Champion, Franz (Francesco) (1786–1874), Diplomat

Champion Franz (Francesco), Diplomat. Geb. Triest, Freie Stadt (Trieste, I), 1786; gest. ebd., 16. 2. 1874. Sohn eines Taxators. – C. war als Handelsmann im ägyptischen Alexandria tätig, ehe er 1817 auf Vorschlag des österreichischen Generalkonsuls Carlo Rossetti von Rosenhügel in Nachfolge des verstorbenen Anton Godard zum dortigen (provisorischen) österreichischen Vizekonsul ernannt wurde. Als 1819 das Generalkonsulat von Kairo in das zur Hauptstadt aufgewertete Alexandria verlegt wurde, wechselte C. als provisorischer Vizekonsul nach Kairo und leitete die dortige Vertretung. Obschon bereits 1829 als wirklicher Vizekonsul vorgeschlagen, wurde C. wegen der langwierigen Reorganisation des Konsularwesens in der Levante erst 1846 als solcher in den Staatsdienst übernommen. Nach Erhebung des Kairoer Vizekonsulats zu einem Konsulat wurde C. 1850 zum Konsul ernannt. 1858 trat er in den Ruhestand. C.s Haus in Kairo war eine wichtige Anlaufstelle für Ägyptenreisende jener Zeit. So unterstützte er etwa die durch zahlreiche Rückschläge gekennzeichnete und 1826 abgebrochene Expedition des Naturforschers Christian Gottfried Ehrenberg ebenso wie jene des Ägyptologen Karl Richard Lepsius (1842–45). Im Oktober 1842 nahm er an der im Rahmen der letztgenannten Forschungsreise organisierten Geburtstagsfeier für den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. in Gizeh teil, in deren Verlauf die Fahne mit dem preußischen Adler auf der Spitze der Cheopspyramide gehisst wurde. C., der die Pyramide selbst nicht bestieg, ist auf einer Zeichnung Johann Jakob Freys festgehalten, die die Grundlage für das bekannte, die Szene darstellende Aquarell des Künstlers bildete. Offenbar selbst an Geschichte und Kunst interessiert, schenkte C. 1854 dem Wiener Antikenkabinett eine ramessidische Gruppenstatue des Meri-ptah sowie einen Kanopensatz der Prinzessin Tjes-bastet-peres. Dem Ägyptischen Museum Berlin spendete er einen Sandsteinsarkophag. Weiters stiftete C. ein posthum eröffnetes Legat für verlassene Kinder. 1893 übergaben die Erben dem Museo Civico di Storia Naturale in Triest C.s Sammlung von rund 1.350 ägyptischen Mollusken. C. erhielt 1846 den preußischen Roten Adler-Orden IV. Klasse, 1860 wurde ihm das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens und 1865 das Offizierskreuz des mexikanischen Guadalupe-Ordens sowie der ottomanische Medschidje-Orden IV. Klasse verliehen.

L.: Die Presse, 26. 6. 1860 (Abendblatt); Grazer Zeitung, 25. 2. 1866; Deutsche Zeitung, 20. 2. 1874; H. Satzinger, in: LʼEgitto fuori dellʼEgitto, ed. C. Morigi Govi, 1991, S. 370; H. Beinlich, Mit R. Lepsius auf die Cheopspyramide, 2010, s. Reg.; G. G. Erbkam, Tagebuch meiner egyptischen Reise, 3 Tle. 1842–45 (online, Zugriff 6. 6. 2017); HHStA, Wien; Geheimes Staatsarchiv/Preußischer Kulturbesitz, Berlin, D; Archivio Generale del Comune di Trieste, I.
(H. Bergmann – E. Czerny)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)