Blodig, Hermann (1822–1905), Jurist und Ökonom

Blodig Hermann, Jurist und Ökonom. Geb. Mährisch Trübau, Mähren (Moravská Třebová, CZ), 4. 2. 1822; gest. Maria Rain (Kärnten), 4. 7. 1905; röm.-kath. Bruder von →Karl Blodig, Vater des Juristen Hermann Blodig (geb. 18. 12. 1865) und zweier Töchter; in 1. Ehe verheiratet mit der Tochter des Klagenfurter Mediziners Alois Hussa, Anna Hussa, in 2. Ehe mit deren Schwester Josefine Hussa. – B. besuchte das Piaristengymnasium in seiner Geburtsstadt. Danach absolvierte er 1838–40 das Philosophicum in Brünn und studierte 1840–44 Natur- und Rechtswissenschaften an der Wiener Universität (u. a. bei →Josef Maximilian Petzval); 1843 Dr. phil., 1845 Dr. iur.; 1855 Habilitation in österreichischer Finanzgesetzkunde. Bereits während seines Studiums wirkte B. als Hauslehrer bei Feldmarschallleutnant Johann Ritter von Trautmann, 1847–56 unterrichtete er als Juristen-Präfekt am Theresianum, wo u. a. →Alexander Pawlowski von Jaroslaw zu seinen Schülern zählte. Ab 1849 supplierte er am polytechnischen Institut (ab 1872 Technische Hochschule) Handels- und Wechselrecht, ab 1851 auch Handelswissenschaft. An dieser Einrichtung war er ab 1855 als o. Professor tätig, nach einer Restrukturierung des Lehrplans 1866 deckte seine Professur die Bereiche Nationalökonomie, Handels-, See- und Wechselrecht ab; 1870/71 Rektor. 1882 trat er in den Ruhestand, blieb aber vorerst noch stimmberechtigtes Mitglied des Professorenkollegiums und unterrichtete bis 1893. Nach seiner Habilitation lehrte B. zudem an der Universität Wien österreichische Finanzgesetzkunde, erst als Privatdozent und ab 1865 als supplierender Professor; 1861/62 Dekan des juridischen Doktorenkollegiums; 1881 auf eigenen Wunsch der Lehrtätigkeit an der Universität enthoben. 1873–82 hielt er außerdem volkswirtschaftliche Vorlesungen an der Kriegsschule sowie 1873 am Intendanzkurs. B. spielte eine aktive Rolle bei der Reorganisation des polytechnischen Instituts bzw. der Technischen Hochschule und war Mitglied in entsprechenden Reformkommissionen (vgl. dazu seine Abhandlung „Die Staatsprüfungen an der k. k. technischen Hochschule in Wien, in den Jahren 1879 bis 1887“, in: Statistische Monatschrift 15, 1889). Daneben wirkte er als Gutachter für Lehrbehelfe sowie als gefragter Berater beim Abfassen von Stiftsbriefen sowie in Steuer- und Gebührenfragen. Von 1853 bis ca. 1866 Mitglied der Zollprüfungskommission sowie rund 30 Jahre lang Mitglied bzw. Direktor der Lehramts-Prüfungskommission für Handelsschulen, war er ab 1871 auch ao. Mitglied der Statistischen Zentralkommission. 1880 wurde er zum Regierungs- und 1885 zum Hofrat ernannt, 1893 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Klasse.

Weitere W. (s. auch Blodig): Grundlinie der österreichischen Zoll- und Staatsmonopolsordnung für die k. k. Realschulen, 1852, 5. Aufl. 1861; Die österreichische Zoll- und Staatsmonopolsordnung, 1855, 2. Aufl. 1863; Der Wucher und seine Gesetzgebung, 1892; Die Selbstverwaltung als Rechtsbegriff, 1894.
L.: Biograph. Jb. 10, 1907, Sp. 147; Czeike; H. Blodig, Prof. Dr. H. B., 1906 (tw. autobiographisch, mit W.); UA, Wien; Státní oblastní archiv v Zámrsku, Zámrsk, CZ.
(H. Bergmann)  
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 1, 1954), S. 94
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