Bondi, Gustav (1860–1941), Schauspieler, Theatersekretär und Lehrer

Bondi Gustav, Schauspieler, Theatersekretär und Lehrer. Geb. Pohrlitz, Mähren (Pohořelice, CZ), 1. 11. 1860; gest. Brünn, Protektorat Böhmen und Mähren (Brno, CZ), 11. 5. 1941; mos. Sohn von →Emanuel Bondi. – Nach Absolvierung des Gymnasiums und der Lehrerbildungsanstalt in Pohrlitz war B. zwei Jahre lang Unterlehrer in Großpawlowitz (Velké Pavlovice). Danach als Hofmeister in Wien tätig, nahm er gleichzeitig Schauspielunterricht, debütierte 1883 am Theater in der Josefstadt und schloss sich in der Folge kleinen reisenden Theatertruppen an (1883 Marburg/Maribor, 1884 Troppau/Opava, 1885/86 Baden bei Wien und Troppau, Linz, Eger/Cheb). Nach kurzer Tätigkeit als Theatersekretär in Amsterdam und Pilsen (Plzeň) wurde er 1893 Sekretär des Direktors des Salzburger Stadttheaters →Anton Lechner und folgte diesem 1898 an das Stadttheater Brünn. Dort blieb B. auch nach Lechners Tod 1905 bis zum 2. Weltkrieg und arbeitete als Sekretär bzw. mehrmals kurzfristig als Stellvertreter mit den Direktoren Carl Liebentrau von Maixdorf, Julius Herzka, →Rudolf Beer, Max Höller, Georg Höllering, Hans Demetz, Felix Knüffler und →Leopold Kramer zusammen. Die politische Spannung und antisemitische Tendenzen in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre verursachten auch im Ensemble des Brünner deutschen Theaters Unruhe und Konflikte. Anfang Juni 1937 gab der Brünner Theaterverein in der Presse bekannt, dass B. auf eigene Entscheidung sein Wirken im Theater aufgebe. B., der in Brünn als Organisator und Kommentator des Theater- und Konzertlebens eine wichtige Rolle gespielt hatte, schrieb und bearbeitete Texte zu Kinderkomödien und Operetten. Sein Libretto „Der Traum“ nach Franz Grillparzer wurde von →Joseph Gustav Mraczek, das gemeinsam mit Karl Waldeck verfasste Libretto „Manöverliebe“ von Robert Stolz vertont (Uraufführung Brünn, 1906). Bedeutsam sind B.s Schriften zur Geschichte des Brünner deutschen Theaters, darunter „Fünfundzwanzig Jahre Eigenregie. Geschichte des Brünner Stadttheaters 1882–1907“ (1907) und „Geschichte des Brünner deutschen Theaters 1600–1925“ (1924). Sie bilden bis heute die vollständigste und umfangreichste Darstellung zu diesem Thema.

Weitere W. (s. auch Kosch; Pazdírkův hudební slovník naučný; Kürschner; Zatloukalová; Biografický slovník českých zemí): Brünner Theater-Humoresken, 1910; Zehn Jahre Brünner Philharmoniker 1902–1912, 1912; Zehn Jahre Deutscher Theaterverein …, 1929. – Kinderspiele: Tausend und eine Nacht (Koautor), 1903; Der gestiefelte Kater, 1906; Der verwunschene Prinz, nach J. v. Plötz, 1907. – Bearb.: Von Sieben die Häßlichste (Operette nach Louis Angely, Musik Alois Radlegger), 1904.
L.: Lidové noviny, 2. 6. 1937; Kosch, Theaterlex. (m. tw. W.); Ulrich; Lebens- und Arbeitsbilder sudetendeutscher Lehrer 1, 1932 (m. B.); Pazdírkův hudební slovník naučný 2, red. G. Černušák – V. Helfert, 1937 (m. tw. W.); Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, Nekrolog 1936–70, 1973 (m. W.); J. Zatloukalová, Brněnské divadlo. Repertoár v letech 1848–1914, 2, 2001, s. Reg. (m. W.); Biografický slovník českých zemí 6, 2007 (m. W.).
(J. Ludvová)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)