Bracht, Adalbert (1804–1848), Botaniker und Offizier

Bracht Adalbert, Botaniker und Offizier. Geb. Wodolka, Böhmen (Odolena Voda, CZ), 21. 6. 1804; gest. Custozza, Lombardo-Venetien (Custoza, I), 25. 7. 1848 (gefallen); röm.-kath. Sohn des Oberleutnants im Infanterieregiment Nr. 35 Hermann Joseph Bracht (gest. Rokitzan, Böhmen / Rokycany, CZ, 28. 9. 1842) und der Emanuela Bracht (gest. Rokitzan, 8. 2. 1864). – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Pilsen trat B. 1822 als Fähnrich in das Infanterieregiment Nr. 52 ein. Hier wurde er 1829 zum Unterleutnant, 1832 zum Oberleutnant, 1839 zum Kapitänleutnant und 1842 schließlich zum wirklichen Hauptmann ernannt. Ab 1825 war er mit seinem Regiment an verschiedenen Orten in Italien (u. a. Mailand, Verona, Mantua, Legnago) und in Kroatien stationiert. In der Schlacht bei Custozza kommandierte er das 1. Bataillon und wurde getötet. B. erwarb sich als Wissenschaftsorganisator und eifriger Pflanzensammler große Verdienste. In Böhmen war er Mitglied der Pflanzentauschanstalt von →Philipp Opiz, für die er zahlreiche und mustergültig präparierte Belege lieferte. Einen Sammlungsschwerpunkt bildete dabei das Gebiet um Franzensbad. In Italien sammelte B. v. a. in der Umgebung von Verona und bemühte sich allgemein um die Gründung eines italienischen Nationalherbariums. Auch seine Bestrebungen, eine italienische Pflanzentauschanstalt nach Prager Vorbild sowie eine italienischsprachige botanische Zeitschrift zu gründen, waren erfolgreich. Nachdem er bei der botanischen Sektion der vierten Versammlung der italienischen Naturforscher und Ärzte in Padua 1842 seine Vorschläge eingebracht und über diese schriftlich berichtet hatte (in: Flora 27, 1844), erschien schon 1844 der erste Jahrgang des „Giornale botanico italiano“. In diesem Jahr legte B. die Statuten der italienischen Pflanzentauschanstalt vor und berichtete über die fünfte Versammlung der italienischen Naturforscher und Ärzte 1843 in Lucca. Fachpublikationen verfasste er nicht. B. stand mit zahlreichen namhaften Botanikern in Briefkontakt und tauschte Sammlungsmaterial. Sein Privatherbarium von 10.000 Pflanzenarten in rund 20.000 Belegen ging testamentarisch an das Národní muzeum in Prag und bildete nach der Schenkung von →Kaspar Graf von Sternberg die größte Sammlung, die je mit dem Museumsherbar vereint wurde. B. war u. a. ab 1842 Mitglied der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft. Nach ihm wurden 1850 eine Orchideengattung Brachtia, 1825 ein Ehrenpreis Veronica brachtii, 1853 eine Flockenblume Centaurea brachtii, 1882 eine Minze Mentha brachtii und 1894 eine Rose Rosa brachtii benannt.

L.: WZ, 25. 8. 1848; F. Petter, in: Flora 32, 1849, S. 675; F. Petter, in: Oesterreichisches botanisches Wochenblatt 2, 1852, S. 213; P. M. Opiz, in: Lotos 8, 1858, S. 54; P. A. Saccardo, La botanica in Italia, (1895), S. 37; V. Maiwald, Geschichte der Botanik in Böhmen, 1904, s. Reg.; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965; E. Bona, in: Flora alpina Bergamasca 41, 2012, S. 20ff. (mit Bild); M. Kiehn, in: Erkunden, Sammeln, Notieren und Vermitteln – Wissenschaft im Gepäck von Handelsleuten, Diplomaten und Missionaren, ed. I. Kästner u. a., 2014, S. 167ff.; Pfarre Odolena Voda, CZ; Mitteilung Wolfgang Ilg, Isny, D.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)