 1749; gest. Innsbruck, 7. 5. 1797), Vater des Mediziners Viktor B. (geb. Kremenez, 24. 3. 1825; gest. 15. 4. 1890); ab 1818 verheiratet mit Louise (Ludwika) Besser. – Nach zweijährigem Besuch des Gymnasiums kam B., bedingt durch den frühen Tod seiner Eltern, im Herbst 1797 in die Obhut seines Taufpaten, des Botanikers Swibert Burkhard Schiverek nach Lemberg, wo er das Gymnasium absolvierte und ab 1802 an der Universität Medizin studierte. Als Folge der Vereinigung der Universität Lemberg mit jener in Krakau setzte B. ab 1805 die medizinischen Studien in Krakau fort, seine botanischen Interessen förderte dort →Joseph August Schultes; 1807 Dr. med., wurde B. im April 1808 zum Assistenten am Klinikum in Krakau ernannt. Nach einem Aufenthalt in Wien unterrichtete er ab August 1809 jedoch als Lehrer am Wolhynischen Gymnasium in Kremenez Zoologie und Botanik und stand dem botanischen Garten als Direktor vor. 1818 wurde das Gymnasium zum Lyzeum erhoben, aber schon 1831 endgültig geschlossen. 1833 übernahm man den Lehrkörper wie auch die Sammlungsbestände des Lyzeums Kremenez an die neu gegründete Universität in Kiew, wo B. 1834 zum o. Professor ernannt wurde. Zunächst noch am botanischen Garten in Kremenez beschäftigt, nahm er 1835 die Vorlesungstätigkeit an der Universität Kiew auf. 1837 formal emeritiert und pensioniert, unterrichtete B. noch bis zur Ernennung von Ernst Rudolph Trautvetter zum Professor der Botanik 1838. Seit der Kindheit naturwissenschaftlich interessiert, sammelte B. zunächst Mineralien und Schmetterlinge. Von seinem Pflegevater Schiverek erbte er ein reichhaltiges Herbarium, das er selbst durch lebhafte Tauschverbindungen mit in- und ausländischen Botanikern erweiterte. Durch Schultes weiter wissenschaftlich gefördert, konnte B. schon 1809 eines seiner Hauptwerke, die „Primitiae florae Galiciae Austriacae utriusque“ (2 Bde.), vorlegen. 1822 folgte ein reichhaltiges Verzeichnis von Pflanzen des damaligen südwestlichen Russlands „Enumeratio plantarum hucusque in Volhynia, Podolia, Gub. Kiioviensi, Bessarabia cis-Tyraica et circa Odessam collectarum“ und 1834 „Ueber die Flora des Baikals“ (in: Beiblätter zur Flora oder allgemeinen botanischen Zeitung 17, 1834). Speziell beschäftigte sich B. mit den Korbblütlern der Gattung Artemisia, worüber er einige kleinere Arbeiten, wie „Tentamen de Abrotanis“ (1832, auch in: Nouveaux mémoires de la Société Impériale de Naturalistes de Moscou 3, 1834) und „Revisio Artemisiarum Musei regii Berolinensis“ (in: Linnaea 15, 1841), verfasste. In Kremenez erweiterte er den botanischen Garten des Gymnasiums beträchtlich und gab ab 1810 umfangreiche Kataloge über dessen Pflanzenbestand heraus. Neben seiner Praxis als geschätzter Arzt in Kremenez befasste sich B. auch mit Entomologie und vermittelte Insekten aus Wolhynien an zahlreiche internationale Bearbeiter. Er selbst publizierte zur Insektenkunde nur relativ wenige Aufsätze, wie beispielsweise „Ueber die Ichneumonen Volhyniens“ (in: Bulletin de la Société Impériale des Naturalistes de Moscou 8, 1835). Seine entomologische Sammlung ging noch zu Lebzeiten an die Universität Kiew, das Herbarium erwarb die Universität käuflich nach seinem Tod. 1828 in den Adel des Wolhynischen Gouvernements aufgenommen, ernannte man B. 1829 zum Hof– und 1839 zum Staatsrat. Er war u. a. ab 1811 Mitglied der kaiserlichen naturforschenden Gesellschaft zu Moskau, 1819 Mitglied der kaiserlichen medizinischen Gesellschaft in Wilna, 1822 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, 1824 korrespondierendes Mitglied der Royal Horticultural Society und 1835 korrespondierendes Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg. Nach ihm wurde u. a. 1829 eine Gattung der Spargelgewächse Bessera benannt.

Weitere W.: s. Trautvetter, 1843, 1844; de Bourdeille de Montrésor, 1900.
L.: Minsker Zeitung, 13. 1. 1944; PSB; Stafleu; E. R. v. Trautvetter, in: Bulletin de la Société Impériale des naturalistes de Moscou 16, 1843, S. 341ff. (mit W.); E. R. v. Trautvetter, in: Flora 27, 1844, S. 122ff. (mit W.); Botanische Zeitung 2, 1844, Sp. 300; L. Gąsiorowski, Zbiór wiadomości do historyi sztuki lekarskiéj w Polsce 3, 1854, S. 277ff.; W. de Bourdeille de Montrésor, in: Bulletin de la Société Impériale des Naturalistes de Moscou, Nouvelle série 6, 1893, S. 332ff., 7, 1894, S. 492, 14, 1900, S. 486f. (mit W.); Russkij biografičeskij slovar’ 2, 1900; V. C. Asmous, in: Nature 151, 1943, S. 731; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965; Botanični sadi, 1966, S. 317ff. (mit Bild); W. Grębecka, in: Wkład wileńskiego ośrodka naukowego w przyrodnicze poznanie kraju, ed. J. Babicz – W. Grębecka, 1988, S. 115ff.; W. Grębecka, Wilno-Krzemieniec, 1998 (mit Bild); W. Grębecka, in: Organon 34, 2005, S. 51ff.; Pfarre St. Jakob, Innsbruck, Tirol; Mitteilung Piotr Köhler, Kraków, PL.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)