Cohn, Paul; Ps. Paul (von) Hohenau (1872–1944), Chemiker und Journalist

Cohn Paul, Ps. Paul (von) Hohenau, Chemiker und Journalist. Geb. Wien, 25. 9. 1872; gest. San Francisco, CA (USA), April 1944; mos. Sohn des Bankiers, Kultusvorstehers und Philanthropen Salo Cohn (1842–1917) und von Camilla Cohn, geb. Reich (gest. Wien, 5. 6. 1924); verheiratet mit Jolan Cohn, geb. Weiss de Szurda (gest. 23. 2. 1914, Suizid). – Nach dem Besuch des Gymnasiums (1882–90) studierte C. 1890–92 Chemie an der Universität Wien, 1892–94 in Heidelberg und ab 1894 wieder in Wien; dort 1895 Dr. phil. Während seines Aufenthalts in Heidelberg schloss er Bekanntschaft mit dem späteren englischen König George V. Nach seiner Promotion war C. am Labor des Instituts für Chemie, später in einem Industrielabor tätig, ehe er 1902 Dozent am Technologischen Gewerbemuseum wurde. Im Auftrag des Handelsministeriums unternahm er mehrere Forschungsreisen, u. a. nach Ägypten, Norwegen und in die USA, wo er 1904 als österreichischer Delegierter an der Weltausstellung in St. Louis teilnahm. Im 1. Weltkrieg übersiedelte er in die Schweiz und gab dort ab 1914 die internationale Revue „Das neue Europa“ heraus, die sich für Völkerverständigung und Frieden einsetzte und die er als Chefredakteur leitete. 1931–38 fungierte er als Generalkonsul von Peru in Österreich. Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 emigrierte er in die USA, wo er sich in San Francisco niederließ. C. verfasste Beiträge über neuere Entwicklungen in der Chemie, insbesondere in der Pharmakologie, die v. a. in den „Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien“ und in der „Zeitschrift für Farben- und Textil-Chemie“ erschienen. Erwähnenswert ist zudem eine 1906 publizierte Zusammenfassung seiner Vorlesungen, „Die Verwendung von Chemikalien als Heilmittel“. Er schrieb aber auch Reiseberichte, Feuilletons über das amerikanische Bildungswesen sowie Novellen. C., der sich darüber hinaus als Amateurphotograph betätigte, war u. a. ab 1902 Mitglied der Photographischen Gesellschaft und Vizepräsident des Wiener Photoklubs. Er erhielt den venezolanischen Bolívar-Orden und wurde 1930 Ritter der französischen Ehrenlegion.

Weitere W. (s. auch Poggendorff): Skizzen aus dem Orient, 1891; Im Norden. Erinnerungsblätter, 1895; Die chemische Industrie, 1905; Das Bildungswesen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, 1906; Wiener Porträts, 1908; Blätter im Winde, 1912 (auch Französisch: Feuilles au vent, 1913); Lachendes Leben, 1913; „Die Feinde“ und andere Kriegszeit-Novellen, 1915; Amouresken, 1919.
L.: Sport und Salon, 3., 10. 2. (mit Bild), 27. 4. 1912, 18. 10. 1913, 11. 11. 1917; Aufbau, 15. 9. 1944; Hdb. jüd. AutorInnen; Poggendorff 4, 5 (mit W.); Wininger; Deutschland, Österreich-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild, 1908 (mit Bild); Schweizerisches Schriftsteller-Lexikon, ed. H. Aellen, 1918; T. Starl, Lexikon zur Fotografie in Österreich 1839 bis 1945, 2005; UA, Wien.
(Th. Venus)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)