Chmel, Ludwig Roman; Ps. bis 1906 Ludwig Roman (1877–1940), Komponist und Kulturfunktionär

Chmel Ludwig Roman, Ps. bis 1906 Ludwig Roman, Komponist und Kulturfunktionär. Geb. Wien, 8. 8. 1877; gest. ebd., 7. 1. 1940; röm.-kath. Sohn des Gesangspädagogen und Musikverlegers Julius Chmel und der Josefine Chmel, geb. Klein, Vater von Lucia Chmel (geb. Wien, 5. 11. 1911; gest. ebd., 16. 3. 1999), die unter dem Namen Lucca Chmel Karriere als Photographin machte; ab 1911 verheiratet mit der Offizierstochter Marie Chmel, geb. Peer Edle von Peersheim. – C. erhielt seine musikalische Ausbildung ab 1887 an der Horak’schen Privat-Musiklehranstalt. 1896/97 verbrachte er ein Semester an der k. k. Landwehr-Kadettenschule in Wien; danach studierte er 1898–1900 Elektrotechnik in Cöthen. 1902–06 diente er als Beamter des Wiener Magistrats; 1905–11 war er Gesellschafter der Kunst- und Musikalienhandlung seines Vaters, ab 1909 deren Alleininhaber. 1905 gelang C. ein großer Erfolg mit der Varieté-Szene „Die Kaiserin der Sahara“ am Apollotheater mit Adele Moraw in der Titelrolle. 1907 kam am Neuen Operettentheater Leipzig mit „Monte Carlo“ sein erstes abendfüllendes Bühnenwerk heraus. C. war 1910–15 künstlerischer Beirat der auf mechanische Klaviere spezialisierten Ludwig Hupfeld Aktiengesellschaft. Während des 1. Weltkriegs diente er als Einjährig-Freiwilliger im Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4 und komponierte patriotische Lieder. 1919 übersiedelte er mit seiner Familie nach Schärding; seinen Lebensunterhalt verdiente er als Ökonom in der Zuckerfabrik Suben. Nach kurzzeitiger Inhaftierung im Zuge von deren Konkurs 1925 wandte er sich wieder der Musik zu und kehrte nach Wien zurück. Sämtliche Nachkriegs-Bühnenprojekte C.s litten unter der prekären wirtschaftlichen Lage; am ehesten erzielte 1934 das Kriminalstück „Das gelbe Haus von Rio“ in der Komödie und im Kolosseum einen Achtungserfolg. Daneben beschäftigte sich C. mit Filmmusik. 1935 gründete er das sogenannte Heim für geistig Schaffende, das 1937 dem Vaterländischen Frontwerk Neues Leben eingegliedert wurde. 1936 wurde er zum Treuhänder für Musik in der Landessachwalterschaft selbiger Organisation für Wien bestellt. Nach dem „Anschluss“ geriet C. in nationalsozialistisches Fahrwasser, ohne jedoch der NSDAP oder einer ihrer Vorfeldorganisationen beizutreten. Sein künstlerischer Nachlass befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

Weitere W.: Operetten und verwandte Gattungen des musikalischen Unterhaltungstheaters; Pantomimen und Tanzszenen; Filmmusik; Lieder.
L.: WZ (Amtsblatt), 28. 6. 1905, 20. 3. 1909, 11. 6. 1911; NFP, 20. 12. 1925; Die Stunde, 16. 1. 1934; Kleine Volks-Zeitung, 18. 9. 1935; Der Wiener Tag, 24. 11. 1936, 26. 2. 1937; Der Humorist 27, 1907, Nr. 15, S. 5 (mit Bild); G. Hofer, Lucca C. – Architekturfotografie 1945–72, 2006, S. 35ff., 87; Pfarre Schottenfeld, Wien.
(Th. Aigner)  
Zuletzt aktualisiert: 25.8.2023  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 11 (25.08.2023)