Braunhofer, Anton Georg (1780–1846), Naturwissenschaftler und Mediziner

Braunhofer Anton Georg, Naturwissenschaftler und Mediziner. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 18. 12. 1780; gest. Wien, 18. 5. 1846. B. studierte Medizin an der Universität Wien; 1816 Dr. med. nach Abfassung seiner Dissertation „Prolegomena in historiam naturalem ac specialem mineralogiam oryctognosticam“. Nach Anstellung als Adjunkt an der Lehrkanzel für Spezielle Naturgeschichte an der medizinischen Fakultät der Universität Wien unter dem Mediziner und Chemiker Johann Baptist Andreas von Scherer und Supplierung der Lehrkanzel für Allgemeine Naturgeschichte an der philosophischen Fakultät von Dezember 1817 bis Juni 1819 wurde B. 1819 zum Professor für Allgemeine Naturgeschichte an die philosophische Fakultät der Universität Wien berufen. In diesem Amt, später auch als Vorsteher der Naturhistorischen Lehrmittelsammlung, verblieb er bis zu seiner Pensionierung 1845. Ein Gesuch um Verleihung der Lehrkanzel für Spezielle Naturgeschichte in Wien 1834 wurde abgelehnt. B. vertrat das Fach Naturgeschichte an der Universität in einer traditionellen, systematisch-rigiden Art, wonach Naturobjekte nach sinnlich wahrnehmbaren (äußeren) Eigenschaften geordnet, benannt und beschrieben wurden, was zur Mitte des 19. Jahrhunderts hin zunehmend das Missfallen der Studenten erregte und inhaltlich als überholt galt. Mit seinen beiden für den Lehrbetrieb approbierten Büchern „Lehrbuch der Naturgeschichte“ (1825–30, in Lieferungen) und „Handbuch der allgemeinen Naturgeschichte“ (1842) prägte er dennoch den Unterricht der Allgemeinen Naturgeschichte an der Universität Wien für mehr als 20 Jahre. B. besitzt heute in erster Linie als einer der letzten Ärzte →Ludwig van Beethovens eine gewisse Bekanntheit. Er behandelte den Komponisten von etwa 1820 bis 1826, wofür sich dieser mit der Widmung des Werkes „Abendlied unterm gestirnten Himmel“ sowie zweier Kanons in C-Dur, „Doktor, sperrt das Tor dem Tod“ und „Ich war hier, Doktor“, erkenntlich zeigte.

Weitere W.: Naturwissenschaftliche Vorbegriffe für Naturgeschichte, nebst dem präparativen Theile der oryktognostischen Mineralogie, 1816.
L.: WZ, 23. 5. 1846; Czeike; W. Nohl, Beethoven und sein Arzt A. B., in: Die Musik 30, 1938, S. 823–828; G. Bräu, Personalbibliographien von Professoren der Philosophischen Fakultät zu Wien im ungefähren Zeitraum von 1787 bis 1820 mit biographischen Angaben, med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1971, S. 75f.; H. H. Egglmaier, Naturgeschichte Wissenschaft und Lehrfach, 1988, s. Reg.; L. van Beethovens Konversationshefte 9, 1988, s. Reg. (m. B.); P. Clive, Beethoven and his world. A biographical dictionary, 2001; M. Svojtka, Lehre und Lehrbücher der Naturgeschichte an der Universität Wien von 1749 bis 1849, in: Berichte der Geologischen Bundesanstalt 83, 2010, S. 53f., 57; UA, Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)