Cammerloher, Hermann Josef (1885–1940), Botaniker

Cammerloher Hermann Josef, Botaniker. Geb. Wien, 1. 1. 1885; gest. ebd., 8. 4. 1940; bis 1905 röm.-kath. Sohn des Kustos der k. k. Hofbibliothek Moriz Georg Cammerloher (geb. 14. 5. 1844; gest. 28. 3. 1919) und der Emilie Cammerloher, geb. Vaugoin (geb. 13. 11. 1862; gest. 28. 6. 1959), der Halbschwester des späteren Heeresministers Carl Vaugoin; ab 1914 mit Johanna von Strobach (gest. 1975) verheiratet. – Nach Besuch des Gymnasiums in Wien 6 studierte C. ab 1903, unterbrochen 1904 durch seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger, Botanik an der Universität Wien; 1910 Dr. phil. mit der Dissertation „Studien über die Samenanlagen der Umbelliferen und Araliaceen“ (in: Österreichische botanische Zeitschrift 60, 1910). Ab Anfang Oktober 1910 als Assistent der Botanik an der zoologischen Station in Triest angestellt, wurde er im Dezember 1911 zum Assistenten am botanischen Institut der Universität Czernowitz unter Otto Porsch ernannt und begleitete diesen 1913–14 auf dessen Tropenreise nach Java. Im August 1914 zum Kriegsdienst eingezogen, geriet C. Ende November desselben Jahres in russische Gefangenschaft. 1917 wurde er zum Hauptmann der Reserve befördert und im Juli 1918 vom Militärdienst enthoben. Im Juni 1919 zum Assistenten der Botanik an der Universität Innsbruck unter →Emil Heinricher ernannt, wechselte er 1921 in eine Anstellung als Assistent am botanischen Garten von Bogor südlich von Jakarta, in der er bis Ende 1924 verblieb. Im März 1925 zunächst zum ao. Assistenten am botanischen Institut der Universität Wien unter Richard Wettstein bestellt, wurde C. 1926, nachdem er sich zum Privatdozenten für systematische Botanik habilitiert hatte, im Mai zum o. Assistenten ernannt. In dieser Stellung verblieb er, trotz seiner Berufung zum ao. Universitätsprofessor für Botanik im April 1932, bis Ende Oktober 1939. 1938 wurde er zudem mit der kommissarischen Leitung der Staatsgärten in der „Ostmark“ (den Österreichischen Bundesgärten) betraut. C. arbeitete auf dem Gebiet der physiologischen Pflanzenanatomie, der Systematik und Kulturgeschichte der Pflanzen, der Morphologie und Stammesgeschichte sowie schwerpunktmäßig auf dem Gebiet der Blütenbiologie. Sein Buch „Die Grünalgen der Adria“ (1915) basierte noch auf Forschungen an der zoologischen Station in Triest. Mit „Blütenbiologische Untersuchungen an Loranthus europaeus Jacq.“ (in: Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft 39, 1921) begann er eine Reihe blütenbiologischer Arbeiten, die in dem wichtigen Übersichtswerk „Blütenbiologie I: Wechselbeziehungen zwischen Blumen und Insekten“ (1931) gipfelten. Später schrieb er hauptsächlich Beiträge über diverse sukkulente Pflanzen und ihre Kultur für die Zeitung der österreichischen Gartenbaugesellschaft. Schon seit Schulzeiten ausgesprochen deutschnational gesinnt, trat C. bereits im März 1933 der NSDAP bei. Ab 1909 war er Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien und ab 1920 Mitglied der Deutschen botanischen Gesellschaft.

Weitere W.: s. Porsch.
L.: Österreichische botanische Zeitschrift 82, 1933, S. 182, 89, 1940, S. 256; Der Biologe 7, 1938, S. 342; O. Porsch, in: Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft 58, 1940, S. (18ff.) (mit Bild und W.); F. Zweigelt, in: Das Weinland 12, 1940, S. 64; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 1, 1965; F. A. Stafleu – E. A. Mennega, Taxonomic literature Supplement 3, 1995, S. 322ff.; Pfarren Hernals, Maria Treu, St. Joseph ob der Laimgrube, UA, alle Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)