Ceconi, Giacomo (Jakob) Conte di Montececon (1833–1910), Unternehmer und Politiker

Ceconi di Montececon Giacomo (Jakob) conte, Unternehmer und Politiker. Geb. Pielungo, Lombardo-Venetien (I), 29. 9. 1833; gest. Udine (I), 18. 7. 1910 (begraben: Pielungo). Sohn von Angelo Ceconi (gest. 1868) und Maddalena Ceconi, geb. Guerra (gest. 4. 2. 1896); in 1. Ehe ab 1861 mit Caterina Racz (gest. 18. 7. 1865), in 2. Ehe ab 1867 mit Giovanna Wuch (gest. 1874), in 3. Ehe ab 1877 mit Geltrude Maria Dittmar und zuletzt ab 1901 mit Giuseppina Novak verheiratet. – Der Sohn aus armer Familie ging bereits als Jugendlicher nach Triest, wo er zunächst die Abend- und Sonntagsschule der Kunst- und Gewerbeschule besuchte und eine rudimentäre Ausbildung erhielt. Anfangs als Maurer tätig, machte sich C. früh als Bauunternehmer selbstständig und war in zahlreiche Projekte im Eisenbahnbau involviert. So baute er 1866–68 entlang der Brennerlinie die Bahnstationen Sterzing, Gossensaß, Brenner und Gries, 1868–71 in Mähren die Bahnhöfe Grußbach und Znaim, darüber hinaus die Bahnverbindung von Kreuzstetten in Niederösterreich ins mährische Mißlitz. 1872–75 errichtete er die Südbahnstation von Fiume, um in den darauffolgenden zwei Jahren den Bau der Bahnstrecke zwischen Regen in Bayern und Markt Eisenstein in Böhmen zu übernehmen. 1877–79 realisierte C. die Bahnhöfe von Tarvis und Pontafel. 1880 erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft und gewann im selben Jahr die Ausschreibung für die Ausführung des Ostteils des Arlbergtunnels. Den Zuschlag für den Westteil erhielt er gemeinsam mit den Brüdern →Daniel von Lapp, Ludwig von Lapp und Jakob von Lapp. Es folgten der Bau einer Teilstrecke der Linie Obercerekwe–Tabor in Böhmen, Hafenbauten in Triest und Fiume (1887–93), die Erweiterung mehrerer Häfen auf Sardinien (1897–1901) sowie die Ausführung des über 6 km langen Wocheinertunnels durch die Julischen Alpen (1902–04), eines für die Errichtung der zweiten Eisenbahnlinie nach Triest zentralen Abschnitts. Durch den Bau des Arlberg- und des Wocheinertunnels wohlhabend geworden, war es ihm möglich, Projekte aus eigener Tasche zu finanzieren, darunter in seiner Heimatgemeinde die 11 km lange Straße Regina Margherita zwischen Casaccio und Pielungo (Eröffnung 1891). Nicht nur die Initiative ging von C. aus, sondern auch die Kosten wurden zu drei Vierteln von ihm übernommen. Das staatlich geförderte letzte Viertel stellte er für weitere Vorhaben zur Verfügung. 1890 legte C. seine österreichische Staatsbürgerschaft zurück und ließ sich in seinem Geburtsort nieder. Er wurde im selben Jahr Bürgermeister von Vito d’Asio, trat aber nach nur zwei Jahren zurück, da er keine Mehrheit für seine Anliegen aufbringen konnte. 1900 wurde er wiedergewählt, doch hatte seine seltene Anwesenheit auf die Tätigkeit des Gemeinderats keinen Einfluss. 1902 gab er das Amt auf, um sich dem Bau des Wocheinertunnels widmen zu können. 1905 zum deputato provinciale der Provinz Udine gewählt, trat er 1910 aus gesundheitlichen Gründen zurück. Neben dem Ausbau des Familiensitzes zum Castello Ceconi erhielt er öffentliche Aufträge zum Bau von Aquädukten in Anduins, Celante und Pielungo wie auch für den Bau der Volksschulen in Pielungo, Pert, Casiacco und San Francesco. Die neue, 1905 eingeweihte Kirche Sant’Antonio in Pielungo stammt ebenfalls von ihm. C. hatte an seinen wechselnden Dienstorten mehrere Villen erworben, wovon jene in Graz und Görz seinen Namen tragen. In Anerkennung seiner Leistung beim Bau der Arlbergbahn wurde er 1885 mit dem Ehrenwort Edler und dem Prädikat Montececon in den österreichischen Adelsstand erhoben, was die Auflösung seiner Ehe mit Geltrude Maria Dittmar bedingte. Er war Commendatore dell’Ordine della Corona d’Italia und erhielt 1893 den italienischen Adelstitel Conte di Montececon. Für seine Schulbauten, die er teils selbst finanzierte, wurde C. 1895 vom Regio Ispettore Scolastico di Pordenone mit der Medaglia d’oro dei benemeriti geehrt. Der Militärkapellmeister Wendelin Kopetzky widmete ihm anlässlich des Durchstichs des Arlbergtunnels 1883 den Marsch „Durch den Arlberg!“.

L.: WZ, 22. 7. 1910 (Abendausgabe); ZÖIAV 62, 1910, S. 671 (mit Bild); W. Schobersberger, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 125, 1985, S. 703ff. (auch für Familienmitglieder); G. Ceconi & Co. Un album fotografico sulla costruzione del traforo dell’Arlberg …, Ragogna 2007 (Kat., mit Bild); La favola diventata verità. G. C. di M., impresario e conte, 2010 (mit Bild); ammer. archivio multimediale della memoria dell’emigrazione regionale (online, Zugriff 18. 4. 2017); AVA, Wien.
(J. Pircher)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)