Breidler, Johann (1828–1913), Botaniker und Architekt

Breidler Johann, Botaniker und Architekt. Geb. Leoben (Steiermark), 12. 9. 1828; gest. Graz (Steiermark), 24. 7. 1913. Sohn eines Grundbesitzers, verheiratet mit Maria Breidler, geb. Mayerl. – Nach dem Besuch der Volksschule in Leoben absolvierte B. eine Maurerlehre, besuchte anschließend die technische Schule am ständischen Joanneum in Graz und studierte 1849–52 Architektur und Ingenieurwesen an der Bauakademie in Berlin. Nach kurzer Tätigkeit beim Wiener Architekten →Ludwig Christian Friedrich Förster war es ihm aufgrund einer Erbschaft möglich, sich ganz in das Privatleben zurückzuziehen. B., der sich seit seiner Kindheit mit Alpenpflanzen beschäftigt hatte, widmete sich nunmehr ausschließlich der Botanik. Er besuchte Vorlesungen an der Universität Wien, v. a. über Morphologie und Systematik der Kryptogamen bei →Heinrich Wilhlem Reichardt. Daneben stand er mit den namhaftesten Bryologen seiner Zeit und dem Wiener botanischen Kreis, u. a. mit →Anton Kerner von Marilaun, in Kontakt, mit dem er seine Begeisterung für Alpenpflanzen teilte. Besondere Verbindungen unterhielt er mit dem Straßburger Paläobotaniker Wilhelm Philipp Schimper und dem Breslauer Bryologen Karl Gustav Lipricht. Besonders durch →Jakob Juratzka entwickelte er zunehmend Interesse für die Bryologie und galt binnen kurzer Zeit als eine Autorität der alpinen Bryoflora. Dies bekräftigte er durch Arbeiten, die er in der „Oesterreichischen Botanischen Zeitschrift“ publizierte: „Beiträge zur Moosflora des Kaukasus“, 39, 1889, und „Beitrag zur Moosflora der Bukowina und Siebenbürgens“, 40, 1890. Mit Kerner von Marilaun unternahm er in Tirol zahlreiche Alpenexpeditionen, besuchte auch Salzburg, dehnte seine Forschungen immer mehr in den steirischen Raum aus, wo er fast alle namhaften Gipfel der obersteirischen Gebirge erstieg und nach Moosen absuchte. 1896 übersiedelte er von Wien nach Graz. Unterstützt wurde er bei seinen Arbeiten von seiner Frau Maria, die das Präparieren des gesammelten Materials übernahm. Daneben beteiligte sich B. v. a. an dem Exsikkatenwerk von Gottlob Ludwig Rabenhorst und der von Kerner von Marilaun herausgegebenen „Schedae ad Floram exsiccatam Austro-Hungaricam“, 1902–13. Seine eigene Sammlung schenkte er dem Joanneum (Universalmuseum Joanneum) in Graz. Belege seiner Funde befinden sich u. a. in der botanischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien und im Kärntner Landesherbar Klagenfurt. B. war Mitglied zahlreicher Vereinigungen, u. a. korrespondierendes Mitglied des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark (ab 1904 Ehrenmitglied) und Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien.

Weitere W.: s. Glowacki; Stafleu; Frahm – Eggers.
N.: Tagespost (Graz), 25. 7. 1913 (A., Parte); J. Glowacki, in: Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark 50, 1914, S. 1–7 (m. B. u. W.); ders., in: Oesterreichische Botanische Zeitschrift 64, 1914, S. 39–43.
L.: Stafleu (m. W. u. L.); F. Grims, Die Laubmoose Österreichs. Die bryologische Erforschung Österreichs, 1999, S. 4–25; J. P. Frahm – J. Eggers, Lexikon deutschsprachiger Bryologen, 2001 (m. B., W. u. L.); Universalmuseum Joanneum, Graz, Steiermark; Materialiensammlung ÖBL, UA, beide Wien; Mitteilung Heimo Rainer, Wien.
(M. Petz-Grabenbauer)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)