Biela, Wilhelm Frh. von (1782–1856), Astronom und Offizier

Biela Wilhelm Frh. von, Astronom und Offizier. Geb. Roßla, Grafschaft Stolberg-Roßla (D), 19. 3. 1782; gest. Venedig, Lombardo-Venetien (Venezia, I), 18. 2. 1856; evang., 1856 röm.-kath. Aus einer böhmischen Adelsfamilie stammend. – Nach dem Schulbesuch in Dresden trat B. 1802 als Kadett in das österreichische Infanterieregiment 18 und nahm an den Kriegen von 1805, 1809 (Leutnant) und 1813–15 teil. In der Schlacht bei Leipzig verwundet, widmete er sich daraufhin seinen naturwissenschaftlichen Interessen und hörte ab 1814 Vorlesungen in Astronomie bei →Martin Alois David an der Prager Sternwarte. 1825 kam er mit seinem Regiment nach Neapel, wo er die Bekanntschaft des Astronomen und Mathematikers Giuseppe Piazzi machte. 1832 wurde er zum Platzkommandanten von Rovigo befördert. Aus gesundheitlichen Gründen trat er 1844 im Rang eines Majors in den Ruhestand und verbrachte seinen Lebensabend in Venedig. Bedeutung erlangte B. als Astronom: 1823 entdeckte er erstmals einen Kometen, 1826 sah er in Josefstadt (Jaroměř-Josefov) den nach ihm benannten Bielaschen Kometen, wobei ihm der Nachweis gelang, dass dieser mit den Kometenerscheinungen von 1772, 1779 und 1805 identisch war. Bei der Berechnung der Umlaufbahn dieses periodischen Kometen kam er mit der von ihm errechneten Umlaufzeit (6,6 Jahre) dem exakten Wert sehr nahe, eine Erkenntnis, die ihn in der Fachwelt bekannt machte. Der Meteorstrom Bieliden, vermutlich ein Überrest dieses 1846 sich teilenden und danach zerfallenen Kometen, ist nach ihm benannt. Bereits 1831 hatte B. einen Kometen entdeckt, worüber er 1836 in „Die zweite grosse Weltenkraft …“ sowie in den „Astronomischen Nachrichten“ berichtete. Außerdem befasste er sich mit Sonnenflecken. Seine große Sprachbegabung zeigte sich als Dichter und Übersetzer von Dante Alighieris „Göttliche Komödie“ ins Deutsche. B., der privat eine große Kunstsammlung besaß, war Mitglied verschiedener Gelehrtengesellschaften in London, Berlin, München sowie Göttingen und stand mit zahlreichen bedeutenden Astronomen im Briefwechsel. Ein Teil der sichtbaren Mondseite trägt seinen Namen, der Asteroid 2281 ist nach ihm benannt. Vom dänischen König Christian VIII. Friedrich erhielt er für seine Verdienste ein goldenes Chronometer.

Weitere W.: s. Angetter – Pärr.
L.: ADB; Lex. böhm. Länder; Otto; Poggendorff 1; Rieger; Wurzbach; A. David, Geschichte des Kometen, den Hauptmann v. B. den 27. Februar 1826 zu Josephstadt entdeckte, 1827; ders., Zur Erinnerung an W. B., k. k. Major in Pension, 1856 (m. B.); W. T. Lynn, in: The Observatory 21, 1898, S. 406f.; W. Kosch, Das katholische Deutschland, 1933; J. Kyselý, Příběh komety B., in: Říše hvězd 76, 1995, Nr. 4, S. 66–70; Lexikon der Naturwissenschaftler, ed. D. Freudig u. a., 1996; Ottova encyklopedie Česká republika 5, 2006; D. Angetter – N. Pärr, Blick zurück ins Universum …, 2009 (m. W.); KA, Materialiensammlung ÖBL (m. B.), beide Wien.
(D. Angetter)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 83
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