Bittó von Sárosfa und Nádasd, István (1822–1903), Politiker

Bittó von Sárosfa und Nádasd István, Politiker. Geb. Sárosfa, Ungarn (Blatná na Ostrove, SK), 3. 5. 1822; gest. Budapest (H), 8. 3. 1903; röm.-kath. Sohn von Benjámin Bittó von Sárosfa und Nádasd (geb. Sárosfa, 5. 5. 1786; gest. Pressburg, Ungarn / Bratislava, SK, 21. 1. 1844), Vizegespan des Komitats Pressburg, und dessen Frau Mária Bittó von Sárosfa und Nádasd, geb. Nagy von Litértejed (geb. 5. 9. 1795; gest. Nagylég, Ungarn / Veľke Lég, SK, 30. 8. 1868); verheiratet mit Mária Emilia Bittó von Sárosfa und Nádasd, geb. Bittó von Sárosfa und Nádasd (geb. Arad, Ungarn/RO, 13. 3. 1839; gest. Budapest, 9. 8. 1921). – Nach juridischen Studien trat B. in den Komitatsdienst ein. 1843–47 Vizenotar des Wieselburger und 1847–48 Oberstuhlrichter des Pressburger Komitats sowie 1848/49 Abgeordneter des ungarischen Landtags, floh er nach der Niederschlagung der Revolution zunächst nach Konstantinopel, von dort nach Frankreich und schließlich nach Großbritannien. 1851 amnestiert, kehrte er nach Ungarn zurück und widmete sich in der Folge bis 1861 der Bewirtschaftung seiner in Drávafok gelegenen Güter. 1861–65 Reichstagsabgeordneter der liberalen, von →Franz von Deák angeführten Adresspartei und ab 1865 der Deák-Partei, wurde B. 1869–70 zum 2. sowie 1870–71 zum 1. Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt. Des Weiteren bekleidete er 1870–71 die Stelle des Präsidenten der ungarischen Delegation und fungierte auch als Präsident des Finanzausschusses. 1871–72 hatte B. das Portefeuille des Justizministers in den Kabinetten von →Julius Graf Andrássy d. Ä. sowie →Menyhért Graf Lónyay von Nagylónya und Vásárosnamény inne, demissionierte jedoch, als er zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt wurde, eine Funktion, die er bis 1874 bekleidete. Als →József Szlávy von Érkenéz und Okány 1874 auf eigenes Ansuchen seines Amts enthoben wurde, übernahm B. den Auftrag zur Regierungsbildung. 1874–75 Ministerpräsident, stand er der letzten auf Basis der Deák-Partei zusammengestellten Regierung vor. Diese schränkte zum einen das Wahlrecht ein, indem sie Steuerschuldnern selbiges entzog, zum anderen zeigte sie mit dem ersten in Ungarn verabschiedeten Unvereinbarkeitsgesetz auch progressive Züge. 1875 dankte B. ab. B. wurde von →Kálmán Tisza von Borosjenő scharf angegriffen. Dennoch versuchte er die Vereinigung der geschwächten Deák-Partei mit dem linken Zentrum zur Liberalen (Freisinnigen) Partei nicht zu verhindern. Nach seiner Abdankung wechselte B. als einziger ehemaliger Ministerpräsident in die Reihen der Opposition und war bis zu seinem Rückzug aus der Politik 1884 Abgeordneter der unter der Führung von →Albert Graf Apponyi stehenden Gemäßigten bzw. Vereinigten Oppositionspartei. Aus diesem Grund ernannte man ihn erst 1899 zum Mitglied des ungarischen Magnatenhauses auf Lebenszeit. Ab 1872 Geheimer Rat, erhielt B. für seine Verdienste 1875 das Großkreuz des Leopold-Ordens.

L.: Die Zeit, NFP, WZ, 9., Pester Lloyd, 9., 10. 3. 1903; Enc. Slovenska; M. Életr. Lex. (mit Bild); Otto; Otto, Erg.Bd.; Pallas; Révai; ÚMÉL (mit Bild); Enciclopedia română 1, 1898; Országgyülési almanach 1901–06, ed. A. Sturm, 1901, S. 146; B. Kempelen, Magyar nemes családok 2, 1911; P. Gulyás, Magyar írók élete és munkái 2, 1941; A. Toth, Parteien und Reichstagswahlen in Ungarn 1848–92, 1973, s. Reg.; Slovenský biografický slovník 1, 1986; Magyar nagylexikon 4, 1995; J. Ruszoly, Országgyűlési képviselőválasztások Magyarországon 1861–68, 1999, s. Reg.; K. Jónás – J. Villám, A magyar országgyűlés elnökei 1848–2002, 2002, s. Reg.; Az 1848–1849. évi első népképviseleti országgyűlés történeti almanachja, ed. B. Pálmány, 2002, s. Reg.; J. Bölöny – L. Hubay, Magyarország kormányai 1848–2004, 5. Ausg. 2004, s. Reg.; L. Markó, A magyar állam főméltóságai Szent Istvántól napjainkig, 2006, s. Reg.; J. J. Gudenus, Magyar családtörténeti adattár (online, Zugriff 20. 4. 2020).
(Á. Z. Bernád)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)