Clary und Aldringen, Manfred Graf von (1852–1928), Beamter und Politiker

Clary und Aldringen Manfred Graf von, Beamter und Politiker. Geb. Wien, 30. 5. 1852; gest. Schloss Herrnau (Salzburg), 12. 9. 1928; röm.-kath. Sohn des Großgrundbesitzers Edmund Fürst von Clary und Aldringen (geb. Wien, 3. 2. 1813; gest. Teplitz, Böhmen / Teplice, CZ, 21. 6. 1894) und der Elisabeth Fürstin von Clary und Aldringen, geb. Gräfin von Ficquelmont (geb. Neapel, Königreich beider Sizilien / Napoli, I, 10. 11. 1825; gest. Venedig / Venezia, I, 14. 2. 1878); ab 1884 verheiratet mit Franziska Gräfin von Clary und Aldringen, geb. Gräfin von Pejačević (geb. Petersburg, Böhmen / Petrohrad, CZ, 5. 6. 1859; gest. Salzburg, Salzburg, 14. 12. 1938). – Nach einem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien 1871–75 trat C. 1877 in den Dienst der niederösterreichischen Statthalterei. 1883 Bezirkskommissar von Wiener Neustadt, wurde er 1886 dem Innenministerium zur besonderen Verwendung dienstzugeteilt. 1888 zum Bezirkshauptmann in Wiener Neustadt ernannt, stieg C. 1896 zum Landespräsidenten von Schlesien auf. 1898 folgte die Bestellung zum Statthalter in der Steiermark. Nach dem Rücktritt des Ministerpräsidenten →Franz Fürst von Thun und Hohenstein wurde C. im Oktober 1899 zu dessen Nachfolger ernannt und übernahm gleichzeitig auch das Amt des Ackerbauministers. Wohl von Anfang an als interimistische Lösung für eine neue Regierung mit →Ernest von Koerber an der Spitze gedacht, sollte seine Hauptaufgabe in der endgültigen Zurücknahme der Badenischen Sprachverordnungen bestehen. Dies geschah auch noch im selben Monat, rief allerdings eine parlamentarische Obstruktion seitens der Tschechen hervor, die jegliche Arbeit im Reichsrat verhinderte. Nach Lahmlegung der Staatsschuldenkontrollkommission zeigte sich C. nicht willens, ausschließlich per Notverordnungen zu regieren, und trat noch im Dezember zurück. Als Ackerbauminister konnte er, bedingt durch die kurze Amtszeit, kaum in Erscheinung treten. C. nahm wieder seine Position als Statthalter in der Steiermark ein und machte sich als solcher um die Verwaltung des Steiermärkischen Notstandsfonds und um die Bekämpfung der Tuberkulose verdient. Weiters richtete er das erste sozialpolitische Referat bei einer Statthalterei überhaupt ein und wirkte während des 1. Weltkriegs als Präsident des Roten Kreuzes in der Steiermark. C. erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter 1884 die Kämmererwürde, 1898 den Titel Geheimer Rat, 1890 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1905 den Orden der Eisernen Krone I. Klasse und schließlich 1915 das Großkreuz des Leopold-Ordens. Nach dem Untergang der Monarchie trat er nicht mehr öffentlich hervor.

L.: NDB; F. Ott – W. Wieser, in: 100 Jahre Landwirtschaftsministerium, 1967, S. 74f.; Pfarre St. Michael, Pfarre Votivkirche, UA, alle Wien.
(P. Swoboda)   
Zuletzt aktualisiert: 10.12.2019  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 8 (10.12.2019)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 1 (Lfg. 2, 1954), S. 149
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