Binder, Matthäus Josef (1822–1893), Bischof

Binder Matthäus Josef, Bischof. Geb. Maria Laach (Maria Laach am Jauerling, Niederösterreich), 19. 8. 1822; gest. St. Pölten (Niederösterreich), 14. 8. 1893; röm.-kath. Sohn eines Lehrers. ─ Nach Besuch des Stiftsgymnasiums in Melk absolvierte B. ab 1840 den philosophischen Lehrgang am Lyzeum in Krems an der Donau und studierte 1842–46 Theologie an der Diözesanlehranstalt St. Pölten; 1846 Priesterweihe. Ab 1846 wirkte er als Kooperator in St. Valentin, 1852 wurde er als Domkurat nach St. Pölten berufen. 1853 zum Konsistorialrat ernannt, übernahm er im selben Jahr auch den Lehrstuhl für Kirchengeschichte und Kirchenrecht an der theologischen Lehranstalt. 1861 wurde er Direktor des Priesterseminars, 1862 Ehrenkanonikus und päpstlicher Geheimkämmerer, 1867 Domherr und Dompfarrer in St. Pölten, daneben ab 1868 Präses des Diözesangerichts und 1870 Prodirektor an der theologischen Lehranstalt. 1871 war er im Gespräch für das Amt des Fürsterzbischofs von Wien, 1872 erfolgte seine Ernennung zum Bischof von St. Pölten (1873 geweiht); 1878 verlieh ihm Papst Leo XIII. die Würde eines päpstlichen Thronassistenten und Hausprälaten. B. förderte besonders das kirchliche Vereinswesen und die weiblichen Ordensniederlassungen. Darüber hinaus initiierte er bauliche Veränderungen im Dom (z. B. die Neugestaltung des Hochaltars durch den Steinmetz Eugen Birkmayer 1888). Als Publizist verfasste B. vor allem homiletische und rechtstheologische Schriften sowie Hirtenbriefe. Ein großes Anliegen war ihm die Diözesangeschichtsforschung. Ab 1858 gab er gemeinsam mit →Anton Kerschbaumer die theologische Monatsschrift der Diözese St. Pölten „Hippolytus“ heraus. Kerschbaumer, mit dem er eng befreundet war, unterstützte er u. a. bei der Veröffentlichung der zweibändigen „Geschichte des Bistums St. Pölten“ (1875–76) sowie ab 1878 bei der Herausgabe der „Geschichtlichen Beilagen zu den Consistorial-Currenden der Diöcese St. Pölten“. Für die ärztliche Versorgung des Klerus veranlasste er 1876 die Gründung des Hippolytusvereins. 1887 taufte er den letzten Kaiser von Österreich →Karl Franz Joseph. 1883 Geheimrat, 1865 Dr. theol. h. c. der Universität Wien, 1879 erhielt er das Kommandeurkreuz des Leopold-Ordens.

Weitere W.: s. Gatz; Erdinger.
N.: St. Pöltner Zeitung, 17. 8. 1893.
L.: Gatz, Bischöfe (m. B. u. W.); A. Kerschbaumer, Geschichte des Bisthums St. Pölten 2, 1876, S. 678–696; A. Erdinger, Bibliographie des Clerus der Diöcese St. Pölten von der Gründung derselben bis auf die Gegenwart (1785–1889), 1889, S. 26–31 (m. W.); J. Karas, Der Dom zu St. Pölten, 1935, S. 41; J. Wodka, Das Bistum St. Pölten, 1950, S. 32f.; G. Winner, Das Diözesanarchiv St. Pölten, 1962, s. Reg.; Ch. Matern, Bischof Dr. M. J. B. und seine Zeit in der Diözese St. Pölten, kath.-theolog. DA Wien, 1987 (m. B.); ders., Die Bestellung M. J. B. zum Bischof von St. Pölten, in: Hippolytus, NF 11, 1987, S. 37–44; ders., Das Leben und Wirken von Bischof Dr. M. J. B., in: 300 Jahre Pfarre Maria Laach, 1988, S. 57–84 (m. B.); UA, Wien; Diözesanarchiv St. Pölten, Niederösterreich.
(M. Petz-Grabenbauer)  
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)