Colli, Anton (Antonio, Tone) (1870–1950), Maler

Colli Anton (Antonio, Tone), Maler. Geb. Cortina d'Ampezzo, Tirol (I), 17. 7. 1870; gest. Innsbruck (Tirol), 28. 12. 1950; röm.-kath. Sohn des Landwirts Alois (Lari, Luigi) Colli und dessen Ehefrau Theresa, geb. Maioni, Bruder des Bildhauers, Kunsttischlers, Kunstsammlers und Antiquars Andreas Colli (geb. Cortina d’Ampezzo, 1858; gest. Innsbruck, 28. 12. 1945) und des Candidus Colli, die gemeinsam Inhaber der bekannten Kunsttischlerei Gebrüder Colli in Innsbruck waren. – C. besuchte zunächst für vier Jahre (mit Unterbrechungen) die Staatsgewerbeschule (Abteilung für Holzschnitzkunst) in Innsbruck und ging im Anschluss daran nach Wien. Dort studierte er 1889–91 (zunächst als Gast) an der Akademie der bildenden Künste Bildhauerei bei →Edmund von Hellmer. 1891–92 absolvierte er seinen Militärdienst. Ab 1893 studierte er für drei Jahre an der Münchener Akademie der Bildenden Künste Malerei (Naturklasse bei Johann Caspar Herterich) und unternahm eine Studienreise nach Paris. Zurück in München, beteiligte er sich 1898 („Stilleben“) und 1904 (zwei „Studienköpfe“) an der jährlich stattfindenden Glaspalastausstellung. Ab 1905 Mitglied des Tiroler Künstlerbunds, präsentierte er dort 1904 (als Gast), 1905 und 1906 seine Arbeiten, wobei seine Bilder durch die sehr eigenständige Malweise und ihr besonderes Kolorit – eine Ölmalerei, die in ihrer feinen tonalen Abstimmung an Pastell erinnert – auffielen; 1907 erhielt er mit 32 Gemälden im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum eine Einzelausstellung. Von der Kritik wurde C. neben →Albin Egger-Lienz und →Leo Putz als führender Tiroler Künstler einer neuen Ära gelobt. 1909 beteiligte er sich mit mehreren Bildern („Franzl“, „Tiroler Bua“, „Bauernhaus mit Waldrast“) an der großen Tiroler Jubiläumsausstellung. Im selben Jahr trat er dem Meraner Künstlerbund bei (Ausstellungsbeteiligung 1910). Seine Arbeiten „Frühlingsstimmen“ und „Porträt des Grafen Pálffy“ erhielten positive Kritik und stellten ihn in die Nähe der großen Meister Anders Zorn oder Friedrich August von Kaulbach. Aufgrund seiner originellen und psychologisierenden Porträts wurde er auch als „Seelenforscher mit dem Pinsel“ bezeichnet. Bis 1914 war C. mit Unterbrechungen in München ansässig, 1915–18 leistete er als Offizier Kriegsdienst an der Südfront. 1922 ließ er sich dauerhaft in Innsbruck nieder und beteiligte sich an mehreren Ausstellungen: 1925/26 Wanderausstellung „Tiroler Künstler“ in Gelsenkirchen („Morgen“, „Duett“, „Madonna“), 1927 in der Wiener Secession („Bacchant“), 1933 und 1936 in Innsbruck, 1940 („Herbstblume“), 1943 („Selbstporträt“, „Dahlien“) und 1944 bei den Gau-Kunstausstellungen für Tirol und Vorarlberg sowie im Münchener Kunstverein, in Salzburg und Nürnberg. Ab 1947 Mitglied des neu gegründeten Künstlerbunds Tyrol. Neben Porträts, Stillleben und religiösen Darstellungen wurde C. v. a. durch seine phantasievollen Landschaften bekannt, in denen Naturgeister, Nymphen und bocksbeinige Wesen als mythologische Staffage (z. B. „Frühling/Faun“, um 1900, Sammlung Galerie Arnold, Innsbruck) die Natur mystisch aufladen. Die inhaltliche Orientierung am klassischen Porträt und an der Mythologie steht in Kontrast zur Malweise: der Pinselduktus offen – vom französischen Impressionismus inspiriert –, der Farbauftrag bei Figur und Landschaft pastos, im Bildgrund lasierend. Diese moderne Malerei fand nicht immer Anklang beim Publikum, jedoch blieb C., ein Vertreter der symbolistisch anmutenden Tiroler Malerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts, seinem Weg ohne Konzessionen an den zeitgenössischen Tiroler Kunstbetrieb treu.

Weitere W.: Selbstbildnis, 1898; Frühling, 1901; Mädchen, 1908; Ampezzanerin, 1913; Christus am Ölberg.
L.: Innsbrucker Nachrichten, 20. 6. 1930; AKL; Fuchs, 19. Jh.; ÖKL; Thieme-Becker; Vollmer; K. Fischnaler, Innsbrucker Chronik 5, 1934; E. Egg, Kunst in Tirol. Malerei und Kunsthandwerk, 1972, S. 264; W. Kirschl, Malerei und Graphik in Tirol 1900–40, Wien – Innsbruck 1973, S. 24f. (Kat.); S. Hirn, Vereinigungen und Gruppierungen der Tiroler Künstler im 20. Jahrhundert, phil. Diss. Innsbruck, 1980, S. 26ff., 78, 102, 109, 288, 300, 348f., 351, 493; G. Amann, in: Vom Impressionismus zum Jugendstil. Südtirol – Tirol – Trentino, Innsbruck 1983, S. 21 (Kat.); C. Kraus, Zwischen den Zeiten. Malerei und Graphik in Tirol 1918–45, 1999, S. 34, 251; Tirols Künstler 1927, ed. E. Hastaba, 2002; S. Moser-Ernst – U. Marinelli, in: Tirol – München. Begegnungen von 1880 bis heute, ed. W. Meighörner, Innsbruck 2014, S. 96ff., 255 (Kat.); ABK, Wien.
(U. Marinelli)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)