Bidschof, Friedrich (1864–1915), Astronom

Bidschof Friedrich, Astronom. Geb. Wien, 6. 12. 1864; gest. ebd., 7. 12. 1915. Sohn eines Beamten der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft, Schwiegersohn von →Johann Palisa. – Nach Besuch des Akademischen Gymnasiums studierte B. ab 1882 Philosophie, Mathematik, Physik und Astronomie an der Universität Wien; 1887 Dr. phil. Ab 1884 volontierte er an der Universitätssternwarte und befasste sich mit den Zonenbeobachtungen, die sich auf eine Neubewertung der „Santinischen Kataloge“ bezogen. Die Resultate seiner Forschungen publizierte B. erst 1901 als „Katalog von 2417 Sternen für das mittlere Äquinoktium von 1855,0“ in Band 15 der „Annalen der k. k. Sternwarte“. Auch Planeten- und Kometenbeobachtungen zählten zu seinen Forschungsinteressen. Seine mathematischen Fähigkeiten nutzte er für zahlreiche Bahnbestimmungen von Planeten und Kometen. 1890 Assistent an der Sternwarte, wurde B. mit Beobachtungstätigkeiten am Equatorial coudé beauftragt. Zudem war er mit der Bearbeitung der Erforschungen der von →Rudolf Spitaler am großen Grubbschen Refraktor beobachteten Nebel betraut und redigierte diese Ergebnisse, die als Katalog in Band 12 der „Annalen der k. k. Sternwarte“ 1896 erschienen. Gemeinsam mit Palisa bearbeitete er einen Katalog von 1.238 Sternen auf Basis der an der Kuffner-Sternwarte in Wien erfolgten Meridiankreisbeobachtungen. 1892 erhielt B. ein Stipendium der Universität Wien und besuchte Sternwarten in Italien, Frankreich, Dänemark und Deutschland. In Paris interessierte er sich v. a. für astrophotographische, in Potsdam für spektroskopische Arbeitsmethoden. Ab 1894 hielt B. im Rahmen des University extension movement viel beachtete populärwissenschaftliche Vorträge, u. a. über die Bedeutung der Photographie für die Erforschung der Beschaffenheit und der Bewegung der Gestirne und engagierte sich im Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien. 1899 Adjunkt an der Universitätssternwarte Wien, 1900 Adjunkt am Maritimen Observatorium in Triest, widmete er sich vermehrt praktischen nautisch-astronomischen und meteorologischen Untersuchungen. So verfasste er nautische Tafeln für die österreichische Handelsmarine, 1905 gemeinsam mit Arthur Vital „Fünfstellige, mathematische und astronomische Tafeln“, die besondere Wertschätzung seitens der österreichischen Marine erfuhren, und war mit der Redaktion der vom Observatorium in Triest herausgegebenen „Astronomisch–nautischen Ephemeriden“ betraut. Daneben war er für die täglichen telegraphischen Wetterberichte u. a. nach Wien und Prag verantwortlich.

Weitere W.: Über die Bahn des Planeten (236) Honoria, phil. Diss. Wien, 1887; Die Himmelsphotographie, 1897; Die großen Refractoren der Erde, 1898; Tavole e prontuari per i calcoli di navigazione, 1908 (gem. m. A. Vital); zahlreiche Beiträge in den Annalen der k. k. Sternwarte in Wien, den Astronomischen Nachrichten und den Sbb. Wien; etc.
N.: S. Oppenheim, in: Astronomische Nachrichten 202, 1916, S. 151.
L.: Poggendorff 4; D. Angetter – N. Pärr, Blick zurück ins Universum …, 2009; Materialiensammlung ÖBL (m. B.), UA, beide Wien.
(D. Angetter)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)