Bischoff von Klammstein, Friedrich Edler (1832–1903), Eisenbahnfachmann

Bischoff von Klammstein Friedrich Edler, Eisenbahnfachmann. Geb. Graz (Steiermark), 14. 11. 1832; gest. Wien, 25. 2. 1903 (begraben: Tullnerbach, Niederösterreich); evang. HB. Sohn des Kaffeehausbesitzers Nikolaus Bischoff; verheiratet mit Aloisia (Louise) Bischoff Edle von Klammstein, geb. Geist (geb. Graz, 1839; gest. 1917), Tochter des Polizeikommissars Simon Geist. – B. studierte bereits 1848–51 an der Technischen Lehranstalt am steiermärkisch-ständischen Joanneum in Graz, u. a. bei →Sigmund Aichhorn, →Georg Göth, →Wilhelm Frh. von Engerth und Moritz Wappler. 1851 kam er als Ingenieur-Assistent zum Bauunternehmen Klein, Eichler und Schönwald. Als solcher war er am Bau der Semmeringbahn am Los Klamm beteiligt. B. wechselte 1860 zur Südbahngesellschaft, wo er bis zum Inspektor aufstieg. Ab 1869 war er in verschiedene Bahnprojekte in Ungarn involviert, nachdem er sich aus eigener Initiative erfolgreich um den Posten des stellvertretenden leitenden Oberingenieurs bei der Generalbauunternehmung für die ungarischen Staatsbahnlinien beworben hatte. Er war für die Strecken Hatvan–Miskolcz und Zákány–Agram zuständig. Für die Ungarische Westbahn war er in derselben Funktion für die Strecke Raab–Graz tätig. 1875 wurde B. Oberinspektor und Stellvertreter des Vorstands der Direktionsabteilung V der Kaiserin Elisabeth-Westbahn. In dieser Institution vollendete er 1876 als Baudirektor, in der Nachfolge von Georg Dolezal, den Bau der Giselabahn, der heutigen Salzburg-Tiroler-Bahn, die von Salzburg nach Wörgl führt. Die Gesamtleitung des Bahnerhaltungsdiensts wurde von B. übernommen und modernisiert. Den Umbau des Tunnels am Unterstein bei Taxenbach leitete er ebenfalls. Mit der Verstaatlichung der Westbahn 1882 wurde B. Abteilungsvorstand (Baudirektion) der österreichischen Staatsbahnen; 1884 Hofrat. Bis 1893 war er am Bau von zahlreichen Streckenabschnitten beteiligt. 1895 übernahm er die oberste Leitung der neu geschaffenen Baudirektion der Wiener Stadtbahn, die im 1896 errichteten Eisenbahn-Ministerium eine eigene Sektion bildete. 1897 erhielt B. den Titel Sektionschef. Der Abschluss der Bauarbeiten an der Stadtbahn 1900 und deren Einweihung 1901 fiel fast mit seiner Pensionierung zusammen und bildete den Höhepunkt seines Berufslebens. B. war ab 1869 Mitglied des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins und bekleidete dort verschiedene Funktionen. Er wurde mehrmals in den Verwaltungsrat gewählt, war 1882 und 1883 Vereinsvorsteher-Stellvertreter und Vorsteher in den Jahren 1887 und 1888. Darüber hinaus war er Mitglied der Prüfungskommission für die Staats- und Diplomprüfungen für das Fach Ingenieurbau an der Technischen Hochschule in Wien. Von 1891 bis zu seinem Tod fungierte B. zudem als ehrenamtlicher Vorsitzender des Preisausschusses des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, nachdem er bereits 1881 in dessen Ausschuss gewählt worden war. Für seine Verdienste um den Eisenbahnbau (unter seiner Leitung entstanden Bahnlinien mit einer Gesamtlänge von über 1.600 km Schienen) wurde B. 1891 mit dem Ehrenwort „Edler“ und dem Prädikat „Klammstein“ in den Adelsstand erhoben. Ferner erhielt er u. a. den Orden der Eisernen Krone III. Klasse (1867), das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens (1878), das Ritterkreuz des Leopold-Ordens (1895), den Orden der Eisernen Krone II. Klasse (1899) sowie das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens mit dem Stern (1902). In Deutschland bekam er den königlich preußischen Kronen-Orden II. Klasse verliehen.

W.: Die Bauthätigkeit in Bosnien und der Herzegowina vom Beginne der Occupation durch die österr. ungar. Monarchie bis in das Jahr 1887, 1888. – Ed.: Denkschrift der k. k. Direktion für Staats-Eisenbahnbauten über den Fortschritt der Projektirungs- und Bauarbeiten der Arlberg-Bahn, 3 Bde., 1881–90 (gem. mit J. Lott).
L.: Die Zeit, WZ, 26., NFP (Parte), NWT (Parte), 27. 2. 1903; Czeike; ZÖIAV 55, 1903, S. 235f. (mit Bild); Österreichs Illustrierte Zeitung 12, 1903, S. 436, 440 (mit Bild); R. Hoffmann, Bürger zwischen Tradition und Moderne. Bürgertum in der Habsburgermonarchie, 1997, S. 150f.; AVA, WStLA, beide Wien; TU, Graz, Steiermark.
(J. Pircher)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 88
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