Bill, Johann Georg (1813–1870), Mediziner und Naturwissenschaftler

Bill Johann Georg, Mediziner und Naturwissenschaftler. Geb. Wien, 25. 4. 1813; gest. Graz (Steiermark), 30. 8. 1870; röm.-kath. Sohn des Schuhmachers Paul Bill und der Katharina Bill, geb. Hofstätter; ab 1847 verheiratet mit Barbara von Savorgnani (geb. 1817). – Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte B. Medizin an der Universität Wien; 1839 Dr. med. mit einer Dissertation über Blausäure. Von April 1840 bis Ende November 1843 als Praktikant an der botanischen Abteilung der vereinigten k. k. Naturalien-Cabinete beschäftigt, wurde B. im Dezember 1843 zum Assistenten an der Lehrkanzel für Botanik der Universität Wien unter →Stephan Ladislaus Endlicher bestellt. Nach dessen Tod Ende März 1849 supplierte B. die Lehrkanzel bis zur Wiederbesetzung durch →Eduard Fenzl. 1845 zudem als supplierender Professor der Naturgeschichte an der Theresianischen Ritterakademie in Wien tätig, wurde er dort 1847 zum o. Professor der Naturgeschichte ernannt. 1850 wurde B. schließlich Professor der Botanik und Zoologie am Joanneum in Graz, ab 1854 supplierte er darüber hinaus das Fach Botanik für Pharmazeuten an der dortigen Universität. 1862 wurde diese Supplierung auch auf die Botanik des medizinisch-chirurgischen Studiums ausgedehnt. Als 1863 die Unterrichtsgegenstände Botanik und Zoologie am Joanneum getrennt wurden, behielt B. die Professur für Botanik und war Direktor des dortigen Botanischen Gartens. In diesen Funktionen erlebte er 1864 die Reorganisation der Lehranstalt zur Steiermärkischen landschaftlich technischen Hochschule am Joanneum, wo er fortan bis zu seinem Tod land- und forstwirtschaftliche Botanik (Systematik, Physiologie und Pathologie) sowie den organischen Teil der Warenkunde las. Für die Supplierung der Botanik an der Universität wurde ihm 1864 Sitz und Stimme im philosophischen Professoren-Kollegium verliehen, womit er als erster Professor der systematischen Botanik an der Universität Graz anzusehen ist. B.s Hauptwerk, der „Grundriß der Botanik für Schulen“, erschien erstmals 1854, erlebte bis 1881 sieben Auflagen (1877 und 1881 bearbeitet von →Gustav von Hayek) und wurde 1857 als „Elementi di botanica“ auch ins Italienische übersetzt. 1857 legte er eine „Übersicht der Medizinalpflanzen der neuesten österreichischen Pharmakopöe“ vor. 1858 (und erneut 1875 posthum) erschienen Erläuterungen zu Schul-Wandtafeln unter dem Titel „Die eßbaren und giftigen Schwämme in ihren wichtigsten Formen“. Auf dem Gebiet der Zoologie ist B.s Bearbeitung der steirischen Fischfauna (gemeinsam mit Carl von Schöller) in Franz Xaver Hlubeks „Ein treues Bild des Herzogthumes Steiermark“ (1860) hervorzuheben. Zudem beschäftigte er sich mit seltenen Zugvögeln in der Steiermark und Missbildungen an Rehgeweihen (Referat, in: Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark 1, 1863) und bemühte sich um die Vermehrung der zoologischen Sammlungen am Joanneum. 1858 wurde ihm zu Ehren eine Gattung der Rosskastaniengewächse Billia benannt. B. beteiligte sich 1845 an der Gründung der Gesellschaft der Freunde der Naturwissenschaften in Wien und war u. a. ab 1856 Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien sowie ab 1862 Mitglied des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark (1863–68 Vereinssekretär).

Weitere W.: Bildliche Naturgeschichte aller drei Reiche, 1846–57 (u. a. gemeinsam mit →Vincenz Kollar); Kurzgefasste Naturgeschichte des Mineralreiches, 1857.
L.: Grazer Volksblatt, 31. 8. 1870; ADB; Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 2, 1851, S. 155; A. Neilreich, in: Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien 5, 1855, S. 55f.; Österreichische botanische Zeitschrift 20, 1870, S. 351; J. Wastler, in: Fünfter Jahresbericht der landschaftlich technischen Hochschule am Joanneum zu Graz … 1869/70, 1871, S. 29f.; Botanik und Zoologie in Österreich in den Jahren 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965; D. Binder, Das Joanneum in Graz, 1983, s. Reg.; UA, Pfarre St. Ulrich, Pfarre Maria Treu, alle Wien; Pfarre zum Heiligen Blut, Graz, Steiermark; Mitteilung Martin Georg Enne, Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)